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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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gebeugten Schultern war der Hinterkopf fast nicht sichtbar. Simon rieb sich den Nacken. Ihm war ein wenig übel.
    Morgenes schob gerade ein Trio junger Priester aus seiner Wohnung. Sie waren geradezu schockierend betrunken.
    »Sie kamen wegen meines Beitrages zum Allernarrenfest«, erläuterte Morgenes, als er die Tür hinter dem Dreigespann schloss, das sich bereits der Freude an einem unzusammenhängenden Trinklied ergab. »Halt mir die Leiter, Simon.«
    Auf der obersten Stufe der Leiter balancierte ein Eimer mit roter Farbe. Als der Doktor ihn erreicht hatte, holte er einen Pinsel heraus, der hineingefallen war, und begann sonderbare Zeichen über den Türrahmen zu malen – eckige Symbole, jedes einzelne ein winziges, rätselhaftes Bild. Für Simons Augen sahen sie ein wenig wie die uralte Schrift in einigen von Morgenes’ Büchern aus.
    »Wozu dient das?«, fragte er. Der wild den Pinsel schwingende Doktor antwortete nicht. Simon nahm die Hand von der Sprosse, um sich am Knöchel zu kratzen, worauf die Leiter sofort drohend zu schwanken begann. Morgenes musste sich am Türsturz festhalten, um nicht umzukippen.
    »Nein, nein, nein!«, bellte er und versuchte mühsam, Ebbe und Flut der Farbe daran zu hindern, über den Eimerrand zu schwappen. »Du solltest es besser wissen, Simon. Die Regel lautet: Alle Fragen nur schriftlich! Aber warte, bis ich wieder unten bin – denn wenn ich abstürze und sterbe, ist keiner mehr da, der dir die Antworten geben könnte.« Morgenes machte sich wieder ans Malen und murmelte dabei leise vor sich hin.
    »Entschuldigung, Doktor«, meinte Simon ein wenig ärgerlich, »ich hatte es nur vergessen.«
    Einige Minuten vergingen ohne ein anderes Geräusch als das schnurrende Streichen von Morgenes’ Pinsel.
    »Werde ich meine Fragen immer aufschreiben müssen? Ich werde es nie schaffen, so schnell zu schreiben, wie mir Dinge einfallen, über die ich etwas wissen möchte.«
    »Das«, erwiderte Morgenes und schielte auf seinen letzten Pinselstrich, »war die Grundidee für diese Vorschrift. Du, Junge, setzt Fragen in die Welt wie Gott Fliegen und arme Leute – in Schwärmen. Ich bin ein alter Mann und möchte meine Geschwindigkeit lieber selbst bestimmen.«
    »Aber«, in Simons Stimme mischte sich Verzweiflung, »dann schreibe ich ja für den Rest meiner Tage!«
    »Ich kann mir manche wesentlich weniger wertvolle Beschäftigung vorstellen, mit der du dein Dasein zubringen könntest«, bemerkte Morgenes und krabbelte die Leiter hinunter. Dann drehte er sich um und studierte den Gesamteindruck – einen Bogen aus seltsamen Buchstaben, der sich über den gesamten Türrahmen ausdehnte. »Zum Beispiel«, fuhr er fort und warf Simon einen scharfen, wissenden Blick zu, »könntest du einen Brief fälschen, um dich Breyugars Wachsoldaten anzuschließen, und dir dann die Zeit damit vertreiben, dass Männer mit Schwertern kleine Stückchen von dir herunterhacken.«
    O nein, dachte Simon, erwischt wie eine Ratte in der Falle.
    »Das heißt … Ihr habt davon gehört?«, fragte er nach einer Weile. Der Doktor nickte, immer noch das verkniffene, zornige Lächeln im Gesicht.
    Usires steh mir bei, was er für Augen hat – wie Nadeln! Simon schauderte. Der Blick des Doktors war schlimmer als Rachels Drachenstimme.
    Der Doktor beobachtete ihn immer noch. Simon schlug die Augen nieder und brachte es dann endlich heraus, mit einer mürrischen Stimme, die um Jahre jünger klang, als er es gern gewollt hätte: »Tut mir leid.«
    Der Doktor, als hätte man eine Schnur durchschnitten, die ihnfestband, begann im Zimmer auf und ab zu gehen. »Wenn ich auch nur die geringste Idee gehabt hätte, wozu du diesen Brief benutzen wolltest …«, wütete er. »Was hast du dir bloß dabei gedacht? Und warum, warum musstest du mir etwas vorlügen?«
    Irgendwo im tiefsten Innern freute sich ein Teil von Simon, dass der Doktor sich so aufregte – ein Teil seines Wesens, der es genoss, dass man ihn beachtete. Ein anderer Teil dagegen schämte sich. Und wieder an einer anderen Stelle seines Innenlebens – wie viele Simons gab es dort eigentlich? – saß ein gelassener, interessierter Beobachter, der abwartete, welcher Teil für alle sprechen würde.
    Morgenes’ Hin- und Herlaufen machte Simon langsam nervös.
    »Was kümmert es Euch?«, rief er dem alten Mann zu, »es ist mein Leben, oder nicht? Ein blödes Küchenjungenleben! Und sie wollten mich ohnehin nicht haben …«, schloss er undeutlich.
    »Und dafür solltest

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