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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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Oder er schlich ihnen einfach nach und hoffte, sie würden die Tür hinter sich nicht wieder verschließen.
    Seine Neugier war größer als die Angst vor einem Höhlenalp.
    Ben holte die Angel ein und versteckte sie und den Eimer schnell im nahen Gebüsch. Dann machte er sich auf den Weg zur Mine. Er lief, so schnell seine schweren Beine ihn trugen, und irgendwann vernahm er wieder die Stimmen. Sie klangen nun dumpfer, und als er um die Bergkante bog, hinter der die Mine lag, sah er eben noch einen fremden Mann in der Tür verschwinden.
    »Halt!«, rief Ben, ohne nachzudenken.
    Der Kopf des Mannes tauchte wieder auf, er sah sich um und entdeckte Ben. »Was willst du, Junge?«
    »Ich will mit«, keuchte Ben und humpelte die letzten Meter heran.
    Der Mann trat nun wieder ganz in die Sonne. Er war groß,
kräftig und glatt rasiert und trug kein Hemd, etwas, das für einen Erwachsenen unschicklich und auf den Straßen der Stadt eigentlich undenkbar war. Sein langes dunkles Haar hing ihm über die bloßen Schultern, und auf dem linken Oberarm hatte er einen gewundenen grünen Drachen tätowiert. Der Drache war detailgenau in die Haut gestanzt, die Augen wirkten beinahe lebendig, selbst die Narben auf den Schulterknubbeln waren zu erkennen. Ben hatte eine solch kunstvolle Arbeit noch nie gesehen. Direkt hinter dem Mann kam ausgerechnet Yirkhenbarg selbst aus der Mine gestapft. Dieser besaß so viel Anstand, dass er sein Hemd nicht ausgezogen hatte.
    Er blinzelte gegen das Licht und lächelte Ben dann an. »Du willst also mit? Wohin denn?«
    »In die Mine, Herr Yirkhenbarg.« Ben versuchte möglichst freundlich und treuherzig dreinzublicken. Inzwischen war er nicht mehr so sicher, ob wirklich Sidhy allein für seinen Rauswurf aus dem Haus verantwortlich war. Klar prahlte der Mistbeutel damit, aber entschied nicht letztlich doch das Familienoberhaupt, was getan wurde? Auch wenn Sidhy es angeregt hatte, die Anweisung zum Rauswurf musste letztlich doch der gute Herr Yirkhenbarg gegeben haben. Ben spürte plötzlich den Groll in sich wachsen, aber er ließ sich nichts anmerken.
    »Was willst du denn da?«
    »Na ja, mein Vater hat dort vor Jahren gearbeitet, aber ich war damals viel zu klein, um ihn da zu besuchen. Und dann wurde die Mine ja geschlossen, und ich habe noch nie einen Fuß hineingesetzt. Dabei will ich unbedingt wissen, wie so eine Blausilbermine aussieht, ich möchte die Loren mit der schimmernden Staubschicht selbst sehen, von denen ich schon so viel gehört habe. Ihr silbrig-blaues Leuchten in der Dunkelheit... Die Arbeit in der Mine muss einfach toll sein.«

    »Vor allem ist sie anstrengend«, brummte der Arbeiter mit vorgeschobenem Unterkiefer.
    Yirkhenbarg sah ihn von der Seite an und lächelte spöttisch, sagte jedoch nichts.
    »Anstrengend macht mir nichts aus, Hauptsache, die Arbeit ist spannend.«
    »Wie heißt du, Junge?«, fragte Yirkhenbarg. »Gesehen habe ich dich schon einmal.«
    »Ben, Herr Yirkhenbarg.« Er bemühte sich, weiterhin zu lächeln. Der werte Herr Yirkhenbarg hatte ihn also schon einmal gesehen. Wie großzügig. War das bevor oder nachdem er Ben aus seinem Haus hatte schmeißen lassen?
    »So, so, du bist also der Ben.« Yirkhenbarg nickte vor sich hin.
    Kannte er die Namen der Leute, die er vor die Tür gesetzt hatte, oder hatte Sidhy etwa zu Hause von ihm erzählt? Vielleicht hätte sich Ben doch einen falschen Namen ausdenken sollen. Aber das wäre sicher bald rausgekommen, und er musste ja nicht den mächtigsten Mann der Stadt grundlos anlügen.
    »Sie wissen, wer ich bin?«
    »Ich habe von dir gehört. Du hast bis vor kurzem in einem meiner Häuser gewohnt.« Inzwischen hatte das Lächeln seine Augen verlassen, nur auf den Lippen zeigten sich noch letzte Reste.
    Ben nickte. Er sagte nicht, dass es genau genommen bis vor kurzem sein Haus gewesen war, nicht Yirkhenbargs, auch wenn es immer mehr in ihm brodelte. Doch er zwang sich, an die Mine zu denken und daran, dass Yirkhenbarg ja auch Nicas Vater war. Bestimmt war es nicht das Klügste, gleich mit ihrem nächsten Verwandten einen Streit zu beginnen.

    »Wo wohnst du denn jetzt? Immer noch linksseitig des Dherrn?«, wollte Yirkhenbarg wissen.
    »Ich dachte, dort gehören alle Häuser Ihnen?«
    »Fast alle. Die Häuser einer kleinen Gasse hat mein Vorbesitzer anscheinend verkauft. Aber dort wohnst du demnach nicht?«
    »Nein.« Ben schüttelte den Kopf. Er hatte wirklich keine Lust, über seine Höhle zu sprechen. Was sollte er da

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