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Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
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und leer.
    In so mancher Sage wurde der Held zum Tode verurteilt, verhöhnte seine bösen Richter im Angesicht von Schlinge oder Richtblock und wurde dann von seinen Gefährten gerettet. Der Drachenketzer sah nicht aus wie ein Held, und Ben glaubte nicht, dass er noch viele stolze Worte finden und befreit werden würde. Unter der Schlinge wartete ein Schemel aus dunklem Holz auf ihn. Darauf sollte er steigen, und dann würde der Henker ihn unter ihm wegtreten. Es war der Schemel, auf dem noch vor kurzem der Wächter gut gelaunt seinen Apfel verspeist hatte.
    Ben spürte wieder drängende Arme in seinem Rücken, hörte die Wünsche, etwas sehen zu wollen, ein kleiner Junge wühlte sich an seinen Beinen vorbei. Er selbst wollte nichts sehen, er musste immer daran denken, dass er selbst dort oben stehen könnte.
    Gegen die anströmende Masse bahnte er sich seinen Weg zum Podest zurück. Auch dort stellten sich Menschen auf die Zehenspitzen, um die Hinrichtung zu verfolgen. Der Verurteilte wurde als Ketzer, Verräter und Verbrecher beschimpft und mit allerlei Flüchen belegt. Ben hörte, dass es ihm recht geschehe, dass es auch langsam Zeit geworden sei, wieder einen von denen zu erwischen, und dass er bitteschön möglichst lange zappeln solle. Warum sie das alles wünschten und was der Mann wirklich getan hatte, das erfuhr er aus dem zornigen und gehässigen Gemurmel der Menge nicht.
    Ein kleines Mädchen wollte wissen, ob der böse Mann wirklich jeden Sonntag ein Kind gefrühstückt hatte. Die Mutter sagte daraufhin: »Nein, du Dummerchen!« Und sie verpasste dem
Jungen neben ihr eine Backpfeife: »Du sollst deine Schwester doch nicht mit verlogenen Geschichten ängstigen!«
    »Jetzt steigt er rauf zur Schlinge, die wird ihm dann um den Hals gelegt«, erklärte ein Vater ganz in der Nähe seinem kleinen Sohn, den er auf den Schultern trug. Der Junge zeigte mit dem ausgestreckten Finger Richtung Galgen, aber Ben interessierte das noch immer nicht, er drehte sich nicht um.
    Inzwischen hatte er das Podest erreicht und sah dort hinauf; Schilfrücken interessierte ihn. Oben blickten alle gebannt zur Hinrichtung hinüber, außer dem Drachen, dessen kreisende Augen einem Insekt zu folgen schienen, das Ben nicht sehen konnte. Und außer der hochnäsigen Hausdienerin. Sie ließ den Blick über die Menge schweifen, als müsse sie diese beaufsichtigen. Dabei entdeckte sie Ben, der wiederum sie ansah. Er lächelte. Kurz wirkte es, als wolle sie das Lächeln erwidern, doch es zuckte nur kurz um ihre Mundwinkel, und sie hob die Augenbrauen und wandte den Kopf ab. Ben schüttelte den Kopf, sie war einfach eine rüschennasige Rinnsteinschnepfe und würde nie etwas anderes sein.
    Noch einen Moment lang musterte Ben Schilfrücken und versprach ihm lautlos, ihn zu befreien, auch wenn er noch nicht wusste, wie. Am aufbrandenden Jubel erkannte er, dass in diesem Moment die Hinrichtung vollzogen worden war. Schnell schielte er zur Hausdienerin hinüber, um zu sehen, wie ein so hochnäsiges Geschöpf denn jubelte. Doch sie hielt die Augen geschlossen. Wollte sie eine Hinrichtung ebenso wenig sehen wie Ben, oder war es nur diese eine Hinrichtung, die sie nicht anschauen wollte? Kannte sie etwa den Verurteilten? Dann konnte sie ihm vielleicht sagen, weshalb er verurteilt worden war. Und was viel wichtiger war: Als Hausdienerin des dicken Kaufmanns wusste sie darüber hinaus, wo und
wie Schilfrücken untergebracht war. Er würde ihr also weiterhin auf die Nerven gehen, egal, wie abweisend sie war.
    Die Menge sah noch ein Weile zu, wie der Verurteilte baumelte, doch Drachenreiter Dicime erhob sich und befahl Schilfrücken wie einen Hund an seine Seite. Dann stiegen er und sein Gefolge vom Podest, wo er von zahlreichen Bürgern persönliche Glückwünsche entgegennahm, nickte, lächelte und wahllos Hände schüttelte.
    »Hallo«, sagte Ben, als er sich zu der Hausdienerin durchgekämpft hatte. Hundertmal hatte er in Gedanken durchgespielt, wie er sich endlich trauen würde, Nica anzusprechen, hatte Tag für Tag Mut gesammelt, und das half ihm nun eben hier. Zumal das hier viel einfacher schien. Sie war nicht Nica, und er spielte einen weitgereisten Fremden, er war nicht er selbst. Er vergaß seine Schüchternheit, die ihm bei Nica und Ritter Narfried und so oft im Weg gestanden hatte, und schauspielerte sich Yirkhenbargs Souveränität herbei.
    »Du schon wieder«, entgegnete die Hausdienerin.
    »Ja, ich.« Ben lächelte. »Ich wollte fragen, ob

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