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Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Deas
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Schwester an. »Und du kannst mit Lachen aufhören, große Schwester, denn du und Mutter werdet Prinz Jehal nackt ausziehen und zu meinem Brautzimmer geleiten, und davor ist es eure Aufgabe sicherzustellen, dass er auf jeden Fall seinen ehelichen Pflichten nachkommen kann.« Sie kicherte.
    »Lystra! Wie kommst du nur auf eine solche Idee! Das ist doch absurd.« Shezira ballte die Hände zu Fäusten und ließ sich ins Polster zurückfallen. Sie war erbost und gleichzeitig wie erstarrt vor Empörung.
    »Das habe ich aus den Büchern in der Bibliothek. Und es gibt Bilder .«
    »Lächerlich.« Die Königin blickte wütend von einer Tochter zur anderen. Verfluchter Antros! Das kann doch nicht wahr sein. Oder etwa schon? Unterscheiden sie sich hier so sehr von uns? »Du solltest nicht alles glauben, was in Büchern steht. Welche Bräuche auch immer sie in diesem Teil der Welt haben, ihr seid meine Töchter, und ihr werdet euch so benehmen, wie ich euch erzogen habe. Wenn Jehal dich nach der Hochzeit wie eine Hure herumzeigen will, ist das seine Sache. Aber bis dahin werdet ihr euch wie wahre Prinzessinnen verhalten, oder – das schwöre ich bei allen Vorfahren – ihr werdet nie wieder einen Fuß in eines meiner Drachennester setzen. Verstanden?«
    Nach dieser Standpauke wurde nicht mehr viel gesprochen, und ein trotziges Schweigen senkte sich über die Kutsche. Am Mittag hielten sie für eine Weile an einer ruhigen, steinigen Bucht. Eine kleine Armee von Dienern, die offensichtlich dort genächtigt hatte, um alles für die Adeligen vorzubereiten, erwartete sie bereits. Ein Gang nach dem anderen mit kalten Fleischspezialitäten, Brot und einer unüberschaubaren Vielzahl an in Öl eingelegtem Gemüse wurde gereicht, bis Shezira glaubte, sie müsse platzen. Zumindest benahmen sich ihre Töchter dieses Mal vorbildlich. Und auch Prinz Jehal zeigte sich untadelig, flirtete elegant, ohne jemals die Grenzen des Anstands zu übertreten. Wenn sie einen Moment ehrlich mit sich war, konnte Shezira nachvollziehen, warum Lystra so von ihm angetan war. Jehal war zugleich gut aussehend und charmant.
    Nur jammerschade, dass er seinen Vater vergiftet! Oh, mein kleiner Goldschatz, in welche Lage habe ich dich da bloß gebracht?
    »Ich habe mit unserem Feldmarschall gesprochen«, sagte Shezira, als sie am Nachmittag wieder aufbrachen. »Wie es scheint, hat unsere liebe Lystra nur teilweise recht. Glücklicherweise steht es uns frei, ob wir an dem Ritual teilnehmen wollen. Wir können also unseren Vorfahren für diese Wahlmöglichkeit danken.«
    Lystra kicherte, und Shezira konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. Selbst Jaslyn grinste. Die Stimmung in der Kutsche hob sich nach dieser Offenbarung schlagartig.
    »Was haben dir deine Bücher sonst noch verraten?«, erkundigte sich Jaslyn.
    »Vorzugsweise diejenigen ohne Bilder«, fügte Shezira hinzu.
    »Ich weiß, dass König Tyans Reich das wohlhabendste ist.«
    »Dafür hättest du keine Bibliothek gebraucht.«
    »Ihr Drachennest liegt sehr weit von Furia entfernt.«
    »Noch etwas, das kein großes Geheimnis ist. Haben dir die Bücher auch den Grund verraten?«
    Sie runzelte die Stirn. »Schiffe. Drachen mögen sie nicht. Zu Zeiten von König Tyans Ur-ur-urgroßvater wurden ein paar Schiffe der Taiytakei-Händler niedergebrannt. Die Überlebenden erklärten, dass die Taiytakei erst wieder zu – rückkämen, sobald die Drachen aus der Stadt verbannt worden sind, und genau das hat der König getan.«
    »Er hat sein Drachennest verlegt?« Jaslyn wirkte entsetzt.
    Selbst Shezira hob eine Augenbraue. »Schwer vorstellbar«, sagte sie, »und eine Geschichte, die mir so zum ersten Mal zu Ohren kommt. Und was ist mit den Taiytakei? Was schreiben deine Bücher über sie?«
    Lystra zuckte mit den Schultern. »Anscheinend handelt es sich um Zauberer.«
    Es gab nichts, was Shezira darauf erwidern konnte. Antros hatte seine Bibliothek mit allem möglichen Müll gefüllt. Shezira hatte sich der Sinn nie ganz offenbart, denn soviel sie wusste, hatte er in seinem Leben kein einziges Buch gelesen. Ihr war es ähnlich ergangen, auch sie war zu beschäftigt damit gewesen, ihre Töchter aufzuziehen, auf Drachen zu fliegen und nach dem Tod von Antros das Reich zu regieren.
    Vielleicht hätte ich der Bibliothek doch irgendwann einen Besuch abstatten sollen. Dann hätte ich alles über die Hochzeitsriten des Südens gewusst. Der Gedanke entlockte ihr ein Lächeln. Vielleicht wenn ich zu alt zum Reiten bin

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