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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Überrock wie außerhalb des breiten Windschattens der Berge.
    »Seht!«, rief Sludig und deutete auf die Steigung, die ins Gebirge führte.
    Zuerst sah Simon nur die allgegenwärtigen schneebedeckten Felsen und Bäume. Dann, als sein Blick die Reihe der niedrigen Hügel im Osten entlangglitt, erkannte er eine Bewegung. Zwei merkwürdig aussehende Schemen – oder waren es vier? – zeichneten sich auf der eine Achtelmeile entfernten Kammhöhe ab.
    »Wölfe?«, fragte er beunruhigt.
    Binabik ritt mit Qantaqa aus der Gruppe der anderen heraus, bis beide sich deutlich vom Rest abhoben. Dann nahm er die hohlen Hände in ihren Handschuhen zum Mund. »Yah aqonik mij-ayah nu tutusiq, henimaatuq!« , rief er. Seine Worte hallten kurz wider und erstarben dann in den weiß verhüllten Hügeln. »Eigentlich sollte man hier nicht rufen«, flüsterte er dem verwirrten Simon zu. »Weiter oben könnte es Lawinen auslösen.«
    »Aber wen rufst du?«
    »Sch.« Binabik winkte mit der Hand. Sofort kamen die Gestalten ein Stückchen den Kamm herunter und auf die Gefährten zu. Jetzt merkte Simon, dass es sich um zwei kleine Männer handelte, die auf zottigen, gehörnten Widdern saßen. Trolle!
    Einer von ihnen antwortete. Binabik hörte aufmerksam zu und drehte sich dann lächelnd zu seinen Kameraden um.
    »Sie wünschen zu wissen, wohin wir reisen und ob das nicht ein fleischfressender Rimmersmann ist, den wir bei uns haben, und ob er unser Gefangener sei?«
    »Hol sie der Teufel!«, knurrte Sludig. Binabiks Lächeln wurde breiter, und er sah wieder nach dem Kamm hinauf.
    »Binbineqegabenik es sikka!« , schrie er. »Uc sikkan mo-hinaq da Yijarjuk!«
    Die beiden runden Köpfe in den Pelzkapuzen sahen ihn einen Augenblick an, verständnislos wie von der Sonne geblendete Eulen. Gleich darauf schlug sich der eine mit der Hand auf die Brust, während der andere mit dem Arm einen weiten Kreis beschrieb. Sie rissen ihre Tiere herum und galoppierten in einer Wolke von Pulverschnee den Kamm hinauf und davon.
    »Was war das?«, fragte Sludig gereizt.
    Binabiks Grinsen machte einen etwas gezwungenen Eindruck. »Ich habe ihnen gesagt, dass wir unterwegs zum Urmsheim sind«, erklärte er. »Der eine hat das Zeichen gemacht, mit dem man sich vor Bösem schützt, der andere benutzte einen Zauber gegen Wahnsinnige.«Die Gesellschaft schlug den Weg in die Berge ein und lagerte in einer felsigen Mulde, die sich in den Mantelsaum des Urmsheim schmiegte.
    »Hier sollten wir die Pferde und alles sonst Entbehrliche zurücklassen«, meinte Binabik, nachdem er sich das geschützte Gelände angesehen hatte.
    Jiriki schritt nach dem Eingang des Tales, lehnte sich zurück und starrte zum zerklüfteten, schneebedeckten Haupt des Urmsheim hinauf, dessen Westwand die sinkende Sonne rosig färbte. Der Wind blähte den Mantel des Prinzen und blies ihm die Haare ins Gesicht wie lavendelblaue Wolkenfetzen.
    »Es ist lange her, dass ich diesen Ort erblickt habe«, bemerkte er.
    »Habt Ihr den Berg schon einmal bestiegen?«, fragte Simon, der sich mit der Gurtschnalle seines Pferdes abplagte.
    »Ich habe niemals die andere Seite des Gipfels gesehen«, antwortete der Sitha. »Das wird etwas Neues für mich sein – das östlichste Reich der Hikeda’ya zu betrachten.«
    »Der Nornen?«
    »Damals zur Zeit der Trennung wurde ihnen alles Land nördlich der Berge überlassen.« Jiriki stieg die Schneerinne wieder hinauf. »Ki’ushapo, du musst mit Sijandi einen Unterstand für die Pferde bauen. Sieh dort drüben – unter den überhängenden Felsen wachsen ein paar kleine Büsche; das kann gut sein, wenn das Heu knapp wird.« Er fiel in die Sithisprache, und An’nai und die beiden anderen machten sich daran, ein dauerhafteres Lager zu errichten, als die Männer es seit dem Verlassen der »Jagdhütte« bisher gehabt hatten.
    »Simon, schau, was ich mitgebracht habe!«, rief Binabik. Der Junge ging an den drei Soldaten vorbei, die einige kleinere Bäume gefällt hatten und sie nun zu Brennholz spalteten. Der Troll hockte auf der Erde und zog die in Ölhaut verpackten Bündel aus seiner Satteltasche.
    »Der Schmied in Naglimund hielt mich für ebenso verrückt, wie ich klein bin«, lächelte Binabik, als Simon näher kam, »aber er hat mir angefertigt, was ich haben wollte.«
    Aus den aufgeschnürten Bündeln kamen allerlei merkwürdigeGegenstände zum Vorschein: mit Stacheln besetzte Metallplatten mit Riemen und Schnallen, wunderliche Hämmer mit spitzen Köpfen und

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