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Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Deas
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an.
    »Es ist mir ein Rätsel, Eure Hoheit. Ich habe jeden Grund anzunehmen, dass Königin Aliphera sicher angeschnallt war, als sie das Klippennest verließ. Wenn es ein Unfall war oder gar ein Verbrechen, so ist es nicht auf Euer Drachennest zurückzuführen, Hoheit. Ich versichere Euch, dass ich dies dem Sprecher mit allem Nachdruck erklären werde. Außerdem kann die Möglichkeit ausgeschlossen werden, dass Königin Aliphera in der Luft angegriffen wurde. In dieser Hinsicht ist die Beweislage eindeutig. Ihre Gurte wurden weder zerschnitten noch zerrissen oder angesengt. Sie wurden einfach gelöst.«
    Jehal legte den Kopf schief. »Im Grunde habt Ihr meine Frage immer noch nicht beantwortet, Meister Bellepheros. Wurde sie ermordet?«
    Bellepheros zuckte mit den Schultern. »Das kann ich beim besten Willen nicht sagen. Es gibt keine Zeugen. Sie hatte ihre Reiter weggeschickt. Es steht mir nicht zu, Spekulationen darüber anzustellen, warum sie allein geritten ist oder was sie kurz vor ihrem Sturz getan hat.« Er hatte fast jedem Mann und jeder Frau im Klippennest den Wahrheitsrauch eingeflößt und lediglich herausgefunden, dass die Königin darauf bestanden hatte, alle Vorbereitungen für den Abflug selbst zu treffen. Er ließ den Blick durch den Saal schweifen, um in den Gesichtern der versammelten Drachenkönige und -königinnen irgendwelche Hinweise zu finden. Doch da war nichts. Überhaupt nichts. Er seufzte und verbeugte sich erneut, dieses Mal vor Königin Zafir. »Es tut mir leid, Eure Heiligkeit.«
    Königin Zafir nickte ihm kurz zu.
    Prinz Jehal wirkte verärgert. »Ihr wollt Euch also nicht festlegen, ob es Mord oder ein Unfall gewesen ist. Im Grunde sagt Ihr ja überhaupt nichts und wart somit Eurer Aufgabe trotz jeglicher angebotener Hilfe nicht gewachsen.«
    Bellepheros verneigte sich tief. »Entschuldigt vielmals, Eure Hoheit.« Es ist verständlich, dachte der Großmeister , dass der Prinz einen Schlussstrich unter diese unschöne Geschichte ziehen will. Am liebsten wäre es Jehal, wenn ich einfach aufstehe und verkünde, dass es ein Unfall war. Das wäre auch die einfachste Lösung, und dennoch konnte er sich nicht dazu durchringen. Ich mag ein Perfektionist sein, aber irgendetwas stimmt da nicht . »Wenn der Sprecher unzufrieden sein sollte und eine Stellungnahme von mir verlangt, die ich allerdings nicht mit Beweisen untermauern kann, Eure Hoheit, werde ich aussagen, dass sich Königin Aliphera das Leben genommen hat.«
    Königin Zafir spuckte ihn regelrecht an. »Und warum sollte sie so etwas tun?«
    Bellepheros verbeugte sich ein weiteres Mal. »Das kann ich nicht sagen. Was ich hingegen sagen kann, ist, dass Königin Alipheras Verhalten vor ihrem Abflug in mir die Vermutung aufkommen lässt, dass sie etwas mitgenommen hat und nicht wollte, dass jemand davon erfährt.« Er blickte zu Prinz Jehal. »Viele Reiter sind an jenem Tag in die Lüfte gestiegen. Selbst Euer Drachenmeister, Hoheit, und Drachenmeister verlassen meines Erachtens ihr Nest nicht, wenn sie Besuch haben. Jedenfalls nicht ohne dringenden Grund. Lord Meteroa machte an jenem Tag einen Ausritt, und als er zurückkehrte, scheute er ebenfalls keine Mühe, um etwas zu verbergen. Man könnte annehmen, dass sich Königin Aliphera in aller Heimlichkeit mit jemandem treffen wollte und etwas sehr Wertvolles bei sich trug.«
    Jehal grinste ihn spöttisch an. »Und was könnte das gewesen sein, Großmeister der Alchemisten?«
    »Hierzu möchte ich keine Mutmaßungen anstellen, Eure Hoheit.«
    »Dann solltet Ihr Eure Andeutungen lieber mit Bedacht wählen, Alchemist. Ein Stelldichein? Ein geheimes Treffen? Selbstmord? Als Nächstes wollt Ihr wohl noch behaupten, dass mein Onkel und Königin Aliphera ein Liebespaar waren.« Diese Worte entlockten den weniger höflichen Gästen leises Gelächter, denn es war ein offenes Geheimnis, dass Lord Meteroas Vorlieben ganz anderer Natur waren. Jehal winkte Bellepheros fort, und der Alchemist war froh, den Saal zu verlassen.
     
    Für den Augenblick konnte er nicht sehr weit weg. Jehals Hochzeit fand in wenigen Tagen statt, und die traditionellen Bräuche mit Festen und Spielen und rauschhaften Banketten waren bereits in vollem Gange. Bellepheros wäre viel lieber zum Klippennest und den Drachen verschwunden oder hätte eine Kutsche gerufen, um zu seinen Laboratorien im Adamantpalast zurückzukehren. Aber er war der Großmeister, und das bedeutete, dass Prinz Jehal ihn entweder einladen musste oder das

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