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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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entfernt.
    »Wann?«
    »V-vor zwei, drei T-tagen – ich weiß es nicht mehr genau …«
    »Weißt du es wirklich nicht mehr genau«, erkundigte der Mönch sich drohend, »oder willst du nur Geld?« Er klopfte auf seine Kutte. Der Schankwirt wusste nicht, ob es eine Geldbörse oder ein Messer war, auf die der seltsame Gottesmann da klopfte; er hatte den Usires-Anhängern nie recht getraut, und das Leben in der weltoffensten Stadt von Hernystir hatte seine Meinung von ihnen nicht verbessert.
    »O nein, Vater, wirklich nicht! Sie … sie waren vor ein paar Tagen hier. Fragten nach einem Schiff, das die Küste hinuntersegelt – nach Perdruin. Der Mönch war ein kleiner Kerl … kahlköpfig? Der Junge mit schmalem Gesicht und schwarzem Haar? Sie waren hier.«
    »Wo hast du sie hingeschickt?«
    »Zum alten Gealsgiath, unten beim Eirgid Ramh – das ist die Schenke mit dem gemalten Ruder an der Tür, am Ende der Landzunge!«
    Er brach bestürzt ab, als die gewaltigen Hände des Mönchs sich um seine Schultern legten. Der Wirt, ein durchaus kräftig gebauter Mann, fühlte sich so sicher gehalten wie ein Kind. Gleich darauf schwankte er unter einer rippenzerquetschenden Umarmung und konnte nur noch dastehen und nach Luft ringen, als ihm der Mönch einen goldenen Imperator in die Hand drückte.
    »Möge der gnädige Usires deine Schenke segnen, Hernystiri!«, röhrte der große Mann, dass sich weit draußen auf der Straße Köpfe umdrehten. »Das ist der erste glückliche Moment, seit ich diese gottverfluchte Suche angefangen habe!« Er preschte zur Tür der Schänke hinaus wie aus einem brennenden Haus.
    Der Wirt holte unter Schmerzen Atem und hielt die Münze fest, die von der mächtigen Pranke des Mönches noch warm war.
    »Verrückt wie die Mondkälber, diese Ädoniter«, sagte er grimmig. »Als ob der Wahnsinn eine Gnade Gottes wäre.«

    Sie stand an der Reling und sah Abaingeat davongleiten, bis es der Nebel verschlang. Der Wind zerzauste ihr kurzgeschnittenes schwarzes Haar.
    »Bruder Cadrach!«, rief sie. »Kommt her! Gibt es etwas Herrlicheres?« Sie deutete auf den stetig wachsenden Streifen grünes Meer, der sie von der nebligen Küstenlinie trennte. Über dem schäumenden Kielwasser des Schiffes kreisten und kreischten die Möwen.
    Der Mönch, der sich hinter einen Stapel festgezurrter Fässer versteckte, machte eine schlaffe Handbewegung. »Wenn es Euch nur gefällt … Malachias. Ich bin noch nie ein großer Seefahrer gewesen. Weiß Gott, ich glaube auch nicht, dass diese Reise das ändern wird.« Er wischte sich Gischt – oder Schweiß – von der Stirn. Seit sie an Bord gegangen waren, hatte Cadrach noch keinen Tropfen Wein angerührt.
    Miriamel sah auf und bemerkte zwei Hernystiri-Matrosen, die sie vom Vorderdeck aus neugierig betrachteten. Sie senkte den Kopf, ging zu dem Mönch hinüber und setzte sich neben ihn.
    »Warum seid Ihr mit mir gekommen?«, fragte sie nach einer Weile. »Das ist etwas, das ich immer noch nicht verstehe.«
    Der Mönch blickte nicht auf. »Ich tue es, weil die Herrin Vara mich dafür bezahlte.«
    Miriamel zog ihre Kapuze herunter. »Nichts ist besser geeignet als das Meer, einen an die wirklich wichtigen Dinge zu erinnern«, bemerkte sie ruhig und lächelte. Cadrach lächelte matt zurück.
    »Ach ja, beim Guten Gott, das stimmt«, stöhnte er. »Mich erinnert es daran, dass das Leben süß und die See trügerisch ist und dass ich ein Narr bin.«
    Miriamel schaute zu den sich blähenden Segeln auf und nickte. »Das sind in der Tat treffliche Einsichten, die man nicht vergessen sollte«, erklärte sie feierlich.

42
Unter dem Udunbaum

    s geht eben nicht schneller, Elias«, grollte Guthwulf. »Es geht nicht. Naglimund ist eine harte Nuss … sehr hart … aber das wusstet Ihr …« Er hörte selber, wie verwaschen seine Sprache klang; er hatte sich Mut antrinken müssen, um seinem alten Gefährten überhaupt unter die Augen treten zu können. Der Graf von Utanyeat fühlte sich in der Gesellschaft des Königs nicht mehr wohl, schon gar nicht, wenn er ihm schlechte Nachrichten zu überbringen hatte.
    »Du hattest vierzehn Tage Zeit. Ich habe dir alles gegeben – Truppen, Belagerungsmaschinen – alles!« Der König zupfte an seiner Gesichtshaut herum und zog die Stirn in Falten. Er wirkte erschöpft und kränklich und hatte Guthwulf nicht einmal in die Augen gesehen. »Ich kann nicht länger warten. Morgen ist Mittsommerabend.«
    »Und wieso ist das wichtig?« Guthwulf, dem es

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