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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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befreit werden müssen, ist der Orden überflüssig.«
    »So ist das eben. Als in Trollfurt die Mine geschlossen wurde, mussten die Arbeiter auch weiterziehen oder sich einen neuen Beruf suchen. Das kann doch passieren«, erklärte Ben. »Vor allem lebt es sich doch für alle besser ohne Bedrohung. Wenn ihre Aufgaben überflüssig sind, dann müssen sich die Ritter eben eine andere suchen. Die finden schon was.«
    »Das ist leider ein wenig zu einfach gedacht für Politik.« Aiphyron sah ihn traurig an.
    »Politik? Ist das jetzt auch wieder Politik? Verschimmelter
Rattenschwanz noch mal, warum geht es immer um Politik!«, maulte Ben. »Diese elende Politik, die versteh ich einfach nicht.«
    »Wer sagt denn, dass es immer um Politik geht?«
    »Byasso. Und er hat recht.« Ben fluchte noch einmal. »Na gut, dann machen wir es eben anders. Ohne Politik. Dann reden wir eben nicht mit den Rittern. Wir befreien einfach alle flügellosen Drachen und bringen sie irgendwo in die Wälder oder Berge, und dort lass ich ihre Flügel wieder nachwachsen.«
    »Weißt du, wie lange das dauert?«, fragte der Drache, doch er lächelte dabei, als würde ihm der Plan gefallen.
    »Keine Ahnung, das hier ist doch mein erster Flügel. Aber wir können ja einfach einmal anfangen, dann sehen wir’s schon. Wir haben doch sonst nichts zu tun, oder? Und gesucht werden wir ohnehin.«
    Aiphyron nickte. »Wie ich schon gesagt habe: Aus dir wird ein großer Mann.«
    Nach einer Weile nahm der Fluss an Fahrt auf, und in der Ferne war ein Rauschen zu hören. Erst kaum vernehmbar, legte es sich dann immer deutlicher über die Rufe der Tiere des Waldes.
    »Ich glaube, da vorn kommt ein Wasserfall«, brummte Aiphyron und paddelte in Richtung Ufer. »Das ist viel lauter als alle Stromschnellen bisher.«
    »Scheint so.« Sehen konnte Ben jedoch nichts, da sich der Fluss vor ihnen nach links schlängelte.
    »Wir sollten außen herumgehen. Ich glaube nicht, dass ich uns da gesund durchschwimmen kann.«
    Als sie das Ufer erreichten, schauten sie sich um. Niemand
war zu sehen. Schon den ganzen Tag über war ihnen nicht ein einziger Mensch begegnet; sie hatten nur die Schreie der fremden Tiere gehört. Langsam stiegen sie an Land, und Aiphyron schüttelte sich das Wasser aus dem Flügel, indem er ihn ausbreitete und damit schlug, als wolle er abheben. Der Windstoß brachte Ben fast aus dem Gleichgewicht, er taumelte zwei Schritte zurück und stand wieder im Fluss. Der Drache grinste.
    »Aufgeblasene Fledermaus«, warfBen ihm an den Kopf, was anderes fiel ihm nicht ein. Er war gut im Beleidigen von Menschen, für Drachen hatte er sich über die letzten Jahre hinweg nichts einfallen lassen müssen.
    »Schuppenloser Stumpen«, konterte Aiphyron.
    »Rieseneidechse!«
    »Bodenwinzling!«
    »Wolkenkopf!«
    Aiphyron knurrte und schlug mit seiner Klaue über Ben ins Laub. »Hab dich, Feuerschlange!«
    Ben sprang zur Seite und starrte auf Aiphyrons Klaue. Der Drache hielt eine gut drei Schritt lange, rote Schlange mit breitem Maul umklammert und blaffte sie an. »Gib’s zu! Du zündelst doch in der Nacht! Du bist eine Feuerschlange, oder?«
    Die Schlange zischte und wand sich in Aiphyrons Klaue, aber sie sagte nichts. Ben stellte sich direkt neben den Drachen und ließ den Blick hektisch über die Bäume schweifen - nicht, dass dort noch weitere Schlangen lauerten. Die eine sah giftig aus.
    »Willst es wohl nicht sagen, was? Na, das haben wir gleich.« Aiphyron hielt den Kopf der Schlange in den Fluss. Kein Rauch stieg auf, es zischte nicht, nur die Schlange zuckte wild. Er holte sie wieder aus dem Wasser. »Hm. Bist also wohl doch
keine. Warum schaust du dann so aus? Hm? Was hast du davon? Außer Ärger.«
    Die Schlange riss ihr Maul auf, aber sie sagte natürlich auch jetzt nichts. Ben ebenso wenig. Er fragte sich nur, ob das irgendwann aufhörte, diese seltsamen Beschuldigungen irgendwelcher roten Tiere. Vielleicht, wenn Aiphyron wieder zwei Flügel hatte.
    »Mundfauler Kriecher«, brummte der Drache und warf die Schlange flussaufwärts zwischen die Bäume. »Dann verzieh dich. Und komm uns bloß nicht nach!«
    Ben hoffte, dass die Schlange auch wirklich gehorchte. Fürs Erste verschwand sie zumindest im dichten Grün.
    »Dann wollen wir mal«, sagte Aiphyron, als wäre nichts gewesen, und sie stapften am Fluss entlang.
    Sie sprachen kaum ein Wort, alle Aufmerksamkeit galt dem Weg, den sie sich selbst bahnen mussten. Sie wollten nicht von irgendeinem Tier überrascht

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