Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer
sagen? Ich lebe momentan in einer geräumigen Höhle . Nichts Besonderes, aber mit schönem Gatter und tollem Aussichtsfelsen vor dem Eingang. Und die Wände bemale ich eigenhändig. Übrigens, ich liebe Ihre Tochter, vielleicht kann ich sie ja mal auf einen frischen Fisch und einen geklauten Apfel zu mir einladen? Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen? Es ist wirklich eine anständige Höhle . Ein solches Gespräch wollte er bestimmt nicht führen.
Also brachte er sein ursprüngliches Anliegen wieder zur Sprache: »Aber ich würde wirklich gern mit in die Mine kommen.«
»Das verstehe ich gut, wirklich gut, in deinem Alter war ich auch immer sehr neugierig.« Yirkhenbarg nickte und sah für einen Moment aus, als wollte er Ben über den Kopf streicheln wie einem kleinen Jungen. Zum Glück tat er es nicht. »Aber leider können wir dich nicht mitnehmen. Wir müssen weit hinein, um uns alles einmal anzusehen. Das ist schon für erfahrene Leute nicht ungefährlich, seit Jahren wurden keine Stützpfeiler erneuert, wir wissen nicht, ob es irgendwo Einstürze oder einen Felsrutsch gegeben hat. Nichts ist gesichert, da ist es zu riskant, jemanden mitzunehmen, der keine Erfahrung mit Minen hat. Das geht auf keinen Fall. Ich würde es mir nicht verzeihen, sollte dir etwas zustoßen. Zumal du wirklich ein wenig angeschlagen aussiehst, Ben.«
»Ich bin wirklich vorsichtig«, versprach Ben so aufrichtig er konnte, aber Yirkhenbarg sagte nun scharf: »Ich habe nein gesagt!«
Nichts lächelte mehr an ihm, er wirkte mehr denn je wie ein Mann, der das Befehlen gewohnt war und keinen Widerspruch kannte. Ohne es zu wollen, senkte Ben den Kopf und murmelte etwas, das er selbst nicht verstand.
Yirkhenbarg drehte sich um und stieg gemeinsam mit seinem Arbeiter wieder in die Mine. Scheppernd schloss sich die massive Tür hinter ihnen, und Ben hörte, wie ein Schlüssel im Schloss gedreht wurde.
Kurz, ganz kurz hatte Ben noch einen Blick hineinwerfen können, zumindest ein Stückchen, so weit das Sonnenlicht reichte. Und er war sicher, dass auf dem alten, verstaubten Holztisch gleich hinter dem Eingang kein Werkzeug für die beiden Männer bereit lag, sondern Laternen, mehrere Ölfläschchen, Seile und zwei breite Schwerter mit reich verziertem Griff, die in schlichten schwarzen Scheiden steckten.
Ben legte das Ohr an die Tür, doch die beiden sprachen nicht laut genug, als wüssten sie, dass er lauschte. Mehr als undeutliches Gemurmel konnte er nicht verstehen. Nur kurz hielten sich die beiden nah bei der Tür auf, wahrscheinlich, um sich die Lampen und Schwerter an den Gürtel zu hängen. Dann stiefelten sie davon. Langsam wurden ihre dumpfen Schritte immer leiser.
Was wollten sie mit den Waffen in einer Mine? Hauste dort etwa wirklich ein Höhlenalb, oder gab es andere Untiere, die sie erst besiegen mussten, bevor die Arbeit wieder aufgenommen werden konnte? Der Arbeiter hatte sich zumindest viel geschmeidiger bewegt, als Ben erwartet hätte, es war nicht der gebeugte Gang gewesen, den er von den Knechten der Stadt
kannte. Er verharrte noch ein paar Minuten vor dem Eingang und rüttelte an der verschlossenen Tür, doch sie wollte nicht aufgehen. Also humpelte er wieder zum Fonksee, holte seine Angel und Fische und stieg hinab nach Trollfurt, um Yanko von all dem zu berichten.
UNGEBETENER BESUCH
E r traf Yanko zufällig auf dem Marktplatz, und auch dieser humpelte noch von der gestrigen Prügelei. Es war später Nachmittag, und viele Jungen und Mädchen hielten sich hier auf, von Sidhy, Cirpas, Lugh und Aaser war zum Glück aber nichts zu sehen.
Ein paar Jungen hatten alte Leinenhemden zu einem Ball zusammengebunden, traten ihn quer über den Platz. Andere fochten mit Stöcken oder schnippten kleine runde Steine möglichst nah an den Sockel von Dagwarts Standbild. Die jüngeren Mädchen sprangen abwechselnd über ein Seil, das von zwei anderen im großen Bogen geschwungen wurde. Die älteren saßen aufrecht auf den Bänken vor der Wasseruhr und redeten, manche nähten oder stopften dabei irgendwas. Mitten unter ihnen befand sich auch Nica. Ben sah zu ihr hinüber und wandte sich dann ab, bevor sie seinen Blick bemerken konnte.
»He, Yanko! Wie geht’s?«, rief er und schlenderte mit den Händen in den Hosentaschen zu seinem Freund hinüber.
»Ben, alter Junge, alles klar?«, rief dieser zurück, und dann lehnten sie sich an die Rückseite des Standbilds, wo niemand mit runden Steinen spielte.
Ben stand so, dass er über
Weitere Kostenlose Bücher