Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
Geschirre, die aussahen, als wären sie für sehr kleine Pferde bestimmt.
    »Was ist das alles?«
    »Um den Bergen angemessen den Hof machen zu können und sie für uns zu gewinnen«, feixte Binabik. »Sogar wir Qanuc klettern, so leichtfüßig wir auch sind, nicht ungerüstet auf die höchsten Gipfel. Sieh, das hier schnallt man an die Stiefel« – er zeigte auf die Stachelplatten – »und dies hier sind Eispickel – sehr nützlich sind sie. Sludig wird sie sicher kennen.«
    »Und die Geschirre?«
    »Damit können wir uns aneinanderseilen. Wenn dann Graupelschauer kommen oder wir auf Drachenschnee oder zu dünnem Eis gehen und einer von uns stürzt, können die anderen sein Gewicht halten. Hätte die Zeit gereicht, hätte ich auch ein Geschirr für Qantaqa vorbereiten lassen. Sie wird sich aufregen, wenn sie zurückbleiben muss, und es wird einen traurigen Abschied geben.« Der Troll summte ein leises Lied vor sich hin, als er die Gerätschaften polierte und ölte.
    Simon starrte Binabiks Ausrüstung stumm an. Irgendwie hatte er sich vorgestellt, eine Bergbesteigung wäre ungefähr so wie das Erklettern der Stufen im Engelsturm: steil aufwärts, aber im Wesentlichen nicht schwieriger als eine anstrengende Wanderung. Aber dieses Gerede von Abstürzen und dünnem Eis …
    »Ho, Simon, Bursche!« Das war Grimmric. »Komm her und mach dich nützlich. Sammel ein paar von den Spänen auf. Wir wollen noch einmal ein richtig schönes Feuer machen, bevor wir uns da oben in den Bergen umbringen.«
    Wieder ragte nachts in seinen Träumen der weiße Turm auf. Verzweifelt klammerte sich Simon an seine schlüpfrigen Wände, während unter ihm die Wölfe heulten und über ihm eine schwarze Gestalt mit roten Augen die boshaften Glocken läutete.

    Der Schankwirt sah auf, den Mund schon zum Sprechen geöffnet, schwieg dann aber. Er blinzelte und schluckte wie ein Frosch.
    Der Fremde war ein Mönch in schwarzer Kutte und Kapuze, das Gewand vielfach mit dem Schlamm der Straße bespritzt. Was an ihm auffiel, war seine Größe: Er war ziemlich lang, dabei rund wie ein Bierfass und so breit, dass der Schankraum, ohnehin nicht besonders hell, sich merklich verdunkelt hatte, als er sich zur Tür hineindrängte.
    »Entschuldigt, Vater.« Der Wirt lächelte einschmeichelnd. Hier war ein ädonitischer Gottesmann, der aussah, als könne er die Sünde aus einem herausquetschen, wenn ihm danach zumute war. »Wonach fragtet Ihr?«
    »Ich habe gesagt, dass ich im ganzen Dockviertel in allen Gassen in sämtlichen Kneipen war und kein Glück gehabt habe. Mir tut das Kreuz weh. Gib mir einen Krug von deinem besten.« Er stampfte an einen Tisch und ließ sein Gewicht auf eine ächzende Bank sinken. »Dieses verdammte Abaingeat hat mehr Gasthäuser als Straßen.«
    Seine Aussprache, stellte der Wirt fest, war die eines Rimmersmannes. Das erklärte das nackte, rosige Aussehen seines Gesichtes; der Wirt hatte gehört, den Männern aus Rimmersgard wüchsen so dichte Bärte, dass sie sich dreimal am Tag rasieren müssten – die wenigen jedenfalls, die ihren Bart nicht einfach stehen ließen.
    »Wir sind eine Hafenstadt, Vater«, meinte er und setzte einen ordentlichen Humpen vor den finster blickenden Mönch hin. »Und so, wie heutzutage die Dinge liegen«, er verzog achselzuckend das Gesicht, »gibt es eben viele Fremde auf der Suche nach einer Unterkunft.«
    Der Mönch wischte sich den Schaum von der Oberlippe und runzelte die Stirn. »Ich weiß. Eine verdammte Schande. Der arme Lluth …«
    Der Wirt sah sich ängstlich um, aber die erkynländischen Wachsoldaten in der Ecke achteten nicht auf sie. »Ihr sagtet, ihr hättet kein Glück gehabt, Vater«, bemühte er sich, das Thema zu wechseln. »Darf ich fragen, wonach Ihr sucht?«
    »Nach einem Mönch«, knurrte der große Mann, »das heißt natürlich, nach einem Mönchsbruder von mir – und nach einem Jungen. Ich habe alle Docks von oben bis unten nach ihnen durchkämmt.«
    Der Inhaber der Schenke lächelte und polierte mit seiner Schürze einen Metallkrug. »Und hierhin hat es Euch zuletzt verschlagen? Vergebt mir, Vater, aber ich fürchte, Euer Gott wollte Euch prüfen.«
    Der lange brummte etwas und sah dann von seinem Bier auf.
    »Was meinst du damit?«
    »Sie waren hier, alle beide – wenn sie es denn waren.«
    Das befriedigte Lächeln gefror auf seinem Gesicht, als der Mönch von seiner Bank aufsprang. Sein gerötetes Gesicht war plötzlich nur wenige Zoll von dem des Wirtes

Weitere Kostenlose Bücher