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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Drache.
    »Wenn es mir kein Glück bringt, vielleicht saugst dann eben du mir mein Glück ab! Und mir bleibt nur noch Pech im Leben. So ist das nämlich, seit ich Feuerschuppe berührt habe! Nur Pech!«
    »Jetzt red doch keinen Unsinn, du hast mich getroffen.« Aiphyron lächelte. »Und du hast gesagt, es kam dir richtig vor. Oder?«
    »Ja«, gab Ben zu.
    »Dann streich mir doch einfach weiter über den Ansatz, und wir warten ab, was bis morgen passiert.«
    »Na gut.« Ben blickte in Aiphyrons Augen und sah dort immer mehr Hoffnung. Der seltsame Drache bildete sich doch hoffentlich nicht ein, dass sein Flügel nachwachsen würde, nur weil Ben den Schulterknubbel berührte? Das war völliger Blödsinn. Aber Aiphyron hatte eben ja auch eine Rote Langhalsente gefangen und sie ernsthaft gefragt, ob sie ein Feuervogel sei. Sich etwas einzubilden, gehörte für den Drachen wohl dazu. Egal, es schadete wohl nicht, und so rieb Ben weiter.
    Langsam trockneten Bens Haare und Hemd in der Sonne. Die Hose dagegen war zu nah am Wasser und bekam immer wieder neue Wellen ab. Als der Fluss ein wenig breiter
und träger wurde, tauchte vor ihnen ein weiterer Anlegesteg auf, ebenfalls wieder am linken Ufer. Neben dem Steg waren zahlreiche dicke Baumstämme auf einer Freifläche aufgeschichtet. Fast ausnahmslos besaßen sie eine braune Rinde, doch ein einzelner Stamm, der etwas abseits lag, schimmerte golden im Sonnenlicht.
    »Eine Goldesche«, hauchte Ben ehrfurchtsvoll.
    »Eine was?«
    »Eine Goldesche.« Ben erklärte dem Drachen, dass dies der wertvollste Baum des Kontinents und wie die Toteneiche ein Zauberwurzler war, ein Baum, der Magie aus der Erde ziehen konnte, so wie andere Bäume Wasser. Die schuppige Rinde war fester als gehärteter Stahl aus Curdien und deshalb äußerst beliebt bei zahlreichen Herrschern, die gern mit einer Rüstung aus Goldeschenrinde in die Schlacht zogen oder sich zumindest mit ihr bei Hofe zeigten. Derartige Rüstungen schützten und schmückten zugleich, und weil sie zudem so rar wie der Baum selbst waren, zeigten sie auch, wie bedeutend und mächtig ihr Träger war. Goldeschen waren nicht nur selten und dank ihrer kaum zu durchtrennenden Rinde sehr schwer zu fällen, in ihren Wipfeln nisteten auch gefährliche Koboldfalken, welche die Holzfäller mit scharfen Krallen und wilder Magie angriffen. Nicht selten kam einer der Holzfäller dabei zu Tode.
    »Natürlich verteidigen sie ihren Baum«, schnaubte Aiphyron. »Du würdest dein Haus doch auch verteidigen.«
    »Naja.« Ben dachte daran, dass er sein Haus nicht verteidigt hatte, er hatte es sich von den Bütteln einfach nehmen lassen. »Aber die können doch woanders nisten. Für einen Holzfäller jedoch ist es der wertvollste Baum der Welt, er macht ihn reich. Für ihn ändert sich dadurch alles.«

    »Und in der Region Vence sind Drachenflügel eine Delikatesse. Trotzdem habe ich meine den Köchen dort nicht überlassen.« Aiphyron hob den Flügel demonstrativ aus dem Wasser.
    »Runter damit!«, zischte Ben und beendete damit die Diskussion.
    Sie hatten sich dem Anlegesteg genähert, und er sah vier muskulöse Männer auf einem Stamm sitzen und Brotzeit machen. »Die dürfen den nicht sehen. Sie müssen dich für einen Flügellosen halten. Und lass mich reden.«
    Aiphyron brummte etwas Unverständliches und verlagerte sein Gewicht so, dass der Flügel ganz im Wasser verschwand, der Schulterknubbel auf der anderen Seite jedoch aus den Wellen hinausragte.
    Jetzt hatten auch die Männer sie erspäht und erhoben sich. Der größte von ihnen, ein riesiger Kerl mit nacktem Oberkörper und zotteligen schwarzen Haaren, winkte ihnen zu: »He! Junge!«
    »He! Mann!«
    Die vier am Ufer lachten. Auch die anderen erhoben sich, und zusammen liefen sie auf den Steg. »Wo kommst du her, Junge?«
    »Aus den Bergen. Direkt von den Quellen des Sippa.«
    »Ist ein weiter Weg. Komm doch mal an Land, mach Rast und erzähl uns, was in der Welt so geschieht. Viel zu selten bekommen wir hier jemanden zu Gesicht.«
    »Von der Welt habe ich keine Ahnung«, rief Ben ihnen zu, der auf keinen Fall an Land gehen wollte. »Ich bin mit meinem Wasserdrachen auf einer Wallfahrt in Hellwahs und Sippas Namen, ich darf weder verharren noch den Fluss verlassen.«

    »Wenn das so ist...« Die Männer hoben abwehrend die Hände. Niemand wollte einem Wallfahrer in die Quere kommen, der einem Fluss von seiner Quelle ab folgte. So etwas beschwor den unerbittlichen Zorn Hellwahs herauf.

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