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Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Deas
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und die ungeheure Wucht riss den Söldner aus dem Schlamm und schleuderte ihn hoch in die Luft. Zähne zerrten an seiner Schulter. Ein scharfer Schmerz durchzuckte seine Knöchel, und dann landete er auf dem Rücken, so hart, dass es ihm die Luft aus den Lungen presste. Der Schnäpper flog auf ihn zu, schien nur noch aus Zähnen und Klauen zu bestehen. Und dennoch, irgendetwas stimmte nicht mit dem Untier …
    Mit beiden Händen streckte Sollos dem Schnäpper das Messer entgegen und schloss die Augen. Das Raubtier fiel mit weit aufgerissenem Maul auf ihn herab. Sollos durchströmte ein brennender, höllisch beißender Schmerz, und dann senkte sich eine gütige Schwärze über ihn.
    Er befand sich in einem kleinen See, tief in einer Höhle, unterhalb des Weltenkamms. An einem geheimen Ort, den nur die Outsider kannten. Das Wasser war eiskalt. Die Dunkelheit undurchdringlich, die Stille absolut. Er war allein. Er war allein, da dies zum Ritual seines Clans gehörte, in dem ein Junge zum Mann wurde. Außer dass sein Clan fort war und er so mutterseelenallein wie noch nie jemand zuvor. Da waren nur er und Kemir …
    Irgendetwas zerrte an seinem Bein. Er hatte nicht gespürt, wie es gekommen war, und es zog ihn so schnell unter Wasser, dass ihm nicht einmal genug Zeit für einen letzten Atemzug blieb. Er tauchte unter und sank wie ein Stein, wobei sich der See kaum kräuselte. Das Wasser wurde immer kälter, bis es zu brennen begann, und dann verwandelte sich die Dunkelheit in Licht, und das Wasser war gar kein Wasser, sondern glühend heißes Feuer, das sein Fleisch versengte und seine Knochen zu Asche zerfallen ließ, und da war ein Gesicht, das Gesicht eines Drachen.
    Irgendetwas prallte mit voller Wucht gegen ihn. Er öffnete die Augen, und die Welt und der Schmerz kehrten mit einem Schlag zurück. Er lag auf der feuchten, schmutzigen Erde. Jede Faser seines Körpers schmerzte. Die Spitze eines Stiefels bohrte sich in seine Wange.
    »Guten Morgen«, sagte eine Stimme, die zu laut und gleichzeitig zu weit entfernt klang. Sollos’ Kopf pochte wie wild. Er begann zu würgen, doch dabei durchfuhr ein solch stechender Schmerz seine Rippen, dass er innehielt. Er hatte einmal beobachtet, wie jemand in Königin Sheziras Nest zufällig von einem herabsausenden Drachenschwanz getroffen worden war. Der Unglückselige war dreißig Meter in die Luft geschleudert worden und nicht mehr aufgestanden. Wenn er sich jedoch noch einmal hochgerappelt hätte, dachte Sollos, hätte er sich wahrscheinlich genauso gefühlt wie er jetzt.
    Außer …
    Was passiert eigentlich, wenn man stirbt ? Er konnte sich nur zu gut an den Schnäpper erinnern, also musste wohl sein letztes Stündchen geschlagen haben. Die Drachenpriester behaupteten, dass jeder zum Großen Drachen im Himmel gerufen wurde, um im kosmischen Feuer zu einer neuen Seele geformt zu werden. Aber die Drachenpriester waren verrückt.
    »Willst du etwa den ganzen Tag hier liegen bleiben?«
    »Kemir?« Er versuchte sich zu bewegen. Eine schlechte Idee. »Der Schnäpper …«
    »Hat einen Pfeil in den Kopf bekommen. Wie auch sein Freund.«
    »Das tut richtig weh.« Für einen Moment verspürte Sollos das überwältigende Bedürfnis, aufzustehen und sich aufmerksam zu betrachten, um auf Nummer sicher zu gehen, dass keine wichtigen Gliedmaße fehlten. Ein einziger Biss genügte immerhin, um einen Arm oder ein Bein zu verlieren.
    Doch allein der Gedanke ließ eine neue Welle des Schmerzes durch seinen Körper peitschen. »Meine Rippen …«
    »Die gute Neuigkeit lautet, dass nichts gebrochen ist. Du hast allerdings eine böse Wunde an der Schulter. Die muss versorgt werden. Der Rest von dir sieht in Ordnung aus. Es hat jedoch kräftig gerumst, als das Tier mit dir zusammengestoßen ist. Du hast wahrscheinlich überall blaue Flecken. Du kannst von Glück reden, dass er nicht direkt auf dir gelandet ist.«
    »Das ist er aber doch. Oder?«
    »So würde ich das nicht sagen. Er ist irgendwie an dir abgeprallt und schließlich auf der Seite gelandet. Andernfalls wüssten allein unsere Ahnen, wie ich dich aus dem Schlamm hätte ziehen sollen. Üble Sache!«
    Ganz langsam rollte sich Sollos auf den Rücken. Er wollte schon einen tiefen Atemzug nehmen, besann sich dann jedoch eines Besseren. »Mein Kopf tut weh. Hast du Wasser?« Er runzelte die Stirn. Instinktiv glitten seine Hände zu seinen Messern, um festzustellen, ob sie noch dort waren. Fehlanzeige. »Wo sind wir?«
    »In der

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