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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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wälzte, lungerte der Drache wieder im hinteren Garten herum. Ben ließ sich mühsam ins Gras hinabgleiten und hielt sich erst einmal den pochenden Oberschenkel, bevor er sich dem Drachen zuwandte.
    »Hallo Feuerschuppe, wie geht’s?«, flüsterte Ben und kraulte den Drachen auf den glatten Schuppen zwischen den Nüstern.
Im spärlichen Licht sah es beinahe so aus, als würde er grinsen.
    »Ausgezeichnet. Und dir?«, brummte Feuerschuppe mit tiefer, knarzender Stimme.
    Ben erstarrte, die Härchen auf seinen Armen hatten sich aufgerichtet, als hätte ihn eine kühle Herbstbrise erfasst, und seine Kopfhaut kribbelte. Hatte der Drache gerade eben wirklich gesprochen? Er kniff die Augen zusammen und riss sie sofort wieder auf. »Du... du kannst reden?«
    »Natürlich kann ich reden. Warum nicht?«
    »Weil... weil...«, stotterte Ben. Er wusste nicht, was er sagen sollte. In manchen Geschichten sprachen Drachen, aber das waren Geschichten. Konnten Drachen also tatsächlich und wirklich sprechen? »Warum hast du dann letztes Mal nichts gesagt?«
    »Herr Yirkhenbarg will nicht, dass ich mit anderen Leuten rede.« Feuerschuppe wiegte den Kopf hin und her.
    »Und warum sprichst du jetzt mit mir?«
    »Man muss ja nicht immer nur das machen, was andere wollen.« Der Drache zeigte wieder sein eigenwilliges Grinsen. »Aber ich wäre dir sehr verbunden, wenn du mir trotzdem wieder die vernarbten Flügelreste auf meinem Rücken massieren könntest. So, wie du es letztes Mal gemacht hast, ja?«
    »In Ordnung«, sagte Ben überrumpelt, und Feuerschuppe drehte ihm die Flanke zu, damit er die Schulterknubbel gut erreichen konnte. Und dann überfiel es ihn siedend heiß: Wenn Feuerschuppe reden konnten, dann hatte er alles genau verstanden, als Ben ihm neulich sein Herz ausgeschüttet hatte. Ausgerechnet der Drache von Nicas Familie wusste Bescheid! Hoffentlich hatte er Nica oder Sidhy nicht alles erzählt.

    »Also, was ich dir das letzte Mal gesagt habe, das...?«, versuchte Ben zu fragen.
    »Bleibt unter uns. Ich schweige.«
    Ben atmete erleichtert aus und umschloss die Schulterknubbel mit seinen Händen. Sie schienen ihm größer als das letzte Mal, ein ganzes Stück größer sogar. Auch war das Gewebe nicht mehr so vernarbt, sondern weich, fast wie frische Haut, die über eine Schürfwunde wuchs. Beinahe sofort spürte Ben wieder dieses sanfte Pulsieren, dieses Gefühl, als würde das Glück vom Drachen zu ihm hinüberfließen. Oder als würde alles, was in letzter Zeit schiefgelaufen war, seinen Körper verlassen.
    »Ah, das ist gut, ja, genau da. Weitermachen.« Feuerschuppe ließ sich auf den Boden sinken und brummte zufrieden vor sich hin.
    Schweigend massierte Ben einfach weiter. Dieses Pulsieren war wie eine magische Verbindung zwischen ihm und dem Drachen, er spürte richtig, wie etwas mit ihm geschah, mit ihnen beiden. Die Traurigkeit und Einsamkeit, die er vorhin am Fluss noch empfunden hatte, bröckelte von ihm ab, er fühlte sich glücklich. Mit aller Willenskraft versuchte er das Pulsieren noch zu verstärken, und sein ganzer Körper begann zu kribbeln. Alles schien ihm gut und richtig, nur die Schulterknubbel irgendwie nicht. Waren sie größer geworden? Er hatte sie kopfgroß in Erinnerung, aber jetzt waren sie schon eher länglich und deutlich größer als sein Kopf, etwa so lang wie sein Arm. So konnte man sich viel leichter vorstellen, dass dies einmal Ansätze von Flügeln gewesen waren. Und oben wirkten sie frisch und weich, lebendig, nicht wie die knotigen Überreste abgeschlagener Schwingen.
    »Du, sag mal, sind deine Schulterknubbel gewachsen? Sie
kommen mir größer vor«, fragte er also Feuerschuppe, der es ja wissen musste.
    »Größer? Nein, das kann nicht sein, das bildest du dir bestimmt ein.« Der Atem des Drachen verlangsamte sich, doch er brummte weiter.
    »Aber ich hätte schwören können...«
    »Wie sollen sie denn größer werden? Die sind nicht geschwollen, das waren sie noch nie.«
    »Geschwollen?« Ben tastete noch einmal über die Schulterknubbel. Es war zu dunkel, er konnte nichts sehen, aber sie fühlten sich gesund und lebendig an, nicht krank und geschwollen. »Nein, geschwollen sind sie nicht. Sie...«
    »Na also.«
    Wenn Feuerschuppe unbedingt recht haben wollte, seinetwegen. Es war schließlich sein Körper, Ben ging das nichts an. Er rieb schweigend über die Knubbel und holte sich so sein Glück. Deswegen war er ja hier.
    »Erzählst du mir was über Drachen?«, fragte Ben dann doch

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