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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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kicherte Morgenes und kaute dann auf seinem Bart herum, bis der Anfall vorüber war.
    Simon stand da wie aus Stein, mit finsterem Gesicht, und wusste nicht, ob man ihm ein Kompliment machte oder ihn beleidigte. Nach und nach gewann der Doktor die Beherrschung zurück, sprang auf und trat zu seinem Bierhumpen. Ein tiefer Zug beschloss den Vorgang der Beruhigung, dann wandte sich Morgenes wieder dem Jungen zu und lächelte.
    »Ach, Simon, Gott segne dich! Lass dich vom Scheppern und Prahlen von König Elias’ Kumpanen und Banditen nicht so beeindrucken. Du hast einen scharfen Verstand – nun ja, wenigstens manchmal – und Gaben, von denen du selbst noch nichts weißt. Lern von mir, was du kannst, junger Falke, von mir und von anderen, die dich auch etwas lehren können. Wer weiß, wie dein Schicksal noch aussehen wird? Es gibt viele Arten von Ruhm.« Er kippte das Fass und nahm einen weiteren schaumigen Schluck.
    Simon musterte Morgenes sorgfältig, um sicherzugehen, dass diese letzten Worte nicht schon wieder eine Neckerei darstellten,und gestattete sich dann endlich ein schüchternes Grinsen. Er hörte es gern, wenn man ihn »junger Falke« nannte.
    »Also gut. Und es tut mir wirklich leid, dass ich Euch belogen habe. Aber wenn ich einen scharfen Verstand habe, warum zeigt Ihr mir dann nie etwas Wichtiges?«
    »Zum Beispiel?«, erkundigte sich Morgenes, und sein Lächeln schwand.
    »Ach, ich weiß nicht. Magie oder so etwas.«
    »Magie!« , zischte Morgenes. »Ist das alles, was du im Kopf hast, Junge? Hältst du mich für irgendeinen Wanderzauberer, einen billigen Hofbeschwörer, der dir irgendwelche Tricks vorführt?« Simon sagte nichts. »Ich bin immer noch wütend auf dich, weil du mich angeschwindelt hast«, ergänzte der Doktor. »Wieso sollte ich dich belohnen?«
    »Ich verrichte jede Arbeit, die Ihr wünscht, zu jeder Stunde«, erklärte Simon. »Ich werde sogar die Decke putzen.«
    »Komm, komm«, versetzte Morgenes, »ich lasse mich nicht erpressen. Und ich sage dir noch etwas, Junge: Gib diese schreckliche Vernarrtheit in die Magie auf, und ich werde dir einen ganzen Monat lang alle anderen Fragen beantworten, ohne dass du eine einzige aufschreiben musst! Was hältst du davon?«
    Simon machte schmale Augen, sagte aber nichts.
    »Das reicht nicht?! Nun gut, ich erlaube dir, mein Manuskript über das Leben von Johan dem Priester zu lesen«, bot der Doktor an. »Ich erinnere mich, dass du mich ein paarmal danach gefragt hast.«
    Simon kniff die Augen noch enger zusammen. »Wenn Ihr mich Magie lehrt«, machte er sein Gegenangebot, »bringe ich euch jede Woche eine von Judiths Pasteten und ein Fass Stanshire-Dunkelbier aus der Vorratskammer.«
    »Aha!«, bellte Morgenes triumphierend. »Siehst du! Siehst du, Junge? Du glaubst so fest daran, dass dir magische Kunststücke Macht und Glück bringen könnten, dass du sogar bereit bist zu stehlen, nur um mich zu bestechen, damit ich dich unterrichte! Nein, Simon, in dieser Sache gibt es keine Verhandlungen.«
    Simon war schon wieder zornig, aber er holte tief Luft und zwickte sich in den Arm.
    »Warum seid Ihr so strikt dagegen, Doktor?«, fragte er schließlich, als er sich etwas beruhigt hatte. »Weil ich ein Küchenjunge bin?«
    Morgenes lächelte. »Auch wenn du noch in der Spülküche arbeitest, Simon, bist du trotzdem kein Küchenjunge mehr. Du bist mein Lehrling. Nein, es fehlt dir an nichts – außer an Alter und Reife. Du begreifst einfach noch nicht, worum du mich bittest.«
    Simon ließ sich auf einen Schemel fallen. »Ich verstehe es nicht«, murmelte er.
    »Genau.« Morgenes kippte einen weiteren Schluck Bier. »Was du ›Magie‹ nennst, ist in Wirklichkeit nur das Zusammenwirken natürlicher Gegebenheiten, elementarer Kräfte, ganz ähnlich wie Feuer und Wind. Sie gehorchen Naturgesetzen – aber diese Gesetze sind sehr schwer zu lernen und zu begreifen. Manche wird man vielleicht nie verstehen.«
    »Aber warum lehrt Ihr mich diese Gesetze denn nicht?«, fragte Simon mit großen Augen.
    »Weil ich auch einem Kleinkind, das auf einem Strohhaufen sitzt, keine brennende Fackel in die Hand geben würde. Das Kleinkind, und das soll keine Kränkung sein, Simon, ist auf diese Verantwortung nicht vorbereitet. Nur wer viele Jahre andere Dinge und Wissensgebiete studiert hat, kann anfangen, die Kunst zu meistern, die einen solchen Reiz auf dich ausübt. Aber selbst dann ist man nicht unbedingt dafür geeignet, mit ihrer Macht umzugehen.« Wieder trank der

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