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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich der Drache in den Sippa, dort, wo der Wasserfall ein tiefes Becken in den Untergrund gegraben hatte. Prustend stieg er an Land, und Ben kletterte zu ihm hinab.
    »Morgen sind die Flügel bestimmt gleich groß!« Der Drache schien vor Begeisterung zu glühen. »Morgen nehme ich dich mit.«
    »Was?«
    »Du musst deine Erfolge als heilender Drachenflüsterer doch auch genießen dürfen.« Aiphyron klopfte ihm auf die Schulter.
    »Aber...«
    »Kein aber, du brauchst dich nicht zu bedanken. Ist doch Ehrensache, dass ich für dich den Menschenträger mache«, grinste Aiphyron, und Ben zuckte mit den Schultern.
    Er wusste nicht, was er sagen sollte, er wusste nicht einmal, ob er sich mehr darauf freute oder eher Angst hatte. Wenn er daran dachte, wie glücklich und lebendig Aiphyron in der Luft gewesen war, wenn er sah, wie er jetzt vor Freude zitterte, dann fühlte er tief in sich die eigene Vorfreude darauf, einmal zu fliegen. Doch wenn ihm einfiel, dass er selbst keine Flügel besaß und wie oft er im Fluss von Aiphyrons Rücken gefallen war, dann wurde ihm ganz anders.
    Was, wenn Aiphyron plötzlich nach einer gescheckten Dämmermöwe griff und sie als Feuervogel beschimpfte? Bis Aiphyron merkte, dass Ben von seinem Rücken gerutscht war,
wäre er schon dreimal auf dem Boden aufgeschlagen und hätte sich alle Knochen gebrochen.
    Zum ersten Mal, seit sie hier waren, dachte Ben beim Einschlafen nicht an Nica, sondern ans Fliegen. Und als er eingeschlafen war, flog er in seinen Träumen, und nicht einmal fiel er dabei von Aiphyrons Rücken.
    Weil es im Traum gutgegangen war, setzte er sich am nächsten Tag ohne Proteste vor Aiphyrons Flügel. Wahrscheinlich hätte er sich sowieso nicht wehren können, der Drache brannte darauf, ihn mitzunehmen.
    »He, wo bleibt mein Sattel? Wo sind die Zügel?«, grinste Ben und klopfte Aiphyron mit der flachen Hand auf die Schuppen.
    »Zügel? Ich geh dir gleich Zügel, du Möchtegern-Reiter! Wer keine Richtung vorgibt, der braucht keine Zügel«, dröhnte Aiphyron und zeigte Ben dann, wie er sich am besten festhalten konnte. »Setz die Füße zwischen die großen Schuppen an der Flanke. Und dann presst du die Beine fest zusammen. Ruhig mit Kraft, ja, du kannst mir nicht wehtun. Nicht so verkrampft, ganz ruhig. Du kannst die Knie unter zwei Schuppen klemmen, dann hast du Unterstützung und auch Halt, falls du selbst loslassen solltest oder deine Kräfte erlahmen. Und die Hände kannst du auf eine Ausläuferzacke meines Rückenkamms auf dem Hals legen.«
    Ben tat wie geheißen, sein Herz klopfte vor Aufregung und Anspannung. Er würde fliegen! Er sah zum Himmel hinauf, der völlig klar war bis auf eine kleine Wolke weit im Norden. Sie war ferner als Trollfurt und bewegte sich nicht.
    »Dann halt dich fest!« Lachend sprang Aiphyron in die Höhe und breitete die Flügel aus. Schnurstracks flog er auf den Wasserfall zu und drehte erst ab, als Ben schon die feinen Tropfen
der Gischt auf seiner Haut spüren konnte. Mit kräftigen Flügelschlägen schraubte sich der Drache hoch in den Himmel.
    Ben klammerte sich an den harten Schuppenrändern und der Rückenzacke fest, er presste die Beine so stark zusammen, dass es schmerzte, da halfen alle guten Ratschläge von eben nicht. Er verkrampfte sich doch. Er spürte Aiphyrons Muskeln unter den Schuppen arbeiten, spürte den Druck, den die schlagenden Flügel erzeugten, ihre Kraft. Ausgebreitet musste jeder der beiden gut zehn Schritt lang sein, auch der nachgewachsene. Bens Magen drehte sich, und das Frühstück purzelte hin und her. Zum Glück nur hin und her und nicht wieder hinauf.
    Jetzt raste Aiphyron derart schnell dahin, dass der Gegenwind an Ben rüttelte wie einer der Großen Herbststürme, die jedes Jahr an der Bergkette vor Trollfurt entlangfegten. So nah er konnte, schmiegte er sich an den Rücken des Drachen, um nicht hinuntergeweht zu werden. Mit aufgerissenen Augen sah er hinab. Die Baumwipfel zogen tief unter ihnen vorbei, der weiß schimmernde Wasserfall und das Plateau blieben immer weiter zurück. Unterschiedliche Vögel flogen unter ihnen hindurch. Ben hatte schon von Berggipfeln ins Tal geblickt, doch da hatte er festen Fels unter den Füßen gehabt. Unter Aiphyron war nichts als Luft, nichts außer dem Drachen, das Ben tragen würde. Einen kurzen Moment lang schwindelte ihm, dann packte ihn wilde Begeisterung.
    Er flog!
    Laut schrie er seine Freude hinaus.
    »Was hab ich dir gesagt?«, lachte Aiphyron und stürzte

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