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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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kopfüber in die Tiefe.
    »Es ist unglaublich!« Ben jubelte, während es seinen Magen wieder hob. Das war egal, er fühlte sich frei. Das war das
Schönste, was er je erlebt hatte. Wie konnte nur irgendwer annehmen, Flügel seien von Samoth verflucht? Etwas, das so viel wilde, ungebändigte Freude brachte, konnte kein Fluch sein. Niemals! Immer wieder brüllte Ben lachend gegen den Wind.
    Sie flogen hierhin und dorthin, ohne eine einzige menschliche Siedlung zu entdecken. Sie rasten der Sonne entgegen und stürzten sich in die Tiefe. Aiphyron breitete die Flügel gerade noch aus, bevor sie in den Wald eintauchten, und Ben konnte die Wipfel beinahe mit der Hand berühren, als sie darüber hinwegfegten. Aufgeschreckte Vögel stoben kreischend um sie davon. Schließlich flogen sie dem Sippalauf entgegen zu ihrer Höhle zurück.
    Als Ben abstieg, zitterten seine Hände und Knie, er war es nicht gewohnt, sich an einem Drachen festzuklammern. Auf dem Fluss war es etwas ganz anderes gewesen. Mit wackligen Beinen taumelte er am Ufer entlang. Oder schwankte der Boden? Egal, er war geflogen! Das glückliche Grinsen wollte einfach nicht aus seinem Gesicht verschwinden. Alles drehte sich, und auch sein Magen fing wieder damit an. Ganz plötzlich entschied sich sein Frühstück, doch wieder hochzukommen. Ben ließ sich auf die Knie fallen und übergab sich an den Stamm einer jungen Schwurbelbirne.
    »Mach dir nichts daraus, das ist normal. Das Fliegen ist euch Menschen einfach fremd. Aber das gibt sich mit der Zeit«, bemerkte der Drache freundlich.
    »Hättest du das nicht früher sagen können? Dann hätte ich weniger gefrühstückt.« Ben wischte sich den Mund ab, blieb aber noch knien.
    »Das hätte es nicht besser gemacht, glaub mir. Du wärst nur nervöser gewesen.«

    Ben erwiderte nichts, es war im Moment besser, den Mund geschlossen zu halten. Und vielleicht hatte der Drache ja recht. Auch wenn mit der Zeit keine sehr genaue Angabe war. Wichtig war jetzt nur, dass Ben geflogen war, dass er dieses Gefühl einmal gespürt hatte. Langsam erhob er sich. Die Beine taten nun wieder ihren Dienst, er konnte ruhig und ohne zitternde Waden stehen und gerade laufen. Er starrte in den Himmel hinauf, wo er eben selbst noch gewesen war. Vögel kreisten, die kleine Wolke hatte sich verzogen.
    Immer höher stieg die Sonne, bald war Mittag. Sie aßen einen Happen und ruhten sich aus, Aiphyron döste sogar eine Weile. Aber Ben konnte die Augen nicht lange geschlossen halten, und heute Nacht würde er auch kaum Schlaf bekommen. Am Abend wollten sie endlich los in Richtung Westen. Dort war das Land besiedelter, dort würden sie flügellose Drachen finden. Um selbst nicht von Ordensrittern gefunden zu werden, wollten sie in der Dunkelheit reisen.
    Kurz nach Sonnenuntergang, im bleichen Licht von Mond und Sternen, hob Aiphyron ab. Ben klammerte sich nicht ganz so verkrampft fest wie beim ersten Flug. Wieder ließ er eine Höhle zurück und fragte sich, wann er das nächste Mal in einem Haus leben würde.
    Alles an dem zweiten Flug war ruhiger, Aiphyron tollte nicht herum, sondern schlug gleichmäßig mit den Flügeln und behielt eine Richtung und eine Höhe bei. Weniger Tiere ließen im schwarzen Wald unter ihnen ihre Schreie hören, kein Vogelschwarm wurde von ihnen aufgescheucht. Sie verließen das bewaldete Gebiet und überquerten einen weiteren Fluss in einer welligen Ebene, vielleicht den Dherrn. An seinem Ufer entdeckten sie eine kleine Ortschaft, die aus nicht
viel mehr bestand als einer riesigen Mühle und einer Handvoll Höfen. Ben erkannte kaum mehr als die Umrisse der Gebäude, doch Aiphyron sagte ihm, dass zwischen zwei Höfen ein schmaler Steg in den Fluss führte und dass ein paar kleinere Boote umgedreht am Ufer lagen. Nichts deutete auf einen Drachen hin.
    Sie flogen an einer Burg vorüber, in deren höchsten Turmfenstern trotz der späten Stunde heller Lichtschein flackerte, und auch im Hof brannte ein verlassenes Feuer. Doch kein Geräusch drang zu ihnen herauf, keine menschlichen Stimmen, nicht das Muhen einer Kuh, nicht das Wiehern eines Pferdes, kein Schnattern von Federvieh und schon gar kein Fauchen eines Drachen.
    Schließlich erreichten sie einen weiteren Wald, der sich im schwachen Mondlicht weiter nach Westen erstreckte, als selbst Aiphyrons Augen blicken konnten. Nach einigen Minuten entdeckten sie hier eine Stadt, die größer war als Trollfurt und zudem an der Kreuzung zweier breiter Straßen lag. Die Bäume,

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