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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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sondern sich auch wieder richtig bewegen ließ.
    »Du wirst ein großer Mann werden«, sagte der Drache feierlich. »Ach was, du bist ein großer Mann.«
    Ben wehrte ab, ihm war sein überraschendes Können trotz allem noch unheimlich. Aber ein großer Mann zu werden, gefiel ihm. Dann könnte er heimkehren und Nicas Liebe gewinnen. Als großer Mann war das leichter als als verstoßener, gejagter Junge.
    Er war jedoch nicht sicher, ob auch Menschen ihn einen großen Mann nennen würden, nur weil er Drachen ihre Flügel zurückgeben konnte, oder ob sie ihn nicht eher für einen verfluchten Diener Samoths halten würden. Um Menschen zu beeindrucken, musste er auch Menschen heilen. Deshalb schnitt er sich mit Yankos Messer in den Unterarm, um seine Kräfte auch an einem Menschen auszuprobieren, aber es klappte nicht. Als er die Hand auf die offene Wunde legte, sickerte das Blut durch seine Finger und tropfte in den Fluss.
    »Das hätte ich dir vorher sagen können«, brummte Aiphyron. »Dafür hättest du nicht die Hände von meinem Flügel nehmen müssen.«
    »Du hast aber auch gesagt, Drachenflüsterer heilen mit ihrer Stimme.« Ben hatte es einfach versuchen müssen. Und dann fragte er etwas, das ihn schon eine Weile beschäftigte: »Die Ordensritter behaupten ja, mit den Flügeln nehme man auch Samoths Fluch von den Drachen. Aber du sagst, das sei Unsinn, und Fliegen das Schönste auf der Welt. Warum aber bleiben dann die Drachen bei den Menschen, die ihnen die Flügel abgehackt haben? Warum gehen sie nicht fort oder rächen sich?«

    »Ich weiß es nicht«, antwortete Aiphyron bedächtig. »Vielleicht sind sie gebrochen. Ich glaube nicht, dass ich ohne Flügel noch ich selbst wäre, vielleicht ist man dann kein Drache mehr. Meinen einen Flügel zu verlieren, war schrecklich, und damit meine ich nicht die Schmerzen. Ich habe mich stumpf gefühlt, innen ganz hohl und leer und dunkel. Als würde ich nie wieder glücklich sein, nie wieder irgendetwas tun wollen. Ich habe mir gesagt, ich muss gegen die Leere in mir vorgehen, aber ich wusste nicht, was ich tun sollte, ich wollte, dass es mir jemand sagt, doch es war nur der tote Ritter da. Meine Schulter war nichts weiter als ein schmerzender Klumpen, mein Flügel totes Fleisch. Ich weiß nicht, wie lange ich auf der Lichtung gekauert und meine Wunde geleckt habe. Bis du aufgetaucht bist, das hat mich aus meiner Lethargie gerissen. Deine alberne Schlitterpartie hat mich aus der Leere geholt, auch wenn ich noch nicht lachen konnte. Plötzlich kehrte die Wut auf den Ritter zurück, und als du mir den Splitter aus der Wunde gezogen hast, ist deine Berührung in mich gefahren wie eine Welle aus Leben. Das hat mir Hoffnung gegeben. Genug Hoffnung, um mit dir in den Fluss zu springen und mit der Strömung zu schwimmen. Ich weiß nicht, was ein Drache fühlt, der beide Flügel verloren hat. Vielleicht ist ihm dann alles egal, und ihm fehlt jegliche Kraft für eigene Entscheidungen.«
    Ben nickte. Er dachte an Feuerschuppe, der sich über das Schweigegebot hinweggesetzt hatte, als seine Flügel angefangen hatten zu wachsen, und alles ergab einen Sinn. Als Yirkhenbarg gegen ihn gekämpft hatte, hatte er geschwiegen. Da hatte er den einen Flügelansatz schon wieder verloren, und die Bediensteten waren in der Nähe gewesen. Er hatte gefaucht und sich gewehrt, aber er hatte keine Kraft gehabt, selbst anzugreifen.
Nur kurz hatte er an der Freiheit geschnuppert, dann war er wieder in den flügellosen Gehorsam gezwungen worden. Ben glaubte nicht, dass Yirkhenbarg es aus Bosheit getan hatte, schließlich war er ja nicht Sidhy. Jeder glaubte, dass Samoths Fluch in den Flügeln steckte. Doch Feuerschuppe war es wahrscheinlich egal, ob er aus Bosheit oder Unwissenheit seine Freiheit verloren hatte. Es war nicht richtig, den Drachen ihre Flügel abzuschlagen, dessen war sich Ben in diesem Moment sicher.
    »Ich weiß jetzt, was wir tun, wenn dein Flügel wieder heil ist«, sagte er. »Wir überzeugen den Orden der Drachenritter, dass sie einen Fehler machen, wenn sie euch jagen und verstümmeln.«
    »Und wie willst du das anstellen?«
    »Wir sagen ihnen die Wahrheit.« Das schien Ben das Einfachste, immerhin könnte Aiphyron mit seiner Anwesenheit bezeugen, dass er kein Menschenfresser war, und so allen die Angst vor Drachen nehmen.
    »Und wenn sie nicht an der Wahrheit interessiert sind? Wenn ihnen ihre Macht viel wichtiger ist? Denn wenn Drachen keine Bedrohung mehr sind und nicht mehr

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