Der Drachenthron: Roman (German Edition)
Palast meines Vaters zum Strahlen bringen, wie die Taiytakei den Himmel erstrahlen ließen.«
»Ich hoffe, wir werden die Gelegenheit haben, Euren Gästen für ihr außergewöhnliches und höchst beeindruckendes Willkommen zu danken?« Shezira drängte sich besorgt zwischen Lystra und Prinz Jehal.
Jehal lächelte. »Natürlich. Ein Botschafter der Taiytakei wird bei der Hochzeit zugegen sein. Ich bin überzeugt, dass er mit Euch reden wird, wenn Ihr ihm eine Audienz gewährt.« Er rückte näher heran, und seine Stimme senkte sich zu einem leisen Flüstern. »Ihr solltet wissen, Eure Heiligkeit, dass sie nur einen Wunsch hegen. Sie legen schon seit hundert Jahren an unseren Küsten an. Wir verkaufen ihnen Sklaven und Drachenschuppen, doch das ist nicht der wahre Grund ihres Kommens. Sie werden Euch Honig ums Maul schmieren und Euch mit Geschenken überhäufen, so wie sie es mit Sprecher Hyram und meinem Vater getan haben, aber sie wollen nur eines.«
»Vielleicht ein Drachenei?«
»Die meisten Eier gedeihen nicht, und das wissen sie. Einen lebenden Drachen, Eure Heiligkeit. Ein Jungtier. Das wollen sie, das haben sie schon immer gewollt, und sie würden alles tun, um eines zu bekommen. Einfach alles. Warum liegt das Klippennest so weit vom Hafen weg? Um unsere Drachen von den taiytakischen Schiffen fernzuhalten?« Er lachte. »Nein, Eure Heiligkeit, das soll die Taiytakei von unseren Drachen fernhalten.«
14
Der Suchtrupp
S ollos stocherte mit einem Stock im Feuer und spähte zu der Talseite mit der schwarzen Narbe zwischen den Bäumen, wo der tote Drache lag. Manchmal stieg Rauch von ihm auf. Manchmal, mitten in der Nacht, sah Sollos das Flackern von Flammen. Dann regnete es, und der Rauch und das Feuer erloschen, und wenn der Regen anhielt, glühte die Wunde im Wald von innen heraus. Heute war jedoch alles ruhig. Leise und langweilig.
»Du schaust schon wieder hin«, grunzte Kemir.
»Ich weiß, ich weiß.« Die Königin war nun schon vor sechs Tagen abgereist. Was bedeutete, dass seit dem Angriff zwölf Tage verstrichen waren. Zwei Wochen, hatte der Alchemist gesagt. Zwei Wochen und ein großer Hammer. Nun, er hatte jetzt einen großen Hammer.
»Hey! Ihr beiden! Haltet das Feuer am Laufen und bringt das Wasser zum Kochen!«
»Zu Befehl, Mylord.« Was er ebenfalls hatte, war die Gesellschaft von einem Dutzend Drachenrittern, sieben Jagddrachen und dem Alchemisten. Sollos schürte das Feuer und warf einige Scheite in die Glut. Als sich der Drachenritter wieder umdrehte, warf Sollos ihm leise murrend eine Beleidigung hinterher. Die Drachen würde es wahrscheinlich nicht interessieren, was mit ihrem toten Bruder geschah, die Reiter und den Alchemisten hingegen schon. Und während sich die Hälfte von ihnen tagein, tagaus auf die Suche nach der Weißen machte, hatte die andere Hälfte nichts Besseres zu tun, als faul herumzusitzen und das Lager zu bewachen.
»Bist du sicher, dass wir sie nicht einfach im Schlaf ermorden können?«, zischte Kemir. »Vielleicht könnten wir sie vergiften.«
Bevor Sollos eine Antwort einfiel, hallte ein durchdringender, schriller Schrei im Tal wider. Der erste Drache war zurückgekehrt. Jeden Tag flogen sechs der Tiere los und hielten Ausschau nach dem verschwundenen Drachen der Königin, während der siebte hoch über ihren Köpfen Wache hielt. Seit dem Überfall hatten sie keine anderen Drachen als ihre eigenen gesehen, und Sollos war überzeugt, dass sie nur ihre Zeit vergeudeten. Inzwischen war die Weiße längst auf und davon.
Dennoch, wenn es bedeutete, dass sie hier abwarteten, bis der tote Drache oben am Berghang abgekühlt war und es auch nur die kleinste Chance gab, ein paar Drachenschuppen stibitzen zu können …
»Er ist ein bisschen zu früh dran.« Kemir beobachtete, wie der ankommende Drache in Richtung des Flusses schwebte. Sollos löste den Blick vom Wald und sah dem Drachen ebenfalls bei der Landung zu. Noch bevor das Tier zum Stehen gekommen war, sprang der Reiter auf seinem Rücken bereits auf, löste die Gurte und glitt aus dem Sattel.
Kemir rülpste und warf einen Stein in den Fluss. »Du denkst doch nicht wirklich, dass sie etwas gefunden haben, oder?«, fragte er. »Normalerweise kommen sie erst viel später zurück.«
Sollos schüttelte den Kopf. »Und da hab ich mich auf einen weiteren friedvollen Nachmittag gefreut, an dem ich genüsslich an Grashalmen kauen und mich am Hintern kratzen kann.«
»Ja, und an dem du zu dem toten Haufen
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