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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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einen Fellstreifen mit Schlitzen zum Schutz vor dem grellen Glitzern des Schnees. »Vom Engelsturm … es kann auch ein anderer Turm sein. Letzte Nacht habe ich geträumt, er wäre blutüberströmt.«
    Binabik spähte unter seiner eigenen Maske hervor und deutete auf einen dünnen, grauen Streifen, der sich am Horizont am Fuß der Berge entlangzog. »Das, ich bin sicher, ist der Rand des Dimmerskogs – oder des Qilakitsoq, wie mein Volk ihn treffender nennt: des Schattenwaldes. Wir müssten ihn in ein bis zwei Tagen erreicht haben.«
    Simon starrte den öden Streifen an und fühlte, wie ohnmächtige Wut in ihm kochte.
    »Der verdammte Wald ist mir scheißegal«, bemerkte er giftig, »und Eis und Schnee und immer wieder Eis und Schnee hängen mir zum Hals heraus. Wir werden in dieser grässlichen Wildnis erfrieren und sterben! Was ist mit den Träumen, die ich habe?«
    Der Troll hüpfte einen Moment auf Qantaqas Rücken mit, als die Wölfin über eine Reihe kleiner Schneewehen hinwegsetzte. Durch den Gesang des Windes konnte man Haestan hören, der jemandem etwas zurief.
    »Ich bin bereits erfüllt von Sorgen«, verkündete Binabik gemessen, als wolle er seine Rede dem Rhythmus ihrer Schritte anpassen. »Wach lag ich in Naglimund zwei Nächte und quälte mich, welchen Schaden ich verursachen könnte, wenn ich dich auf diese Reise mitnähme. Ich weiß nicht, was deine Träume bedeuten, und dieeinzige Art, es herauszufinden, wäre es, auf der Straße der Träume zu gehen.«
    »Wie damals bei Geloë?«
    »Aber ohne Hilfe habe ich kein Vertrauen in meine Kraft dazu – nicht hier, nicht jetzt. Es ist möglich, dass deine Träume uns Hilfe bringen könnten, aber dennoch scheint es mir unklug, jetzt die Traumstraße aufzusuchen. Ich kann nur sagen, dass ich getan habe, was mir am besten schien.«
    Simon dachte darüber nach und grunzte schließlich. Hier sind wir jetzt. Binabik hat recht. Wir sind jetzt alle hier, viel zu weit, um noch umzukehren.
    »Ist Inelu …«, mit Fingern, die nicht allein vor Kälte zitterten, schlug er das Zeichen des Baumes, »ist der Sturmkönig … der Teufel?«, fragte er endlich.
    Binabik legte die Stirn tief in Falten.
    »Der Teufel? Der Feind eures Gottes? Warum fragst du das? Du hast Jarnaugas Worte gehört – du weißt, was Ineluki ist.«
    »Ja, schon.« Ihn schauderte. »Es ist nur … ich sehe ihn in meinen Träumen. Jedenfalls glaube ich, dass er es ist. Rote Augen, das ist eigentlich alles, was ich erkenne, alles andere ist schwarz … wie verkohlte Scheite, die im Inneren noch glühen.« Beim bloßen Gedanken daran wurde ihm übel.
    Der Troll, die Hände in der Halskrause der Wölfin vergraben, zuckte die Achseln. »Er ist nicht euer Teufel, Freund Simon. Aber trotzdem ist er etwas Böses, oder zumindest glaube ich, dass das, was er will, für uns alle Böses bedeutet. Das ist nun wirklich schlimm genug.«
    »Und … der Drache?«, fragte Simon nach einer Weile zögernd. Binabik drehte scharf den Kopf und sah ihn aus seltsamen geschlitzten Augen an. »Drache?«
    »Der auf dem Berg lebt. Dessen Namen ich nicht aussprechen kann.«
    Binabik lachte laut auf; sein Atem formte sich zur Wolke. »Igjarjuk ist sein Name. Tochter der Berge, viele Sorgen hast du, junger Freund! Teufel! Drachen!« Mit dem Finger seines Handschuhs kratzte er sich eine Träne aus dem Gesicht und hielt sie in die Höhe.»Schau her!«, lachte er. »Als ob es nötig wäre, noch mehr Eis zu machen!«
    »Aber es war ein Drache da!«, antwortete Simon hitzig. »Alle haben es gesagt.«
    »Vor langer Zeit, Simon. Es ist ein verrufener Ort, aber ich denke, dass das vor allem auf seine Abgelegenheit zurückzuführen ist. Die Legenden der Qanuc erzählen, dass dort einst ein riesiger Eiswurm lebte, und mein Volk meidet den Ort, aber ich glaube, dass er heutzutage wahrscheinlich nur ein Schlupfwinkel für Schneeleoparden und ähnliches Getier ist. Das heißt nicht, dass es dort nichts Gefährliches gäbe. Die Hunen, wie wir sehr wohl wissen, treiben sich neuerdings überall herum.«
    »Heißt das dann, dass ich in Wirklichkeit gar keine Angst zu haben brauche? Nachts gehen mir immer die schrecklichsten Dinge durch den Kopf.«
    »Ich habe nicht gesagt, dass du keine Angst zu haben brauchst, Simon. Wir dürfen nie vergessen, dass wir Feinde haben; und manche von ihnen scheinen in der Tat sehr mächtig zu sein.«
    Wieder eine kalte Nacht in der Öde; wieder ein Lagerfeuer in der dunklen Leere der Schneefelder. Nichts auf der

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