Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer
gefaucht, als Yanko ihn nach Bens Flucht um einen neuen gebeten hatte.
»Ich weiß nicht, er ist eben weg. Überall hab ich ihn gesucht, aber...«
Misstrauisch hatte sein Vater ihn angestarrt, als überlege er, ob auch dieser Dolch in einem Toten stecken könnte.
Dann hatte er ihn als Schlamper beschimpft und war letztlich zu dem Schluss gekommen, Ben hätte den Dolch sicher geklaut. »Wir haben’s dir immer gesagt, der Junge taugt nichts.«
»Aber...«
»Kein Aber! Willst du einen neuen Dolch oder nicht?«
Schweigend hatte Yanko genickt und die Klinge aus der Hand seines Vaters bekommen. Hier zu protestieren hätte Ben nichts genützt, und es war besser, niemand redete in der Stadt über einen verschwundenen Dolch.
Als Yanko nun seinen Vater unter den gebeugten Gestalten erkannte, sprang er auf den Boden und lief ihm entgegen. Byasso folgte ihm.
»Junge, was machst du denn hier?« Ein Lächeln zeigte sich auf dem erschöpften Gesicht von Yankos Vater.
»Wir haben auf euch gewartet. Wir wollten wissen, wie es aussieht.«
»Schlecht.« Er und seine Begleiter, ein gutes Dutzend aufrechter Männer aus Trollfurt, blieben bei den Jungen stehen. »Der kleine Bastard ist verschwunden, ohne eine Spur zu hinterlassen. Ich sage dir, er hat den Mord genau geplant.«
»Aber wenn er ihn so genau geplant hat, weshalb lässt er dann seinen Dolch im Herzen des Ritters stecken?«
Die Männer murrten, überließen es aber Yankos Vater, seinen Sohn in die Schranken zu weisen. »Junge, ich hab es dir schon hundertmal gesagt: Er ist überrascht worden! Oder er hat es plötzlich mit der Angst zu tun bekommen und ist davongerannt. Ein anständiger Mann versteht eben nicht alles, was ein fauler Taugenichts tut.«
»Und wenn der Mörder erst Ben erschlagen und ihn irgendwo verscharrt hat?«, erwiderte Yanko, auch wenn er natürlich wusste, dass Ben noch lebte. Aber irgendwie musste er den Verdacht ja von seinem Freund ablenken. »Wenn er dann Bens Messer genommen und damit den Ritter ermordet hat? Dann läuft der Mörder noch immer irgendwo frei herum, vielleicht sogar in Trollfurt. Und kann sich vollkommen sicher fühlen, weil ihr...«
Mit einem lauten Klatschen traf ihn die flache Hand seines Vaters im Gesicht. Der Schmied war ein starker Mann, und so taumelte Yanko zurück und wäre fast gefallen.
»Es reicht!«
»Aber Ben war’s nicht.« Yanko wischte sich mit der Hand über Nase und Mund. Er schmeckte Blut auf den Lippen.
Wieder traf ihn die Hand seines Vaters, sogar noch fester
diesmal. Yankos Kopf wurde zur Seite geschleudert. »Was habe ich gesagt? Was?!«
»Dass es reicht«, knirschte Yanko. Er wusste, wenn er seinem Vater noch einmal vor anderen Vätern widersprach, würde er ihn richtig verprügeln. Als Familienoberhaupt musste er das, um sein Gesicht zu wahren.
»Es geht doch«, brummte der Schmied und strich ihm übers Haar. »Der kleine Taugenichts ist der Mörder, glaub uns das. Wir haben ein paar Jahre mehr Lebenserfahrung als du auf dem Buckel. Und jetzt ab nach Hause, deine Mutter wartet sicher schon mit dem Essen.«
Die Männer verabschiedeten sich am Stadttor voneinander und verabredeten sich für das Morgengrauen, um ihre Suche fortzusetzen. Ein paar Trollfurter waren in den Bergen geblieben, doch die meisten Familienväter kehrten abends heim.
Während Yanko mit seinem Vater nach Hause ging, legte der ihm die Hand auf die Schulter. »Ich weiß, dass du den Burschen gemocht hast, auch wenn wir dir den Umgang mit ihm verboten hatten. Das ist vergangen und vergeben. Aber sieh doch deinen Fehler ein, Junge, beharr nicht auf seiner Unschuld, wo die Beweise klar auf der Hand liegen. Jeder in Trollfurt weiß, dass er nichts taugt und ein Dieb ist, und jetzt eben auch ein Mörder. Du bist doch nicht so anmaßend zu behaupten, dass sich alle irren und nur du das Leben und die Welt durchschaust?«
»Nein, Vater.« Yankos Wange brannte noch immer, auch aus der Nase floss nun Blut. Innerlich erneuerte er jedoch das Versprechen, das er Ben gegeben hatte: Er würde den wahren Mörder suchen und finden. Er hoffte nur, dass Ben wohlauf war, denn er hatte gestern noch einmal auf der Karte nachgesehen und festgestellt, dass er sich geirrt hatte. Er hatte den
Sippa verwechselt. Dieser floss nicht mit dem Dherrn zusammen, sondern schlängelte sich über viele Meilen durch wilde Wälder und stürzte dann als gigantischer Wasserfall über eine Klippe, die als Todesklippe bezeichnet wurde, bevor er schließlich
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