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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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Besseres, nur weil sie einen Drachen verliehen bekommen hatte.
    »Dabei sind Pferde doch eigentlich die besseren Reittiere, wenn man genau hinsieht und sich nicht von Größe blenden lässt. Wie man sich auch nicht von der Schönheit blenden lassen soll«, sagte er, und andere, die ebenfalls von Nica abgewiesen worden waren, stimmten ihm lautstark zu.
    Unter diesen Jungen entbrannte eine wahre Pferdebegeisterung, und sie organisierten beinahe jeden Tag ein Wettreiten um die Stadtmauer, bei dem sie große Schilder aufstellten, auf denen stand:
    HEUTE
    Das große Trollfurt-Rennen.
Nur edle Tiere zugelassen.
Drachen und Stinktiere verboten.
    Ben sah sich ein paar Rennen an, doch er konnte die Pferdebegeisterung nicht teilen, er wollte nur Sidhy eins auswischen. Und weil eine Abreibung viel befriedigender war, lauerte er mit Yanko und Byasso dem Sohn des Minenbesitzers auf. Da dieser jedoch von Cirpas, Lugh und Aaser begleitet wurde, waren es Ben, Yanko und Byasso, welche die Abreibung abbekamen. Und zwar eine ordentliche, so dass Bens Glieder noch am nächsten Tag schmerzten.
    Als er erwachte, konnte er den rechten Oberschenkel nur unter Schmerzen bewegen. Er war froh, dass er nicht von irgendwelchen Eltern herausgequält wurde, um in die Schule oder irgendeine Lehre zu gehen. Er würde einfach liegen bleiben und später irgendwann ein paar Fische fangen, das war nicht so anstrengend wie Äpfel klauen.
    Er starrte über das Gatter hinaus in den blauen Himmel und dachte an Nica. In seinen Träumen war es egal, wie viele andere Verehrer sie hatte und dass er bei ihr sowieso keine Chancen hatte, weil sie zur angesehensten Familie Trollfurts gehörte.
    Er hauchte ihren Namen und starrte einfach ins Nichts.
    Nach einer Weile stand Ben mühsam ächzend auf und wusch sich, wo es nötig war. Dann humpelte er in die Sonne und setzte sich auf den Felsen. Die Fische konnten noch eine Stunde warten.
    Während er faul in der Sonne lümmelte und seinen juckenden, noch immer warzenfreien Daumen kratzte, sah er vier
Kutschen aus dem Süden auf die Stadt zufahren. Staub wirbelte auf, die Straße am Ufer des Dherrn war trocken, denn es hatte lange nicht mehr geregnet. Über diese Straße kamen die meisten Fremden in die Stadt, aber gleich vier Kutschen auf einmal war ungewöhnlich. Ben wäre am liebsten einfach hinuntergelaufen, aber sein Bein schmerzte, und er war völlig ausgepumpt. So blieb er sitzen und beobachtete alles, was passierte.
    Die Kutschen erreichten das Stadttor und wurden rasch eingelassen. Sie rumpelten durch die Straßen, verschwanden immer wieder hinter Häusern, wurden von Neugierigen angegafft und zuckelten schließlich über die große Dherrnbrücke ans linksseitige Flussufer.
    Natürlich, die Arbeiter!
    Ben war froh, sich nicht hinuntergequält zu haben. Arbeiter waren eben Arbeiter, da gab es nicht viel zu sehen. Sie würden ihre spärliche Habe in die Häuser schaffen, und das wäre das Aufregendste, was passieren würde. Außerdem würden sie hier natürlich wohnen bleiben, er würde ihnen also noch oft genug über den Weg laufen.
    Seufzend erhob er sich und griff nach seiner Angel. Bis er endlich am See oben wäre und etwas gefangen hätte, würde sein Magen lauter knurren als alle Felswölfe des Wolkengebirges zusammen. Langsam schlurfte Ben den steinigen, aber glücklicherweise auch schattigen Pfad zum Fonksee hinauf.
    Nachdem er die ersten beiden Fische verzehrt hatte, fühlte er sich schon viel besser, längst nicht mehr so jämmerlich wie am Morgen. Das Bein hatte sich mit jedem Schritt wieder an Bewegung gewöhnt, der Schmerz war dumpf und erträglich. Jetzt war Ben auch bereit, sich die Neuankömmlinge in Trollfurt anzusehen. Doch zuerst wollte er sich noch ein paar
Fische für die nächsten zwei, drei Tage fangen, die er in Salz einlegen konnte.
    Plötzlich hörte er ferne Stimmen, irgendwer kam den Berg herauf. Die Stimmen klangen tief, sicher nicht Yanko und Byasso oder ein anderer Junge. Doch Erwachsene kamen unter der Woche selten hier hoch. Ben konnte nicht verstehen, was sie sagten, dafür waren sie zu weit weg. Ein Stück noch kamen sie näher, dann entfernten sie sich wieder. Nicht hinab, sondern am Hang entlang.
    Die gehen zur Mine , fuhr es Ben durch den Kopf. Kaum in der Stadt, gleich zum Arbeitsplatz - solch eifrige Arbeiter mussten Herrn Yirkhenbarg glücklich machen. Vielleicht nahmen sie Ben sogar mit hinein, wenn er große Begeisterung für ihre Arbeit zeigte? Es war einen Versuch wert.

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