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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hunderte Meilen von hier ins Meer floss. Wo hatte er seinen Freund da bloß hingeschickt?

BENS GABE
    B en und Aiphyron verließen am nächsten Morgen ihr Versteck in aller Frühe. Irgendwann in der Nacht waren die Baumstämme an ihnen vorbeigeschaukelt, aber die Goldesche war nicht dabei gewesen. So gut das Versteck auch war, sie wollten nicht untätig herumsitzen und darauf warten, dass ihre Verfolger sie irgendwann einholten.
    Ben wusste nicht, weshalb er sich in der Nähe des Drachen so wohl fühlte, und eigentlich war das auch egal. Manchmal fühlte er noch Ehrfurcht vor seiner Größe und Eleganz, meist jedoch nur eine Art Vertrautheit, die noch gar nicht da sein dürfte, nicht nach der kurzen Zeit, nicht zwischen Mensch und Drache, und wo er doch zudem kaum etwas über Drachen wusste. Aber sie war da, und er sah keinen Grund, sie in Frage zu stellen.
    »Auf geht’s«, rief Ben auf Aiphyrons Rücken, während der Sippa noch immer im Schatten der Bäume lag. Die Sonne war noch nicht über den Wipfeln aufgetaucht. »Wenn das so weitergeht, werde ich noch ein richtiger Drachenreiter.«
    »Ein Drachenreiter?« Aiphyron knurrte. »Ich glaube, du verkennst da etwas. Als Reiter würdest du bestimmen, wo es langgeht. Ich würde sagen, ich werde hier zum Menschenträger.«
    »Ha! Was soll denn das sein? Das klingt, als wäre ich ein Rucksack!«
    »Schlimmer! In einem Rucksack kann man etwas transportieren, der ist zu etwas nütze. Du bist einfach nur ein Stück
Last.« Aiphyrons Lachen klang wie ein tiefer, stotternder Husten.
    Ben beugte sich grinsend zur Seite, langte mit der hohlen Hand in den Fluss und spritzte einen Schwall Wasser nach vorn, direkt in Aiphyrons Auge. Er lachte, und der Drache prustete und tauchte mit dem Kopf ab. Dann kam er wieder hoch, wandte sich um und spuckte Ben einen Schwall Wasser entgegen.
    Hart wurde Ben auf der Brust getroffen und nach hinten geschleudert. Er schlitterte auf dem Rücken über die Flussoberfläche wie einer der Steine, die Byasso immer hatte springen lassen. Nachdem er gut zwei Dutzend Schritt dahingefegt war, ging er schließlich auch unter wie ein Stein. Benommen sackte er Richtung Grund, Wasser drang ihm in die Nase. Ben schüttelte den Kopf, wälzte sich auf den Bauch und kämpfte sich wieder hinauf an die Luft. Das Erste, was er hörte, war Aiphyrons Lachen, es war ganz nah. Der Drache war umgekehrt.
    »Gut, ich ergebe mich.« Mit erhobenen Armen fiel Ben in das Lachen ein und schnäuzte sich das Wasser aus dem Kopf. Mit zwei Schwimmzügen war er neben Aiphyron und kletterte wieder hinauf. Dabei hielt er sich am Schulterknubbel fest. Der Schorf war inzwischen abgeblättert, darunter zeigte sich helle, bläuliche Haut und eine Schicht aus kleinen weichen Schuppen. Gewachsen war der Knubbel jedoch nicht, er hatte die Größe eines Männerkopfs, genauso wie am Tag zuvor. Doch er sah auf seltsame Art gesund aus, nicht vernarbt. Als Ben darüberstrich, fühlte es sich ganz glatt an.
    »Und ich dachte immer, Drachen speien Feuer, nicht Wasser«, murmelte er.
    »Pah, Feuer! Ich hasse Feuer!«
    »Was? Warum?«

    »Wieso warum? Muss es immer einen Grund geben?«, schnauzte Aiphyron. »Ich hasse es einfach, habe es schon immer gehasst. Feuer verbrennt Dinge und Bäume und Wesen und... Ich hasse es einfach.«
    »Meinetwegen«, wiegelte Ben ab. »Ich mag Feuer. Es hält mich im Winter warm.«
    »Bis du verbrennst!«
    Ben seufzte und zuckte mit den Schultern. »Gut. Bis ich verbrenne. Dann werde ich es auch hassen, das verspreche ich dir.«
    Schnaubend schwamm Aiphyron möglichst nah an das rechte Ufer, dort trafen die Sonnenstrahlen zuerst auf die Wasseroberfläche, die linke Sippa-Seite würde noch fast den ganzen Vormittag im Schatten liegen. Ben legte das nasse Hemd ab und wrang es aus. Dann legte er es vor sich auf den Drachenhals und wartete zitternd auf die Sonne, damit sie ihn, seine Haare und das Hemd trocknete.
    Doch kurz nachdem er aufgehört hatte zu zittern, gerieten sie wieder einmal in Stromschnellen, und er wurde erneut durchnässt. Da es auf Mittag zuging, ging das Trocknen nun wenigstens schneller.
    Plötzlich knirschte Aiphyron mit den Zähnen, bäumte sich auf, tauchte ab und schnappte mit der Klaue nach irgendetwas. Ben verlor das Gleichgewicht und landete zum zweiten Mal an diesem Tag im Wasser. So langsam wusste er, wie er reagieren musste; er kam wieder an die Oberfläche, ohne dass ihm viel Wasser in Nase und Mund gedrungen war.
    »Ha!«, schrie Aiphyron

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