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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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um den Zwinger standen und zähneknirschend beschlossen, die Bestie nie wieder auf einen Menschen zu hetzen, denn sie trug den Geruch des Abts in ihrer Schnauze. Und nichts konnte sie von einer einmal aufgenommenen Fährte abbringen.
    »Mach es dir gemütlich, du kommst hier nicht mehr raus, bis du verschimmelst«, sagte Yanko. Es war der letzte weiße Drache des Klosters und damit keiner übrig, um ihn auf unschuldig Geächtete zu hetzen. »Wenigstens behältst du dabei deine Farbe, ist doch auch etwas?«
    Der Drache schnaubte Kälte in die Nacht, die Augen weiterhin ausdruckslos auf Yanko gerichtet. Nichts deutete darauf hin, dass er ihn verstanden hatte.
    »Ach, friss einfach den Abt«, murmelte Yanko und wandte
sich ab. Mit jedem Schritt, den er sich vom Zwinger entfernte, schwanden Kälte und Schmerz aus seinem Fuß. Zufrieden mit sich selbst huschte er zurück in den Stall. Dabei rieb er sich mit den Händen über die Oberarme. Er freute sich darauf, Ben und Nica von seinem Streich zu berichten, und dann dachte er wieder an die beiden Nackten mit Dreschflegeln und hoffte, dass ihre Mutprobe nicht im Stall stattgefunden hatte.
    Doch dort war keine Spur von ihnen zu entdecken. Nica stand noch immer an der Boxentür und blickte aufmerksam zu Ben hinein, der mit geschlossenen Augen am Drachen lehnte und schwitzte. Sein Unterkiefer bebte vor Anstrengung. Lächelnd stellte sich Yanko neben Nica und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
     
    Langsam löste Ben die Hände von den Schulterknubbeln des Drachen. Die Vernarbungen auf der rechten Seite waren bereits aufgebrochen, und er fühlte frisches glattes Fleisch darunter. Fleisch, das wachsen wollte.
    »Verstehst du mich?«, fragte er und bewegte den Kopf betont langsam von oben nach unten. »Wenn ja, dann nicke. So wie ich.«
    Der Drache sah ihn mit seinen dunklen Augen an, blinzelte zweimal und wies mit seiner Schnauze auf die Schulterknubbel.
    »Ja, ich mach gleich weiter. Sag mir nur: Verstehst du, was ich sage?«
    Zögerlich nickte der Drache.
    »Gut. Sehr gut.« Ben lächelte erschöpft. »Warst du lange Zeit der Gefangene eines Mannes namens Norkham, der sich selbst der Hohe nannte?«

    Der Drache nickte.
    Ben atmete erleichtert aus. Er wusste nicht, was er getan hätte, wenn es wieder der Falsche gewesen wäre. Nica ließ einen unterdrückten Freudenschrei hören, Yanko ballte die Faust.
    »Willst du mit uns kommen?«, fragte Ben weiter. »Raus aus dem Kloster und in die Freiheit?«
    Erneut nickte der Drache, diesmal jedoch weit weniger zögerlich.
    »Und dich wird nichts zurückhalten?«
    Wieder nickte der Drache, doch Ben war nicht sicher, was das bedeuten sollte. Er hatte die Frage schlecht gestellt.
    »Frag ihn doch, ob er das Gitter an der Zelle von deinem Mädchen aufbiegen kann«, sagte Nica. »Ihren Namen habe ich vergessen.«
    Ben klappte der Unterkiefer herunter. Vor Überraschung brachte er kein Wort heraus. Der Drache wandte sich ihr zu und sah sie erwartungsvoll an.
    »Ein Gitter, dünner als das hier.« Nica deutete auf die armdicken Stangen in der Boxentür. »Kannst du das aufbiegen?«
    Der Drache nickte. Er wirkte irritiert, als habe sie nach etwas Selbstverständlichem gefragt.
    »Sehr gut, dann sparen wir uns die Schlüsselsuche.«
    »Danke«, stammelte Ben und strahlte sie an, dann den Drachen, dann wieder sie. Wieso war er nicht selbst darauf gekommen? So einfach und doch... »Wie...?«
    »Ich hatte viel Zeit nachzudenken, während du vertieft warst.« Nica lächelte. »Der andere Kerl hat mich ja allein gelassen.«
    »Dafür habe ich mich für dich schon am Abt gerächt. Das wäre also auch erledigt«, ergänzte Yanko mit einem Grinsen
für Ben. »Aber genauer erzähl ich dir das erst, wenn wir hier raus sind.«
    Mit dem moorschwarzen Drachen im Schlepptau verließen sie den Stall. Seine Schritte waren erstaunlich lautlos. Yanko berichtete leise von zwei nackten Jungen, die irgendwo durch das Kloster schlichen. »Aber keine Sorge. Sie wollen ebenso wenig bemerkt werden wie wir. Wenn sie uns hören, verstecken sie sich wahrscheinlich, anstatt Alarm zu schlagen.«
    Sie nahmen denselben Weg zurück, den sie gekommen waren. Als sie den großen Hof hinter sich gelassen hatten und an dem hohen Hellwahtempel mit den Fenstern aus gelbem Glas entlangschlichen, glaubte Ben plötzlich daran, dass sie es wirklich schaffen würden. Obwohl der Drache zu lang war, um in jedem Schatten verschwinden zu können, bewegte er sich doch unauffällig. Seine

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