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Der Drachentoeter

Der Drachentoeter

Titel: Der Drachentoeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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unsicher an einer Wand lehnt. Er ist groß und dunkelhäutig, aber seine ehemals attraktiven Gesichtszüge sind jetzt eingefallen, er wirkt unterernährt und seine großen Augen sind glanz-und ausdruckslos. Nach ihrem Blick zu urteilen glaube ich eigentlich, dass er eine Spur Elfenblut in sich haben müsste, was gar nicht so ungewöhnlich wäre. Elfische Durchreisende in unserer Stadt sind sich keineswegs zu vornehm, die Dienste unserer Huren in Anspruch zu nehmen, auch wenn sie sich moralisch noch so sehr überlegen fühlen.
    Ich frage Kerk, ob er etwas über das Tuch weiß.
    »Lalula«, murmelt er und starrt zu Boden. Ich weiß nicht, was das heißen soll. Vermutlich ist er in einer mächtigen Halluzination gefangen. Mit Kerk geht es in letzter Zeit immer mehr bergab. Es überrascht mich, dass er es schafft, sein Geschäft am Laufen zu halten.
    »Rotes Elfentuch«, wiederhole ich.
    Es gelingt ihm unter erheblichen Schwierigkeiten, seinen Blick auf mich zu richten.
    »Thraxas. Du steckst in der Gülle.«
    »Das weiß ich schon. Aber warum weiß ich nicht.«
    »Weil du Attilan ausgeraubt hast.«
    »Hab ich gar nicht.«
    »Jedenfalls behaupten die Leute das.«
    »Und was steckt noch so hinter dieser ganzen Geschichte?«
    »Attilan hat versucht, das Elfentuch für Nioj in die Hände zu bekommen. Einige Leute glauben, dass er es schon hatte, als du ihn umgebracht hast.«
    »Ich habe ihn nicht umgebracht. Und ausgeraubt habe ich ihn auch nicht. Außerdem: Wie sollte Attilan das Tuch versteckt haben? Es ist eindeutig nicht in der Stadt.«
    Kerk zuckt mit den Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht steckt ja auch Georgius Drachenfresser hinter der ganzen Geschichte.«
    »Wer zum Teufel ist Georgius Drachenfresser?«, will ich wissen.
    Kerk sieht mich an. »Hast du denn überhaupt keine Ahnung? Du bist mir vielleicht ein schöner Detektiv, Thraxas. Es überrascht mich, dass du so lange überlebt hast. Georgius Drachenfresser ist der böse Zauberer, der das Zeug zuerst geklaut hat. Er arbeitet mit dem Freundeskreis zusammen.«
    Kerk streckt die Hand aus. Ich lasse eine Münze hineinfallen.
    »Lalula«, murmelt er erneut. Er sabbert, rutscht an der Wand herunter und wird ohnmächtig. Ich muss mich dringend nach Informanten umsehen, die nicht der letzte Abschaum sind. Wenigstens weiß ich jetzt, warum mein Name mit dem Verschwinden des Tuchs in Verbindung gebracht worden ist. Attilan war also hinter ihm her und ich hatte einfach nur das Pech, als sein angeblicher Mörder verhaftet zu werden. Kein Wunder, dass die Leute glaubten, ich hätte ihn auch gleich ausgeraubt.
    Ich starre angewidert auf den bewusstlosen Kerk. Es ist wohl mehr als zweifelhaft, dass ich der einzige bin, dem er Informationen verkauft. Wenn er überall herumerzählt, was er weiß, dann überrascht es mich allerdings nicht, dass noch viele andere Leute der Meinung sind, ich hätte das Elfentuch.
    Es ist heiß. Ich will nach Hause gehen und Bier trinken. Aber da mir die Meuchelmördergenossenschaft und der Freundeskreis auf den Fersen sind, und zwei Elfen nur darauf warten, mich fürstlich zu bezahlen, verspüre ich einen starken Drang, mit meiner Arbeit anzufangen. Zuerst muss ich mit Hauptmann Rallig reden, aber ich brauche eine Weile, bis ich ihn aufgestöbert habe. Er hatte voriges Jahr einen gemütlichen Schreibtischposten im Justizdomizil, was ihm keineswegs missfiel. Doch dann drehte sich das Rad der internen Palastpolitik, und er fiel in Ungnade. Vizekonsul Rhizinius hat ihn durch einen Mann seines Vertrauens ersetzt, also schiebt der Hauptmann wieder Außendienst. Wenigstens habe ich so etwas mit dem guten Hauptmann gemein, denn Vizekonsul Rhizinius, der zweithöchste Beamte in Turai, kann mich genauso wenig leiden.
    Ich finde den Hauptmann in den Außenbezirken von Kushni, wo er griesgrämig auf einige Leichen hinunterstarrt.
    »Was ist denn hier passiert?«
    »Dasselbe wie immer«, gibt er mürrisch zurück. »Eine Fehde zwischen Bruderschaft und Freundeskreis wegen der Territorialrechte für den Boah-Handel. Allmählich gleitet uns die ganze Angelegenheit aus den Händen, Thraxas. Die halbe Stadt ist darin verwickelt.«
    Wir sehen zu, wie die Stadtbüttel Leichen aufladen und sie wegkarren. Ich schenke es mir, den Hauptmann zu fragen, ob er die üblichen Verdächtigen verhaften möchte. Die Drogenbarone des Freundeskreises und der Bruderschaft haben viel zu viele mächtige Freunde in der Stadt, als dass die Zivilgarde dieser Kaste der Unantastbaren

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