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Der Drachentoeter

Der Drachentoeter

Titel: Der Drachentoeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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Schwein, die Huren sehen müde aus, und die Straße stinkt. Was für ein Scheißtag! Genau der richtige Zeitpunkt, um Meuchelmördern einen Besuch abzustatten.

10. Kapitel
    Kushni ist das übelste Viertel in einer Stadt, der es an anrüchigen und üblen Vierteln wahrhaftig nicht mangelt. Die schmalen, schmutzigen Straßen werden von Bordellen, Spielhöllen, Boah-Höhlen und höchst zweifelhaften Kaschemmen gesäumt. Vor den Gebäuden tummeln sich Zuhälter, Huren, Wracks, Süchtige und Diebe. Es verdeutlicht die Abgedrehtheit der Meuchelmörder, dass sie ausgerechnet in einer solchen Gegend ihr Hauptquartier eingerichtet haben. Damit meine ich allerdings nicht, dass sie Gefahr laufen, von irgendeinem heruntergekommenen Bewohner Kushnis überfallen oder beraubt zu werden. So blöd ist hier keiner.
    »Ich wundere mich etwas über Euren Besuch«, stellt die Frau mit der schwarzen Kapuze fest, die mir gegenübersitzt. »Unsere Informanten behaupten zwar nicht gerade, dass Ihr mit übermäßig viel Intelligenz gesegnet wärt, aber sie haben uns auch nicht darüber aufgeklärt, dass Ihr ein vollkommener Idiot seid.«
    Ich sitze in einem einfachen, vollkommen schmucklosen Raum und spreche mit Marihana, der Meister-Meuchelmörderin. Ich kann nicht behaupten, dass ich es sonderlich genieße. Marihana ist die Nummer Drei in der Hierarchie der Meuchelmörder, zumindest habe ich so etwas läuten hören. Die Meuchelmördergenossenschaft veröffentlicht ihre Rangordnung ja nicht gerade im Wirtschaftsteil der Nachrichtenpapyri. Marihana muss so um die Dreißig sein, glaube ich, auch wenn sie jünger wirkt. Aber ihr genaues Alter ist schwer zu schätzen, solange ihr Kopf und der größte Teil ihres Gesichts von einer schwarzen Kapuze verdeckt sind. Sie ist klein, hat auffallend blasse Haut und spricht sehr leise.
    »Es war keine große Herausforderung, Euren Schließbann zu brechen«, murmelt sie. »Ich bezweifle, dass mir Euer Schutzzauber wesentlich länger standhalten wird.«
    Sie hat offenbar keine Ahnung, dass ich gar keinen Schutzzauber mit mir herumtrage. Ich habe nur den Schlafzauber in mein Unterbewusstsein gelegt, bevor ich gegangen bin, und mehr als einen Zauber kann ich mir, wie bereits erwähnt, zur Zeit nicht merken. Ob ich den Spruch aufsagen kann, bevor sie über den Tisch kommt, um mich zu töten? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Jedenfalls habe ich nicht die Absicht, es herauszufinden.
    »Ich bin nicht davon ausgegangen, dass ich Schutz brauche. Schließlich irrt Ihr Euch, wenn Ihr glaubt, dass ich das Rote Elfentuch habe. Wie kommt Ihr eigentlich darauf, dass ich es habe?«
    Keine Antwort.
    »Warum ist die Meuchelmördergenossenschaft hinter dem Tuch her?«
    »Wie kommt Ihr darauf, dass ich Eure Fragen beantworten würde?«
    »Ich mache nur meine Arbeit. Und schütze mich selbst. Wenn Ihr, der Freundeskreis und Gott weiß wer noch, glaubt, dass ich das Tuch habe, ist mein Leben nicht mehr viel wert. Das Beste, was ich erwarten kann, ist ein langer Aufenthalt im Kerker des Königs. Oder auf der Ruderbank einer seiner Galeeren.«
    Sie schaut mich schweigend an. Was mich allmählich wütend macht.
    »Vielleicht sollte ich der Zivilgarde von den Ereignissen der letzten Nacht berichten«, fahre ich fort. »Der Konsul und der Prätor tolerieren die Meuchelmördergenossenschaft, solange sie nützlich für sie ist. Aber sie wären sicher nicht sehr erfreut zu erfahren, dass ihr versucht, das Rote Elfentuch in die Finger zu bekommen, das ja bekanntlich allein für den König reserviert ist.«
    »Wir würden niemand sonderlich schätzen, der falsche Gerüchte über uns in die Welt setzt«, sagte Marihana drohend.
    »Oh, und ich würde nur sehr ungern etwas tun, was der Meuchelmördergenossenschaft missfallen könnte. Wisst Ihr etwas über den Diebstahl des Tuchs?«
    »Die Meuchelmörder geben sich nicht mit illegalen Geschäften ab.«
    »Ach nein? Ihr bringt immerhin Leute um.«
    »Wir sind noch nie eines Verbrechens angeklagt worden«, kontert Marihana kühl.
    »Klar, das weiß ich. Weil Ihr immer von Leuten angeheuert werdet, die so wohlhabend und einflussreich sind, dass sie das Gesetz umgehen können. Warum sucht Ihr also nach dem Elfentuch?«
    »Das tun wir nicht.«
    »Zweifellos wisst Ihr, dass das Tuch dreißigtausend Gurans wert ist?«
    Marihana bleibt kühl und uninteressiert. Ich werde noch wütender.
    »Ihr kaltblütigen Mörder macht mich krank. Bleib mir von der Pelle, Marihana. Wenn du mich noch mal

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