Der Drachenthron: Roman (German Edition)
Drachenschuppen und Kohle hochglotzen kannst.«
»Wir werden nichts davon abbekommen. Das ist dir doch hoffentlich klar, oder?«
»Ein Teil von mir weiß das. Wir könnten Land kaufen. Unser eigenes kleines Dorf mit unseren eigenen kleinen Untertanen. Unser eigenes kleines Herrenhaus. Mit einer Brauerei.«
»Und einem Bordell.«
»Ganz genau.« Kemir seufzte. »Wie schon gesagt, bist du sicher, dass wir sie nicht vergiften können?«
»Selbst wenn wir uns einen Titel kaufen würden, wären wir immer noch der Königin verpflichtet.«
»Die kann mich mal! Wir könnten uns irgendwo hier draußen niederlassen, in einem der Gebirgstäler.«
»Und stattdessen König Valmeyan dienen?«
Sollos schnaubte. »Das kommt nicht in Frage. Nicht ihm.«
Kemirs Stimme verwandelte sich in ein leises Knurren. »Nein. Nicht ihm. Ihm auf gar keinen Fall. Denkst du …?«
Der Reiter, der gerade auf dem Drachen gelandet war, kam in ihre Richtung gelaufen. Einige Wachen folgten ihm dicht auf den Fersen.
»Mmh.« Sollos ließ die Hände an den Seiten herabgleiten und spielte unbewusst mit den Messern an seinem Gürtel. Kemir bückte sich und hob seinen Bogen auf.
»Ihr beiden!« Der Reiter blieb nur wenige Zentimeter vor ihnen stehen. »Söldner!«
»Söldner mit Namen«, murmelte Kemir. Sollos atmete tief ein, biss die Zähne zusammen und verbeugte sich höflich.
»Reiter Semian. Womit können wir behilflich sein?« Semian war der dritt- oder viertgeborene Sohn von Lord Semian. Sollos konnte es sich einfach nicht merken, und es war ihm eigentlich auch egal. Außerdem gab es da noch ein paar Schwestern. Sie alle lebten in der riesigen, unfruchtbaren Einöde, die unter dem Namen Steinwüste bekannt war, und dienten Königin Shezira als Hüter des Nordens. Sollos konnte nicht so recht sagen, wovor der Lord das Reich dort oben eigentlich schützen sollte – vielleicht vor dem verschwenderischen Umgang mit Vornamen? Dieser Semian hier war um die zwanzig, spindeldürr und hatte ein Pferdegebiss. Wäre er nicht der Sohn eines Lords, dachte Sollos, wäre er wohl der Dorftrottel geworden. Da er jedoch ein Semian war, hatte er sich zu einem Idioten entwickelt, der auf einem Drachen ritt.
»Wir haben ein Dorf entdeckt, oder etwas in der Art. Es liegt in einem der Bergtäler versteckt.«
Sollos und Kemir tauschten heimliche Blicke aus. »Dann gehört es wahrscheinlich zum Hoheitsgebiet König Valmeyans, Reiter Semian.« Kein Wunder, dass Königin Shezira dich nicht in den Süden mitgenommen hat . Der Helm des Drachenreiters war ein wenig zu groß für seinen Kopf und rutschte ständig nach vorne. Warum hält sie dich dann aber für geeignet, dass du bei der Suche nach ihrer kostbaren Weißen teilnimmst? Außer sie weiß bereits, dass das hier reine Zeit – verschwendung ist .
Wenn das kein Gedankenblitz war! Wäre es möglich, dass die Königin höchstpersönlich hinter dem Überfall steckte?
»Es liegt am Ufer eines Sees. Es gibt keine Möglichkeit, mit einem Drachen dort zu landen. Als ich tief über die Ortschaft flog, haben sie mich beschossen .«
»Und was habt Ihr getan, Reiter Semian?«, erkundigte sich Kemir. »Habt Ihr sie niedergebrannt?«
Der Drachenritter machte einen Schritt zurück, offensichtlich verunsichert von dem scharfen Unterton in Kemirs Stimme. »Natürlich nicht, Söldner.«
»Reiter Semian, es gibt hier im Weltenkamm vereinzelt Dörfer, die sich von den Drachenkönigen und -königinnen losgesagt haben.« Sollos suchte seine Worte mit Bedacht aus. »Sie beherbergen Jäger, Fallensteller und andere, die von den Früchten des Waldes leben. Im Großen und Ganzen sind sie harmlos.«
»Da muss ich dir aber widersprechen, Söldner. Mir ist durchaus bewusst, dass solche Orte existieren und sie eine Brutstätte des Lasters und Verbrechens sind. Die Menschen dort leben wahrlich nicht vom Wald allein. Sie leben davon, die Reiche mit Seelenstaub ins Verderben zu stürzen und das Leben aus ihren unglückseligen Opfern zu saugen.«
»Reiter, es stimmt, dass Seelenstaub von diesen Bergen kommt, aber es wird nicht an Orten wie jenem hergestellt, den Ihr gesehen habt. Es wird in geheimen Lagern produziert, die Ihr vom Rücken eines Drachen aus nicht sehen könnt.«
»Womöglich hast du recht, Söldner, aber wie gelangt es dann in unsere Reiche? Durch Dörfer wie jenes, das ich heute gesehen habe!«
Sollos entschied, dass er seine Meinung über Reiter Semian überdenken musste. Vielleicht war er nur dem Anschein nach
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