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Der Drachenbeinthron

Der Drachenbeinthron

Titel: Der Drachenbeinthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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schlug sie vor das Gesicht, als wollte sie es vor der Nachmittagssonne beschirmen.
    »Und was soll das sein?«, erkundigte er sich, und eine gewisse Gereiztheit schlich sich in seine Stimme. »Möchtest du lieber wieder nach Meremund und in diesem zugigen Gefängnis von Haus leben, das mein Vater mir gab, dort, wo der Fischgestank noch auf dem höchsten Balkon die Luft vergiftet?« Er griff hinunter und fasste sie am Kinn, das er sanft aber bestimmt drehte, bis er ihre zornigen, tränenfeuchten Augen sehen konnte.
    »Ja!«, entgegnete sie und schob seine Hand fort, wich jedoch seinem Blick nicht länger aus. »Ja, das möchte ich. Man kann dort den Wind riechen und das Meer sehen.«
    »O Gott, Mädchen, das Meer? Du bist die Herrin der gesamten bekannten Welt und weinst, weil du das verdammte Wasser nicht sehen kannst? Schau! Schau dorthin!« Er deutete über die Wälle des Hochhorstes. »Was ist mit dem Kynslagh?«
    Verächtlich gab sie den Blick zurück. »Eine Bucht ist er, eine königliche Bucht, die ergeben darauf wartet, dass der König dort ein Boot besteigt oder schwimmen geht. Kein König wird je das Meer besitzen.«
    »Aaah.« Er ließ sich auf ein Sitzkissen fallen, die langen Beine nach beiden Seiten ausgestreckt. »Und hinter all dem steckt vermutlich der Gedanke, dass auch du hier eingesperrt bist, wie? Was für ein Unfug! – Ich weiß, warum du dich so aufregst.«
    Sie wandte sich nun ganz vom Fenster ab. Ihr Blick war voller Spannung. »Ihr wisst es?«, fragte sie, und unter der Verachtung regte sich ein winziges Fünkchen Hoffnung. »Dann sagt mir, warum, Vater.«
    Elias lachte. »Weil du bald heiraten wirst, darum. Das ist ganz und gar nicht ungewöhnlich.« Er rückte näher. »Ach, Miri, du brauchst dich nicht zu fürchten. Fengbald ist ein Prahlhans, aber er ist jung und noch töricht. Wenn eine geduldige Frauenhand ihn leitet, wird er sehr bald Manieren annehmen. Und wenn nicht – nun, er wäre wirklich ein Narr, wenn er die Tochter des Königs nicht gut behandelte.«
    Miriamels Gesicht verhärtete sich zu einer Miene der Resignation. »Ihr versteht mich nicht.« Ihre Stimme war ausdruckslos wie die eines Steuereinnehmers. »Fengbald bedeutet mir nicht mehr als ein Felsblock oder ein Schuh. Ihr seid es, um den ich mir Sorgen mache – und Ihr seid es auch, der sich fürchten muss. Warum spielt Ihr Euch vor den anderen so auf? Warum verspottet und bedroht Ihr alte Männer?«
    »Verspotten und bedrohen?« Für einen Augenblick verzog sich Elias’ breites Gesicht zu einer hässlichen Grimasse der Wut. »Dieser alte Hurensohn singt ein Lied, das mich mehr oder weniger beschuldigt, meinen Bruder beiseitegeschafft zu haben, und du sagst, ichwürde ihn verspotten?« Der König sprang unvermittelt auf und versetzte dem Kissen einen wütenden Fußtritt, der es quer durchs Zimmer fliegen ließ. »Und was, denkst du, hätte ich denn zu fürchten?«, fragte er gleich darauf.
    »Wenn Ihr es nicht wisst, Vater, obwohl Ihr doch so viel Zeit mit dieser roten Schlange und seinen Teufelskünsten verbringt – wenn Ihr nicht selbst fühlt, was vor sich geht …«
    »Was in Ädons Namen redest du?«, fragte der König hart. »Was weißt denn du?« Er schlug sich klatschend mit der Hand auf den Schenkel. »Nichts! Pryrates ist mein tüchtigster Diener – er tut für mich, was kein anderer kann.«
    »Ein Ungeheuer ist er, ein Geisterbeschwörer!«, rief die Prinzessin.
    »Und Ihr seid im Begriff, sein Werkzeug zu werden, Vater! Was ist aus Euch geworden? Wie habt Ihr Euch verändert!« Miriamel stieß einen gequälten Laut aus und versuchte, das Gesicht in ihrem langen, blauen Schleier zu vergraben. Dann sprang sie auf und rannte auf Samtpantoffelfüßen an ihrem Vater vorbei in den Schlafraum. Einen Augenblick später hatte sie die schwere Tür hinter sich zugeworfen.
    »Verdammt sollen alle Kinder sein!«, fluchte Elias. »Miri!«, rief er und ging an die Tür, »du verstehst nichts! Du weißt nichts von dem, was der König tun muss. Und du hast kein Recht zum Ungehorsam. Ich habe keinen Sohn! Ich habe keinen Erben! Und ich bin umgeben von ehrgeizigen Männern. Deshalb brauche ich Fengbald. Du wirst mich nicht hindern!« Einen langen Augenblick stand er schweigend da, aber es kam keine Antwort. Er schlug mit der Faust gegen die Tür, dass die Bohlen erbebten.
    »Miriamel! Mach sofort auf!« Als Erwiderung nur Stille. »Tochter«, sagte er endlich und senkte den Kopf, bis seine Stirn das unnachgiebige Holz

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