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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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gewesen war. Seitdem war er auf einem Drachen geflogen und einem Riesenfrosch
entkommen, wieso sollte er jetzt noch Angst vor einem Mädchen haben? Vor ihrer Zurückweisung? Jetzt würden seine Knie nicht mehr weich werden, bloß weil sie ihn ansah, sagte er sich. Nur sah sie ihn im Moment gar nicht an, sie war nicht hier, sondern in Trollfurt. Und dort musste er vor allen anderen Angst haben. Ausgenommen vor Yanko natürlich.
    »Irgendwann kehre ich zurück«, murmelte er vor sich hin. Sie würden Augen machen, wenn er auf einem großen Drachen eintraf. Ganz besonders, wenn es ein geflügelter war, dachte er grimmig.
    Der Marktplatz war umgeben von einem bunt karierten Rathaus mit zahlreichen kleinen Ziertürmen und Erkern, einem strahlenden, gartenumsäumten Hellwahtempel mit massigen Säulen und verschiedenen herausgeputzten Geschäften, dem wuchtigen goldverzierten Handelskontor und nobleren Gasthäusern. Am Kopfende des länglich geformten Platzes, direkt vor dem Tempel, war ein mehrere Schritt durchmessendes, fast mannshohes Podest aus hellem Holz errichtet. Auf ihm standen vier bunte Ziersäulen, die mit Blumen umrankt waren. Ein Stück rechts daneben befand sich ein weiteres Podest, ebenso hoch, doch kleiner im Geviert und ganz und gar ungeschmückt. Darauf erhob sich ein einfacher Galgen mit einer grauen, abgegriffenen Schlinge.
    Unter dem Galgen stand ein kleiner Schemel, auf dem ein bärtiger Mann in der bunten Uniform der Torwächter saß und einen Apfel verputzte. Das Treiben um ihn schien ihn nicht zu stören, er blickte stur in den Himmel und kaute vor sich hin.
    Ben sah ihm eine Weile zu, und das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Er blickte sich um und entdeckte am hinteren Rand des Platzes eine Reihe von Ständen aus Holz und schattenspendendem Segeltuch. Dort boten Händler Brot,
Obst, Gemüse, Käse, Fleisch und unterschiedliche gegarte Gerichte feil.
    Er schlenderte hinüber. So langsam füllte sich der Marktplatz, die ersten Kinder suchten sich einen Platz ganz vorn am Podest und riefen einander aufgeregt Worte zu. Männer und Frauen schlossen sich ihnen ein wenig gemessener an, andere holten sich erst noch einen Happen an den Ständen. Die Händler schrien durcheinander und hielten sich dabei die Hände trichterförmig vor das Gesicht, um das ganze Spektakel und vor allem einander zu übertönen.
    »Frische Birnen!«
    »Zitronenschmalzbrötchen!«
    »Käsehack auf Rostzwiebeln!«
    »Flussbärpasteten!«
    Bei jedem Wort liefBen das Wasser mehr im Mund zusammen, er hatte lediglich ein paar Beeren gefrühstückt. Doch alles Gebratene und Gedünstete bereiteten die Händler hinter ihren Ständen zu; so lang waren seine Finger trotz aller Übung nicht. Wenigstens konnte er sich im Gewühl vor den Ständen eine weiße Birne und zwei Grapezwiebeln von der Auslage klauen. Kauend lief er zum Podest zurück, um sich einen der vorderen Plätze zu sichern.
     
    Die Zeremonie begann mit einem langsamen Marsch, den zwei kantige sonnenblonde Frauen im Waffenrock der Stadt auf riesigen, mit Blattgold verzierten Pauken schlugen. Die Pauken standen auf dem Boden vor dem Podest, die Frauen darauf; trotzdem reichten die Instrumente ihnen bis an den breiten Ledergürtel, an welchen Schwerter in edelsteinbesetzten Scheiden steckten. Die tiefen, dumpfen Schläge des Marschs schwemmten wie Wellen über den Marktplatz, jeder
einzelne hallte nach, und Ben spürte seinen Brustkorb im Rhythmus vibrieren. Kinder stampften mit den Füßen mit, und nicht wenige Männer standen nun aufrechter und drückte die Brust raus.
    Zur Musik betrat ein älterer Hellwahpriester mit einer riesigen Hakennase das Podest. Er schritt von der Mitte der Rückseite nach vorn und hatte das sonnengoldene Gewand angelegt, das den wichtigsten Festen des Jahres vorbehalten war. Auf seinem spärlichen weißen Haupthaar thronte ein Sonnendiadem mit äußerst kunstvoll geschmiedeten Strahlen, die dem Himmel entgegenzüngelten. Das Diadem sah viel beeindruckender aus als das von Priester Habemaas, prunkvoller. Trotz seines Alters wirkte der Priester kräftig und ging aufrecht.
    Von links betrat ein dicker Mann mit kleinen flinken Augen, glänzender Glatze und sorgsam gepflegtem dunklem Vollbart das Podest. Er trug leuchtend bunte Stoffe und zahlreiche Ketten und Ringe, die alle mit Edelsteinen verziert waren. Der Mann stellte sich mit dem Gesicht zum Priester vor diesen und schielte immer wieder nach rechts. Sein Gefolge, das ihn begleitet hatte,

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