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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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großen Pauken, und die Menge begann zu johlen, während die graue Asche auf sie niederregnete. Niemand schien sich daran zu stören, im Gegenteil, die meisten drängten noch wilder als zuvor nach vorn, um wenigstens ein wenig von der Asche bestäubt zu werden.
    Wahrscheinlich bringt das Glück , vermutete Ben, doch er ließ zu, dass sich Leute an ihm vorbeidrängelten und ihn zur Seite drückten. Verbrannte Drachenflügel waren nicht das Glück, nach dem er suchte.
    »Hoch, Drachenreiter Dicime!«
    »Hoch, Schilfrücken!«
    Ben klatschte und jubelte mit den anderen, um nicht aufzufallen.
    Als das Ritualbecken mit der Asche geleert war, verließ der Ritter das geschmückte Podest. Zum Abschied verbeugte er sich kurz und zackig vor dem lächelnden Priester. Dicime winkte strahlend und triumphierend in die begeisterte Menge. Nach einer Weile stieg sein Gefolge zu ihm hinauf und brachte ihm einen breiten, gepolsterten Prunkstuhl mit
goldverzierter Lehne. Dicime setzte sich, so dass sein Blick in Richtung Galgen ging. Schilfrücken legte sich neben ihm auf die Bretter. Der Priester trat nach vorn und hob die Hände. Pauken und Menge verstummten.
    »Einen neuen Drachenreiter zu feiern, ist immer ein erhebendes Ereignis. Solche Festivitäten erfüllen mich immer mit großer Freude und Stolz, denn sie bedeuten, dass eine herrliche Drachenseele, die durch die Tapferkeit eines Ritters und die reine Hingabe einer Jungfrau von Samoths Fluch befreit worden ist, nun mit Hellwahs Segen ein neues Heim erhalten hat. Ein wohlmeinendes Dach über dem Kopf. Doch heute können wir diese Feierlichkeiten noch krönen!« Der Priester hatte seine Stimme noch weiter erhoben. »Denn wir haben eben nicht nur einen Drachen und seinen Reiter zusammengeführt, wir werden nun auch einem Feind von Drache und Mensch, einem abtrünnigen Drachenketzer, der Hellwahs Herrlichkeit leugnet und seine Herrschaft anficht, seiner gerechten Strafe zuführen. Seine Schuld wurde in langen Befragungen erwiesen. Möge seine öffentliche Bestrafung ein gutes Omen für die frisch geschlossene Verbindung von Drachenreiter Dicime und Schilfrücken sein! Denn wo Gerechtigkeit waltet, da ist Hellwah nicht fern.«
    Die verschwitzte Menge um Ben johlte und schrie nun noch lauter.
    »Hängt ihn!«, brüllten die einen.
    »Tod den Feinden Hellwahs!«, kreischten andere mit wutverzerrten und seltsam entrückten Gesichtern.
    »Gerechtigkeit!«
    »Nieder mit dem Ketzerpack!«
    Ben verstand dies alles nicht. Er war nicht sicher, ob das nun wieder Politik war und er es deshalb nicht verstehen konnte,
doch ihm kam es falsch vor, den Tod eines Menschen zu einer Feier zu machen. Aber die Leute um ihn her schrien und jubelten jetzt noch lauter als bei der Drachenreiterzeremonie. Ihr Toben war eine seltsame Mischung aus Wut und Freudentaumel. Manche nickten auch einfach nur zufrieden.
    Vielleicht verstand Ben es nur nicht, weil er nicht wusste, was der Mann getan hatte, woher all der Zorn auf ihn kam. Vielleicht verstand Ben es aber auch nicht, weil er sich irgendwie in ihn hineinfühlen konnte; immerhin war er selbst auf der Flucht vor seiner Hinrichtung. Die Trollfurter hatten ihn für etwas hängen wollen, das er nicht getan hatte. Ohne ihn anzuhören, das hatte er noch nicht verwunden, und es hatte ihn misstrauisch gemacht. Hatte der Mann, der in diesem Moment von zwei Wachleuten zum Galgen hochgezerrt wurde, tatsächlich das getan, was man ihm zur Last legte? Oder war er unschuldig wie Ben?
    Ben war während der Zeremonie immer mehr zu Seite gedrängt worden und bemerkte nun überrascht, wie nah er vor dem Galgen stand. Der Stadtwächter, der vorhin den Apfel gegessen hatte, schirmte mit einem guten Dutzend anderer das Podest ab, um niemanden außer den Henker und den Verurteilten mit seinen Wächtern durchzulassen. Der Henker trug eine weiße Hose, einen weißen Oberkittel und eine totenbleiche Gesichtsmaske mit einer aufgemalten roten Träne unter dem linken Auge.
    Der Verurteilte war vielleicht dreißig Jahre alt und unrasiert, sein Oberkörper nackt. Frische Narben verliefen über seinem Rücken und den Armen, die Finger der linken Hand wirkten klobig, so als seien sie alle gebrochen und geschwollen. Die Nase war krumm und platt. Auf der linken Schulter hatte er einen gewundenen grünen Drachen tätowiert. Irgendwer hatte
diesem die Augen mit einem Eisen ausgebrannt, so dass dort nur noch dicke rote Brandblasen zu sehen waren. Die Augen des Verurteilten blickten ausdruckslos

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