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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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werden, vor allem Ben nicht. Nicht, nachdem er die Schlange gesehen hatte. Im Gegensatz zum Wasserfall konnte man sie nicht hören, das war viel gefährlicher.
    Das Rauschen des Wasserfalls wurde hingegen immer lauter, bald übertönte es das raschelnde Laub und die Vögel in den Baumkronen, Bens Schritte und schließlich auch Aiphyrons schwere Tapser. Sie erreichten die Biegung des Sippa, die sie vom Wasser aus gesehen hatten, und gleich danach stürzte sich der Fluss über eine riesige Klippe in die Tiefe. Sie standen am Rand eines Plateaus, das abrupt in einer Steilwand endete. Bestimmt hundert Schritt unter ihnen führten Fluss und Wald weiter. Im Licht der Sonne strahlten die unterschiedlichsten Grüntöne, und der Fluss schäumte sternenweiß und floss dann träge glitzernd zwischen dem Grün davon.

    »Und jetzt?«, fragte Aiphyron.
    »Klettern wir hinunter.«
    »Und dann?«
    »Dann folgen wir weiter dem Sippa. Was sollen wir sonst tun?«
    »Glaubst du, wir werden noch verfolgt?«, hielt ihm der Drache entgegen. »Also hier im Wald und nicht irgendwo anders?«
    »Ich weiß nicht. Spielt das eine Rolle?«
    »Ich glaube, kein Drachenritter folgt uns diesen Abhang hinab, selbst wenn sie bis hierher kommen sollten. Und nicht mal das glaube ich.« Aiphyron deutete mit einem Nicken in die Ferne. »Da unten ist nichts als Wald. Meinst du, wir finden dort irgendwo einen Drachen, den wir befreien können? Überhaupt irgendeine menschliche Siedlung?«
    Ben schüttelte den Kopf. Bis zum Horizont erstreckte sich der Wald, weit und endlos. Von hier oben war nichts zu erkennen als ein grünes Meer aus Wipfeln. Nicht einmal eine Schneise für den Dherrn war auszumachen, der sich ja irgendwann mit dem Sippa vereinen sollte. Wo hatte Yanko ihn da nur hingeschickt?
    »Ja, aber was dann? Wir können doch auch nicht einfach hierbleiben. Irgendwann müssen wir sowieso weiter.«
    »Das schon.« Aiphyron grinste breit. »Aber was hältst du davon, wenn wir damit warten, bis mein Flügel nachgewachsen ist? Dann trage ich dich in ein paar Stunden aus dem Wald heraus. Was soll ich mich vorher mit dieser ganzen Paddelei abmühen?«
    Ben starrte den Drachen an und nickte. Daran hatte er überhaupt noch nicht gedacht. Er kümmerte sich zwar den ganzen Tag um diesen Flügel, aber was das letztlich bedeutete,
das hatte er ausgeblendet. Vielleicht, weil er noch nie geflogen war, vielleicht, weil er sich schon so mit der ständigen Flucht auf dem Fluss abgefunden hatte, dass er sie als gegeben hingenommen hatte. Auf jeden Fall hieß das, es war noch ein weiter Weg bis zum großen Mann, denn ein großer Mann hätte das sicher nicht übersehen.
    Noch einmal strich er Aiphyron über den Flügelstumpen, dann machten sie sich an den Abstieg.
    Ben war viel in den Bergen gewesen, und Aiphyrons Klauen waren kräftig und verschafften ihm leicht Halt, trotz seiner Größe. Sie kamen gut voran, im Fels fanden sich zahlreiche Vorsprünge, Ritzen und auch kleinere Büsche, die ihre Wurzeln fest in kleinen Höhlungen vergraben hatten. Immer wieder schielte Ben zum Wasserfall hinüber. Dessen Glitzern in der Sonne begeisterte ihn und erinnerte ihn an die Schleierfälle daheim. Nur war der hier viel höher und auch wuchtiger, das Wasser bildete eine dichte Wand, keinen schimmernden Schleier aus Rinnsalen und Tropfen.
    Als sie etwa auf der Mitte der Steilwand waren, fiel Ben plötzlich etwas ein. Vor Begeisterung hätte er fast an einem schmalen Vorsprung vorbeigetreten. »In den alten Sagen befinden sich Höhlenverstecke unter solchen Wasserfällen! Lass uns nachsehen! Wäre doch gelacht, wenn wir da unten keine Höhle finden.«
    »Verflucht!«, schnaubte Aiphyron. Ein Felsen löste sich unter seiner rechten Hinterklaue und stürzte in die Tiefe. »Verfluchter Ritter! Drachen klettern nicht, Drachen fliegen!«
    »Ja, aber die Höhle?«, fragte Ben, während Aiphyron seine Klaue auf einen stabilen Felsen setzte.
    »Meinetwegen, schauen wir nach der Höhle. Aber denk daran, deine Sagen behaupten auch, man müsse Drachen die
Flügel abhacken, um sie zu befreien, und meine behaupten, du würdest zum Heilen flüstern. Wunder dich also nicht, wenn du hinter dem Wasserfall gar nichts findest, oder vielleicht den Brutplatz eines komischen pferdegroßen Menschenfresserfroschs, der dort mit seiner giftigen, klebrigen Zunge auf kleine Jungs lauert, die sich zu viele alte Sagen angehört haben.«
    »Und wo sollen die ganzen Jungs in dieser verlassenen Gegend

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