Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer
seine Klaue an, die er geballt hatte und sich direkt vor die Schnauze hielt. Etwas zappelte darin. »Gib es zu, du bist ein Feuerfisch!«
Ben rieb sich das Wasser aus den Augen und starrte den
Drachen an. Das konnte doch nicht wahr sein! Der hatte wirklich einen Knall!
»Bist du einer oder nicht?«, knurrte Aiphyron, und seine Augen glühten. »Feuerfisch oder nicht, das ist hier die Frage. Sag was!«
Der zappelnde Fisch in seiner Klaue war schmal und vielleicht so lang wie Bens Bein. Neben seinem Maul hingen gelben Fäden oder Tentakel hinab wie die Enden eines langen Schnauzbarts. Der Fisch war orange und rot geschuppt und schnappte hilflos mit dem Maul. Natürlich sagte er nichts.
»Gestehe!«, bellte Aiphyron, schüttelte den Fisch, dass dessen Bartfäden wild hin und her klatschten, und schnaubte ihm ins Gesicht. Als der Fisch noch immer nicht gestehen wollte, warf Aiphyron ihn wieder ins Wasser. »Na, dann schwimm doch weg.«
Das tat der Fisch dann auch sofort. Diesmal stellte Ben keine Fragen wie bei dem vermeintlichen Feuervogel, er kletterte einfach schweigend an seinen Platz zurück und wartete, dass Aiphyron als Erster sprach.
»Schien ein netter Kerl zu sein, der Fisch. Nicht sehr gesprächig, aber doch nett«, sagte der Drache nach einer Weile nur, und damit war das Thema erledigt.
Sie schwammen weiter, und Ben streichelte pflichtbewusst den Schulterknubbel. Irgendwann würde er jedoch nachhaken, was es mit dieser Suche nach vermeintlichen Feuertieren auf sich hatte. Nach was suchte Aiphyron und warum? Bislang hatte er nicht viel von sich und anderen Drachen erzählt. Vielleicht wurde er ja gesprächiger, wenn Ben etwas von sich erzählte, und so gestand er endlich, dass auch er verfolgt wurde. Aber Aiphyron schien über weitere Verfolger nicht sonderlich besorgt. Er drehte sich zwar immer wieder um, doch
Ben war überzeugt, er wollte nur auf seinen Schulterknubbel schielen. Ben hatte auch noch nie davon gehört, dass Drachen irgendwen fürchteten.
»Es juckt«, sagte Aiphyron einmal zufrieden und meinte damit wohl seine Wunde, aber von sich und anderen Drachen erzählte er nichts.
Es war nicht so, dass Ben sehen konnte, wie der Flügelansatz wuchs. Solange dieser unter Wasser war, nahm er ihn sowieso nur verschwommen wahr. Doch irgendwann fühlte sich der Knubbel anders an. Zuerst dachte Ben, es läge daran, dass seine Hände schon ganz taub waren. So taub und kribbelig, dass er ab und zu nachschaute, ob er sich nicht schon alle Haut heruntergerieben hatte und nun mit den blanken Knochen über die frisch geschlossene Wunde strich. Die Haut war gerötet und vom Wasser verschrumpelt, jedoch vorhanden und unverletzt. Doch als der Knubbel einmal zwischen den Wellen auftauchte, weil sich Aiphyron leicht auf die Seite legte, wirkte der Ansatz tatsächlich größer, so als sei er gewachsen.
Das konnte doch nicht sein!
Ben blickte seine aufgeweichten, tauben Hände an, sie kamen ihm plötzlich fremd vor. Dann wieder den Knubbel. Doch, er war eindeutig größer als ein Männerkopf, und länglich.
»Sieh mal, ich glaube, der... also, dein Flügelansatz ist gewachsen«, sagte er zögerlich.
Aiphyron riss den Kopf herum und starrte den Überrest seines Flügels an. Vorsichtig leckte er mit der Zunge darüber, langsam und tastend. Ein Grinsen schlich sich auf sein Maul. »Ja, das sieht ganz so aus.«
Und dann packte er Ben plötzlich mit einer Klaue und hielt ihn fest. Ben war zu überrascht, um zu reagieren. Seine Arme
wurden an den Körper gepresst, so dass er sich nicht rühren konnte. Der Drache wälzte sich ganz auf den Rücken, und bevor Ben auch nur ein Wort herausbrachte, warf er ihn in die Luft und brüllte dabei lautstark.
»He!«, brachte Ben schließlich hervor, als er mehrere Schritte über dem Fluss durch den warmen Wind flog. Ganz flau wurde ihm im Magen, dann zog ihn sein Gewicht wieder nach unten. Bevor er jedoch auf dem Sippa aufklatschte, pflückte ihn Aiphyron ganz sanft aus dem Sturz und schleuderte ihn wieder hinauf. Bens Magen drehte sich immer weiter, aber es war ein wundervolles Gefühl, durch die Luft zu fliegen, keinen Boden unter den Füßen zu spüren, nichts, was einen hielt, und dabei zu wissen, dass man aufgefangen wurde. Ben jubelte: »Höher!«
»Ich wusste es, ich wusste es!«, lachte Aiphyron und warf Ben noch zweimal in die Luft. Dann setzte er ihn auf seiner Brust ab, während er auf dem Rücken weiterschwamm.
Ben atmete schwer und konnte trotzdem nicht
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