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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Gleich darauf stand Strangyeard vor der zusammengesunkenen Gestalt des Bischofs. Langsam, als wäre es der Abschluss eines komplizierten Kunststückes, rollte der alte Kleriker zur Seite.
    Aus einem Teil seines Gesichtes floss ein roter Blutstrom. Am Boden daneben lag ein schwarzer Kopf wie eine von einem vergesslichen Kind fortgeworfene Puppe. Der Kopf, emsig kauend, wandte sich grinsend Strangyeard zu. Die winzigen Augen waren bleich wie weiße Johannisbeeren, der schüttere Bart glänzte vom Blut des Bischofs. Im selben Augenblick schossen auf beiden Seiten zwei weitere Köpfe aus der Erde. Der Archivar machte einen Schritt zurück. In seiner Kehle steckte ein Schrei, fest verkeilt wie ein Stein. Wieder bebte der Boden – hier, dort, überall. Dünne schwarze Hände wühlten sich hervor wie Maulwurfsschnauzen.
    Strangyeard taumelte zurück und fiel hin. Mühsam schleppte er sich wieder auf den Weg, davon überzeugt, dass sich jeden Moment eine feuchtkalte Hand um seinen Knöchel legen würde. Sein Mund war zu einer starren Grimasse verzerrt, aber er brachte keinen Ton heraus. Im Gebüsch hatte er die Sandalen verloren und wankte nun auf lautlosen nackten Füßen den Pfad zur Kapelle hinauf. Eine feuchte Decke aus Schweigen legte sich über die Welt; sie erstickte ihn und drückte ihm die Brust zusammen. Selbst das Krachen der hinter ihm zufallenden Kapellentür wirkte gedämpft. Als er mit zitternden Fingern den Riegel vorschob, zog sich ein Vorhang aus verschwommenem Grau vor seinen Augen zusammen, und er ließ sich dankbar hineinfallen wie in ein weiches Bett.

    Zwischen den Nornen leuchteten jetzt wie Blüten in einem Mohnfeld die Flammen unzähliger Fackeln auf, verwandelten die schrecklichen, schönen Gesichter in scharlachrote Umrisse und vergrößerten den Umfang der hinter ihnen lauernden Hunen in ihrer Kriegsausrüstung ins Groteske. Soldaten hasteten auf die Burgmauern, nur um in entsetztem Schweigen hinunterzustarren.
    Fünf gespenstische Gestalten auf Pferden, so blass wie Spinnenseide, ritten auf den freien Platz vor der Vormauer. Der Fackelschein spielte in ihren weißen Kapuzenmänteln, und auf den langen, rechteckigen Schilden glomm und pochte die rote Pyramide von Sturmspitze. Furcht schien die Verhüllten zu umgeben wie eine Wolke, die in die Herzen aller drang, die sie erblickten. Die Zuschauer auf dem Wall spürten, wie sie eine schreckliche, hilflose Schwäche erfasste.
    Der vorderste Reiter hob den Speer, die vier hinter ihm folgten seinem Beispiel. Dreimal schlugen die Trommeln.
    »Wo ist der Herr von Ujin e-d’a Sikhunae – der Falle, die den Jäger fängt?« Die Stimme des ersten Reiters war ein spöttisches, hallendes Stöhnen. »Wo ist der Herr des Hauses der Tausend Nägel?«
    Einige lange Augenblicke holte der dräuende Sturm Atem, bevor die Antwort kam.
    »Hier bin ich.« Josua trat vor, ein schmaler Schatten auf dem Torhaus. »Was sucht eine so seltsame Schar von Reisenden an meiner Tür?« Seine Stimme war ruhig, aber es lag ein winziges Zittern darin.
    »Wir sind gekommen, um nachzusehen, ob die Nägel rostig und wir stark geworden sind.« Die Worte kamen langsam, mit zischender Luft hervorgestoßen, als sei der Reiter das Sprechen nicht gewöhnt. »Wir sind gekommen, Sterblicher, um uns von dem, was uns gehört, ein kleines Stück zurückzuholen. Dieses Mal ist es Menschenblut, das den Boden von Osten Ard netzen wird. Wir sind gekommen, dein Haus dem Erdboden gleichzumachen.«
    Der unversöhnliche Hass in der hohlen Stimme war so machtvoll, dass viele Soldaten aufschrien und von den Mauern flohen, um sich unten in der Burg zu verstecken. Noch während Josua wortlos aufdem Tor stand, durchbrach ein Schrei das Stöhnen und ängstliche Flüstern der Naglimunder.
    »Gräber! Es sind Gräber in den Mauern!«
    Neben dem Prinzen gab es eine Bewegung. Er drehte sich um. Es war Deornoth, der auf unsicheren Beinen zu ihm heraufgeklettert kam.
    »Die Gärten der Burg sind voller Bukken«, erklärte der junge Ritter und starrte die weißen Reiter an.
    Der Prinz trat vor. »Ihr sprecht, als wolltet ihr euch rächen«, rief er der bleichen Menge zu. »Aber das ist eine Lüge! Ihr kommt auf Geheiß des Hochkönig – eines Sterblichen. Ihr dient Elias, einem Sterblichen, wie Madenhacker dem Krokodil. Kommt doch! Tut euer Ärgstes! Ihr werdet sehen, dass nicht alle Nägel von Naglimund verrostet sind und es hier immer noch Eisen gibt, das den Sithi den Tod bringen wird!«
    Von den auf der

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