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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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taten dies manchmal gemeinsam, häufig an einem kleinen Bach entlang, der auf einem Berg in der Nähe entsprang und sich im Tal schon bald in den Dherrn ergoss, eine solche Wallfahrt schaffte man in ein oder zwei Tagen. Auch Soldaten, die sich auf einen Krieg vorbereiteten, traten Wallfahrten an, oder jemand,
der vor einer langen Reise in ein fernes Land stand. Ihn aus dem Fluss zu holen, hieß, ihn vorzeitig aus dem Leben zu reißen, und das war zutiefst schändlich.
    Aiphyron nickte und ließ sich im Anschluss daran sogleich erklären, warum gerade frisch Vermählte so etwas taten und was der Segen eines Gottes war und andere Dinge, die für Ben ganz klar und selbstverständlich waren.
    »Meinst du, sie schicken uns ihre Baumstämme hinterher?«, fragte Ben irgendwann, als sich die Sonne dem Horizont näherte.
    »Ist mir egal. Wir haben schon genug Verfolger, da schrecken mich ein paar tote Baumstämme wirklich nicht. Die beißen nicht.«
    Damit hatte er recht. Und dabei wusste Aiphyron noch nicht einmal, dass ganz Trollfurt hinter Ben her war. Davon würde er ihm aber erst morgen erzählen. Vor dem erwähnten Drachen hatten sie keine Angst, das war nach Aiphyrons Worten er selbst gewesen, kurz bevor er die Jungfrau erspäht hatte. Sie suchten sich eine dicht bewachsene Uferstelle und stiegen an Land. Hier konnten sie, geschützt von Laub und Dunkelheit, beruhigt die Nacht verbringen.
    »Kein Feuer«, knurrte Aiphyron.
    Ben nickte. Er hatte nicht vorgehabt, ihren Verfolgern einen so hell leuchtenden Hinweis auf ihr Versteck zu geben. Den Fisch, den Aiphyron ihm gefangen hatte, schlang er roh hinunter, und zum ersten Mal seit Beginn seiner Flucht war er satt. Es war ein großer Fisch gewesen, den der Drache ohne Mühe mit seiner Klaue aus dem Wasser geschaufelt hatte.
    »Wollen wir abwechselnd wachen?«, fragte Ben.
    »Das müssen wir nicht. Ein Drache erwacht immer bei Gefahr.« Aiphyron rollte sich zusammen. »Schlaf gut.«

    »Ja, du auch«, murmelte Ben und versuchte, einen bequemen Platz zwischen all den aus dem Boden ragenden Wurzeln und dem herumliegenden Geäst zu finden. Egal, wie erschöpft er war, er konnte nicht einschlafen. Dreimal machte er das Zeichen der Mondgöttin mit dem Finger auf seiner Brust, doch selbst das half nichts. Aiphyrons Atem ging längst regelmäßig, da purzelten die Gedanken in seinem Kopf noch immer durcheinander. Er dachte an Nica, die anzusprechen er zu feige gewesen war, und die er nun lange nicht sehen würde, vielleicht nie wieder. Auch Yanko nicht, der ihm das Leben gerettet hatte. Der würde nie glauben, was Ben erlebt hatte. Wenn Yanko und Nica ihn jetzt nur sehen könnten, wie er neben einem großen Drachen mit einem Flügel lag...
    Ein Knarzen drang aus Aiphyrons Nüstern, und Ben hoffte, dass er nicht anfangen würde zu schnarchen. Sollte dieser Brocken schnarchen, dann würde er kein Auge zutun, dessen war er sicher. Doch Aiphyron atmete ruhig weiter.
    Es war seltsam, wie wenig Angst er vor dem Drachen hatte, wie wohl und geborgen er sich in seiner Nähe fühlte. Jahrelang hatte er geglaubt, das Böse stecke in den verfluchten Flügeln, und jetzt fühlte er sich bei Aiphyron geschützt, und das, obwohl der Drache nach allem Wissen und Glauben zur Hälfte noch böse sein sollte.
    Ben dachte an die Holzfäller und die Goldesche, an alles, was er heute gesehen hatte. Auch an die Langhalsente. Wie sollte er da schlafen? Er wälzte sich auf die andere Seite und schob einen trockenen Ast fort, der ihm in den Oberschenkel stach. Er dachte auch an die Trollfurter und daran, dass sie dem Orden Bescheid geben würden. Drachenritter würden hinter ihm her sein, wenn Yanko nicht zuvor den richtigen Mörder fand. Yanko war schlau und hatte es versprochen, er würde
es schaffen, und Ben war erstaunlich zuversichtlich. Gestern Nacht hatte er viel mehr Angst gehabt. Jetzt spürte er langsam die Müdigkeit kommen, er ließ sich vom gleichmäßigen, beruhigenden Atem Aiphyrons einschläfern. Dabei dachte er an Nica, um sie mit in seine Träume zu nehmen und nicht die zornigen Ordensritter.

DIE HAND DES VATERS
    G ebeugte Gestalten kamen in der Dämmerung den Berg heruntergestapft. Yanko saß mit Byasso auf der Stadtmauer und sah ihnen entgegen. Dabei spielte er mit seinem neuen Dolch und schnitzte an einem knorrigen, gegabelten Ast herum. Keine einzige Verzierung schmückte den Dolch, doch die Klinge war breit und scharf.
    »Was heißt, du hast deinen Dolch verloren?«, hatte sein Vater

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