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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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den Fluss geschleudert und tauchte unter. Wasser drang ihm in Nase und Mund, den er viel zu spät schloss.
    »Sag mal, spinnst du?!«, prustete er, als er sich wieder hochgekämpft hatte. Wütend spuckte und schnaubte er Wasser und ruderte mit den Armen, um nicht erneut unterzugehen.
    Doch Aiphyron beachtete ihn nicht. Er hatte die Rote Langhalsente gepackt und hielt sie sich vors Gesicht. »Du bist doch ein Feuervogel, oder? Sag es! Bist du ein Feuervogel?«
    Die Ente schnatterte panisch, warf den Kopf hin und her und versuchte, Aiphyron mit ihrem platten gelben Schnabel zu pieksen. Ihre Schwingen waren zwischen zwei Krallen eingeklemmt und hingen hilflos herum.
    »Sag es! Feuervogel oder nicht? Ja oder nein? Sag es!« Aiphyron schnaubte sie an. Die Ente schnatterte und pickte weiterhin auf den Drachen ein. »Willst du nun gestehen oder nicht?«
    Die Rote Langhalsente schlug schnatternd um sich und gestand
nicht, also hielt der Drache seine Klaue schließlich in die Höhe und ließ das Tier frei. Panisch und schlingernd flog es davon.
    Vorsichtig schwamm Ben mit drei Zügen zu Aiphyron hinüber und legte die Hände auf seinen Rücken. Der Verlust seines Flügels schien dem Drachen wirklich zu schaffen zu machen. »Alles in Ordnung?«
    »Ja«, sagte Aiphyron abwesend. »Komm, schwing dich wieder rauf. Es war nur eine harmlose Ente. Keine Gefahr für uns.«
    So ganz klar im Kopf schien der Drache nicht zu sein, dennoch nahm Ben wieder vor dem Schulterknubbel Platz. Sein Verstand wusste trotz aller Grübelei noch immer nicht, was nun stimmte: Habemaas’ alte Sagen über Samoths Fluch oder Aiphyrons Beteuerungen, er wolle die gefesselten Jungfrauen nur aus den Händen der verrückten Drachenritter retten. Sein Bauch sagte ihm, er könne dem Drachen vertrauen. Und weil auf seinen Bauch meist mehr Verlass war als auf seinen Verstand, sagte er: »Ich kenne einen Drachen, dem sind die Flügel wieder nachgewachsen...«
    Aiphyrons Kopf schnellte augenblicklich herum, fast hätte die Schnauze Ben getroffen und wieder ins Wasser gefegt. »Was sagst du da?« In den großen blauen Augen flackerte Hoffnung.
    Also erzählte Ben von Feuerschuppe und von Samoths Fluch, damit Aiphyron verstand, weshalb die Ritter den Drachen die Flügel abschlugen.
    »Die sind doch völlig krank im Kopf! Sie sind doch bloß neidisch, weil sie selbst nicht fliegen können«, schimpfte Aiphyron, aber dabei ließ er es bewenden. Die Ritter interessierten ihn im Moment nicht sonderlich. Dafür wollte er genau
wissen, wie schnell und warum Feuerschuppes Flügel nachgewachsen waren.
    »Ich weiß nicht, warum. Ich hab ihn ja nur zweimal gesehen.« Ben zuckte mit den Schultern.
    »Du hast ihn zweimal gesehen, und seine Flügel wachsen nach.« Aiphyron sah ihn scharf an. »Und du hast nie zuvor gehört, dass so etwas geschehen ist, auch der Unterdrücker des Drachen wirkte überrascht, sagst du? Sag mal, kommt dir da nichts eigenartig vor? Keine Idee, was da passiert sein könnte?«
    »Natürlich ist das eigenartig. Aber ich hab keine Ahnung, warum das geschehen ist.« Ben schüttelte den Kopf. Er wusste nicht, worauf Aiphyron hinauswollte.
    »Dreh dich mal um«, verlangte dieser. »Bleib ruhig sitzen und streich mir über den Flügelstumpen. Den Schulterknubbel, wie du ihn nennst.«
    Ben tat es und fühlte wieder das Kribbeln, das gemeinsame Pulsieren in seiner Hand und dem frisch verschorften Flügelansatz.
    »Spürst du das?«, fragte der Drache ganz aufgeregt. »Spürst du das auch?«
    »Ja. Das ist das Glück.«
    »Das Glück? Welches Glück?«
    Ben erzählte nun doch, dass es Glück brachte, wenn man den Flügelansatz eines Drachen rieb. Inzwischen befürchtete er nicht mehr, dass Aiphyron ihn wegen einer unbedachten Äußerung einfach fressen würde. Nachdem Aiphyron sogar die verdächtigte Ente wieder freigelassen hatte, glaubte er überhaupt nicht, dass dieser ihn überhaupt fressen würde, egal, aus welchem Grund.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Aiphyron. »Wenn es Glück
wäre, das zu dir fließen würde, dann hätte ich doch das Gefühl, etwas zu verlieren. Nicht das Gefühl, von dir etwas zu bekommen.«
    »Hm«, brummte Ben. Jeder wusste, dass Schulterknubbel Glück brachten. Wobei... wenn er genau darüber nachdachte, hatte er deutlich mehr Glück gehabt, bevor er seinen ersten Schulterknubbel berührt hatte. Da war er noch nicht des Mordes verdächtig und auf der Flucht gewesen. Rasch ließ er Aiphyrons Schulterknubbel los.
    »He!«, maulte

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