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Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Deas
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mit dem Schlamm gerechnet.
    »Wir bräuchten Bretter«, grummelte Kemir. »Lange, breite Bretter. Unseren eigenen beweglichen Pfad. Mit ein paar durchgebohrten Löchern, an denen ein Seil durchgefädelt ist, könnte man sie dann wieder aus dem Schlamm ziehen. Erinnerst du dich?«
    »Sicher. Auch wenn das schon ein wenig zurückliegt.«
    »Ja. Das kommt davon, dass wir wieder hier draußen sind. Ich kann es gar nicht erwarten, diesen beschissenen Bergen endlich den Rücken zuzukehren. Warum warst du eigentlich so erpicht darauf, hierher zurückzukommen?«
    Sollos zuckte mit den Achseln. In gewisser Hinsicht widersprach es auch seinem eigenen gesunden Menschenverstand.
    »Obwohl es jetzt wahrscheinlich keine Rolle mehr spielt.«
    Sie trotteten weiter. Die Sonne versank am Horizont, der Himmel verdunkelte sich, und der Morast wurde nicht trockener. Das Dorf konnte nicht mehr als eine Viertelmeile entfernt liegen, und dennoch begannen Sollos Beine vor Müdigkeit zu schmerzen.
    »Ich stecke mit den Stiefeln fest. Darf ich dich jetzt schon hassen?«
    Sollos hörte Kemirs Beschwerde nur mit halbem Ohr zu und hielt mitten in der Bewegung inne. Ihn beschlich das ungute Gefühl, dass er beobachtet wurde.
    »Oh …« Zwischen den Bäumen sah er eine kaum wahrnehmbare Bewegung. Etwas beobachtete ihn tatsächlich ! Ein Schnäpper. Ganz vorsichtig ließ Sollos den Langbogen aus Drachenknochen von der Schulter rutschen und begann ihn zu spannen.
    Der Schnäpper näherte sich ihnen langsam. Einer seiner Füße versank im Morast. Er machte einen Schritt zurück und begab sich wieder auf seinen Beobachtungsposten.
    »Hast du …?«
    »Ja«, murmelte Kemir. »Ich hatte nur geglaubt, der einzige Vorteil von diesem Schlamm wäre, dass kein Tier, das groß genug ist, uns zu fressen, so bescheuert wie wir ist und hier entlangkommt.«
    »Dort, wo er ist, gibt es festen Boden.«
    »Oh, gut. Dann lass uns halt einfach in Richtung des riesigen, menschenfressenden, gefräßigen Monsters spazieren.«
    Der Schnäpper betrat wieder den Sumpf. Dieses Mal wich er jedoch nicht zurück. Stattdessen machte er einen weiteren Schritt und schließlich noch einen. Sollos sah sich nervös um, aber wegzulaufen wäre zwecklos. Die meisten Menschen, die es mit einem Schnäpper zu tun bekamen, landeten in seinem Magen. Denjenigen, die überlebten, gelang dieses Kunststück für gewöhnlich nur, weil sie auf einen Baum kletterten und so lange nicht verhungerten, bis die Schnäpper vor Langeweile aufgaben.
    Allerdings besaß Sollos einen derart mächtigen Langbogen, dass er selbst einen Drachenritter niederstrecken konnte. Wenn er den Schnäpper an der richtigen Stelle traf … Falls das Monster sich nicht schon auf ihn stürzte, bevor er seinen Bogen durchspannen konnte. Seine Hände glitten an seiner Hüfte hinab zu den zwei langen Messern, die er bei sich trug. Obwohl es reine Zeitverschwendung war, einem Schnäpper mit etwas anderem als einer Lanze entgegenzutreten. Dann würde ihm auch seine Rüstung nichts nützen. Ein Schnäpper konnte durch alles, was nicht aus Stahlplatten bestand, wie durch Butter beißen, und seine Hinterklauen waren sogar noch schlimmer. Und dennoch konnte sich Sollos einfach nicht dazu überwinden, einfach aufzugeben und zu sterben. Er hatte immer noch eine Chance. Mit ein bisschen Glück …
    Sie jagen in Rudeln, denk dran!
    Der Schlamm würde den Schnäpper wohl etwas ausbremsen. Von so schnell wie der Blitz zu lediglich sehr, sehr schnell.
    Verdammt. Ich werde sterben.
    Der Schnäpper riss das Maul auf und stürmte los. Die Zeit schien sich unendlich zu dehnen. Selbst durch den Morast konnte Sollos spüren, wie der Boden bei jedem Schritt erzitterte. Er ließ den Bogen fallen und zog seine Messer. Das Tier kam auf ihn zu. Für den Bruchteil einer Sekunde war Sollos wie festgefroren.
    Im allerletzten Augenblick erinnerten sich seine Arme und Beine endlich an ihre eigentliche Bestimmung. Er versuchte erst gar nicht, dem Schnäpper auszuweichen, sondern ließ sich zur Seite fallen, aus der Bahn des Ungeheuers, und drehte sich gleichzeitig beim Sprung. Ein Messer jagte er dem Schnäpper zur Ablenkung ins Gesicht. Das andere stieß er ihm mit einer ergrimmten Rückhandbewegung an die Stelle, wo er seine Kehle vermutete.
    Vergebens. Vielleicht, wäre da nicht der Sumpf gewesen …
    Das erste Messer verfehlte sein Ziel. Das zweite traf etwas und wurde Sollos aus der Hand geschlagen. Im nächsten Moment krachte der Schnäpper gegen ihn,

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