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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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Yankos Schulter hinweg zu Nica schauen konnte. Er erzählte, was er eben an der Mine erlebt hatte.
    »Schwerter?«, fragte Yanko darauf. »Ich sage dir, wir brauchen den Schlüssel! Wir müssen unbedingt einen Blick in die
Mine werfen. Schwerter! Damit suchen die sicher kein Blausilber. Da steckt etwas anderes in der Mine!« Yanko gehörte zu den Jungen, die die Aussicht auf Untiere spannend fanden. Er war überzeugt, dass in der Mine keine wirklich gefährlichen Untiere hausen konnten, denn solche hätten schon längst die Holztür eingerissen und wären in Trollfurt eingefallen. Alle Untiere, die nicht in der Lage waren, eine noch so massive Holztür einzureißen, konnten nicht als gefährlich bezeichnet werden.
    Das klang überzeugend, doch Ben blieb misstrauisch. Was, wenn irgendein Untier eben einfach lieber im Dunkeln blieb, als Türen einzureißen?
    »Ach was«, erwiderte Yanko. »Du nimmst deinen Dolch mit, und ich leihe uns ein paar richtige Waffen aus Vaters Werkstatt aus, ein Schwert und eine Kriegsaxt müssten sich da auftreiben lassen.«
    »Und der Schlüssel?«
    »Ja, ich habe doch gesagt, dass wir den brauchen. Mir wird schon was einfallen. Sonst knacken wir das Schloss eben.«
    Ben nickte, auch wenn er nicht die geringste Ahnung vom Schlösserknacken hatte, und sah an Yanko vorbei zu Nica hinüber. Sie zuckte eben mit den Schultern, lächelte zurückhaltend und sprach mit einem Jungen, der daraufhin mit hängendem Kopf abzog. Die anderen Mädchen kicherten.
    »Ha!«, stieß Ben triumphierend aus.
    »Was?«, fragte Yanko.
    »Nichts, nichts«, versicherte Ben hastig.
    »Ja, ja.« Yanko grinste. »Lass mich raten. Dieses Nichts-Nichts hat strahlend blonde Haare und sitzt auf einer Bank bei der Wasseruhr.«
    »Ach was!«

    »Wenn du es sagst, dann muss ich mich wohl irren...« Ben starrte Yanko an. Sollte der doch sagen, was er wollte. Stattdessen fragte er: »Ich hab gesehen, wie die Arbeiter angekommen sind.«
    »Ich auch.«
    »Und? Vom Berg oben war nicht viel zu erkennen. Wie kamen die dir vor?«
    »Wie Arbeiter. Warum?« Yanko mühte sich sichtlich, nicht zu lachen.
    »Weil der eine oben an der Mine...« Ben wich Yankos Blick aus, und seine Augen zuckten automatisch zu Nica hinüber, er konnte nichts dagegen tun. In diesem Moment wandte Nica schnell den Kopf ab. Hatte sie etwa gerade zu ihm herübergesehen? Er fixierte ihre Augen, aber sie wollte einfach nicht mehr hersehen.
    »Dir ist echt nicht zu helfen«, brummte Yanko und humpelte davon.
    »He! Warte!«
    »Warum denn? Damit du mich weiterhin als Deckung benutzen kannst, um zu deinem blonden Nichts-Nichts hinüberzugaffen?«
    »Jetzt komm schon.« Ben legte Yanko den Arm um die Schulter. »Sei doch nicht gleich eingeschnappt.«
    »Gleich eingeschnappt?« Yanko riss sich los. »Du tust so, als wäre ich blind und vollkommen verblödet! Ich geh jetzt Byasso suchen, der traut sich wenigstens mit in die Mine und glotzt nicht immer weg. Du liebestoller Höhlenmensch!«
    »Leck mich, dämlicher Moorschädel! Fall vom Berg und brich dir den Hals!« Ben trat nach Yankos Hintern, war aber zu langsam und traf nur Luft. Er hielt sich den Oberschenkel,
der durch den Tritt wieder schmerzte, und starrte Yanko hinterher.
    Dann äugte er kurz zu den Mädchen hinüber und schlenderte ganz langsam über den Marktplatz und weiter in die Bäckergasse, die zum Dherrnufer führte. Er hatte die wilde Hoffnung, dass Nica ihn gesehen hatte und ihm folgen würde. Doch vielleicht konnte sie nicht sofort weg von ihren Freundinnen, wenn sie sich nicht verraten wollte. Wenn sie etwas für Ben empfand, würde sie später nachkommen. Vielleicht. Er ging bis zum Dherrn, setzte sich ans Ufer und wartete.
    Er wartete und wartete, starrte aufs Wasser, warf kleine Steinchen nach Wasserratten. Keine Nica erschien.
    Er wartete und wartete, bis sich die Sonne schließlich dem Horizont näherte. Der Fluss verschwand im Schatten der Häuser und hörte auf zu glitzern. Ben wartete vergeblich; es dämmerte und wurde schließlich ganz dunkel. Die Sonne war verschwunden, und auch das Glück hatte ihn verlassen. Er blieb einfach sitzen, dachte an Nica oder an nichts, bis in Trollfurt Ruhe einkehrte, nur noch das sanfte Plätschern des Dherrn zu hören war und hier und da der Ruf eines Tiers. Egal, wie er es drehte und wendete, Nica würde nicht mehr kommen.
    Er stand auf und machte sich auf den Weg, um Feuerschuppe zu besuchen.
    Als sich Ben bald darauf über die Mauer zum Yirkhenbarg-Anwesen

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