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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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wenigen Frauen besucht wurde, und nicht von verheirateten, der Umgangston dort war rauer. Von den Jungen wurden nur die älteren eingelassen; Yanko hatte mit Ben manchmal durch die Scheiben hineingelugt, um eine der wenigen Frauen tanzen zu sehen. Heute lehnte der alte Torwächter reglos an der Außenwand. Er war völlig betrunken und hatte Stirn und plattgedrückte Nase an den Stein gelegt, wahrscheinlich war er beim Pinkeln eingeschlafen.
    Im Vorbeigehen betrachtete Yanko die traurige Gestalt. Für die Stadt war es wohl wirklich besser, wenn jemand anders die Tore bewachte. Wobei genau besehen die Gefahr durch Bens angebliche Bande ja gar nicht bestand, daher war es eigentlich auch egal. Und während er die letzten Schritte nach Hause zurücklegte, wo ihn ein angespannter Vater und eine ängstliche Mutter erwarteten, dachte er für einen kurzen Moment nicht an Nica, sondern hoffte, dass es Ben gut ginge, wo immer er jetzt auch steckte.

ORITTER TEIL
    DAS GEHEIMNIS DER KETZER

BEFREIT
    W ie geplant blieben Ben und Aiphyron am Wasserfall und nahmen die Höhle in Besitz. In den ersten Tagen sandten sie immer wieder Blicke die Steilwand hinauf und waren auch sonst auf der Hut, doch sie wurden weder von Verfolgern noch von weiteren Riesenfröschen belästigt. Die Nächte verbrachten sie in der Höhle, um nicht im Schlaf überrascht zu werden. Manchmal knurrte der Drache plötzlich, rief »stinkendes Feuer« und pustete die Fackel aus, doch schnell beruhigte er sich wieder, entzündete sie erneut und entschuldigte sich mit einem Brummen.
    Ben erzählte Aiphyron, wie die Menschen in Trollfurt lebten, und Aiphyron erzählte von Drachen und der weiten Welt, wo es auch Länder ohne Hellwahglauben und ohne den Orden der Drachenritter gab. Er bat Ben darum, die Geheimnisse der Drachen zu bewahren, vor allem das Geheimnis, wie Drachen zur Welt kamen. Er hatte es Ben, dem Drachenflüsterer und Freund, zum Geschenk gemacht, doch andere würden es sicher dem Orden verraten. Der würde sodann nach markanten und ausgesprochen schönen Orten suchen, nach allen Bäumen, die außergewöhnlich aussahen, weil sie von jenem Zauber geschützt wurden. Vielleicht wären ihr Hass, ihre Angst oder ihr unbeugsames Pflichtgefühl einer alten Legende gegenüber groß genug, um den Zauber zu brechen, und sie würden die Knochen der ungeborenen Drachen verdrehen und so seine Geburt verhindern.
    »Aber sie wollen die Geburt doch gar nicht verhindern, sie
wollen euch flügellos in ihren Diensten wissen«, wandte Ben ein.
    »Dann nutzen sie ihr Wissen über die Herkunft der Drachen eben, um den frisch geschlüpften Drachen aufzulauern. Sie bräuchten dann nicht einmal mehr Jungfrauen, um Drachen anzulocken.«
    Ben versprach zu schweigen.
    Sie lachten viel, fischten, aßen zusammen, sie teilten alles, und die Freundschaft zwischen Drache und Junge wurde in diesen Tagen so eng, wie Ben es bisher nur mit Yanko erlebt hatte. Die Unterschiede zwischen ihnen waren immens, doch Aiphyron hatte Ben das Leben gerettet, und Ben gab dem Drachen seinen Flügel zurück. Das verband sie.
    Dieser Flügel wuchs beständig. Mit Knirschen löste er sich eines Morgens ledrig aus dem Ansatz, knackend konnte Aiphyron ihn aufspannen und mit ihm schlagen. Natürlich hob er nicht ab, doch er bewegte spürbar die Luft. Voller Freude packte er Ben und sprang mit ihm durch den Wasserfall nach draußen. Sie wurden nach unten gedrückt und von der Wucht der Fluten durchgeschüttelt. Als der Drache weit entfernt von der Höhle wieder auftauchte, Ben noch immer in seinen Klauen, brüllte er, und Ben fluchte. Er schnäuzte den halben Sippa aus der Nase, spuckte aus und schüttelte sich Wasser aus den Ohren. Mit noch halb zugekniffenen Augen starrte er auf Aiphyrons neuen Flügel und war stolz. Der Flügel war noch immer viel zu klein, doch jetzt konnte Ben daran glauben, dass Aiphyron wieder ganz geheilt würde.
    Eine Woche später erhob sich Aiphyron zum ersten Mal in die Luft. Noch war der zweite Flügel kleiner, und so musste der Drache mit dem Schwanz gegensteuern, um nicht ständig im Kreis zu fliegen.

    Ben sah ihm erst vom Flussufer aus zu, dann kletterte er die halbe Steilwand hinauf, um freie Sicht über die Wipfel zu haben. Er beobachtete den Drachen, wie dieser durch die Luft tollte, ungestüm und unbeschwert wie ein verspieltes Jungtier, und zugleich erhabener als ein König oder der größte Eisadler, den Ben je um einen Berggipfel hatte kreisen sehen. Kopfüber stürzte

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