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Der Drachentoeter

Der Drachentoeter

Titel: Der Drachentoeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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waren, wurde das Tuch auf einige Karren verladen und in die Stadt transportiert. Irgendwo unterwegs wurde die Karawane überfallen, die Eskorte abgeschlachtet und das Tuch verschwand. Das wär’s. Kallos und Jares schienen nichts weiter herausgefunden zu haben, seit sie ihre Ermittlungen begonnen hatten, aber immerhin sind sie auch keine Profis.
    Ich starre wieder auf das Doppeleinhorn in meiner Hand. Wirklich, sehr wertvoll. Und ein anderes soll sich zu ihm gesellen, sobald ich das Rote Elfentuch aufgespürt habe. Das würde schon fast die Schuld bei der Bruderschaft begleichen. Dann wartet da noch die Belohnung für die Auffindung des Tuchs, die der Konsul ausgeschrieben hat. Vielleicht hellt sich die Großwetterlage ja ein wenig auf. Ich verdiene möglicherweise sogar mit einem Schlag genug, um endlich aus Zwölf Seen rauszukommen. Die Elfen brechen auf. Es ist ein sehr wohlerzogenes Pärchen. Sie haben nicht einmal ihre klassischen Näschen gerümpft, als sie den Zustand meiner Zimmer gesehen haben.
    Makri tritt auf. Wie üblich vergisst sie, zu klopfen. Diesmal ist sie aber die Gelackmeierte und glotzt die beiden Elfen blöd an, die sie ebenfalls anstarren. Ihre gute Elfenerziehung ist mit einem Mal wie weggeblasen. Sie wittern Makris orgkisches Blut, und man erkennt auch ohne viel Einfühlungsvermögen, dass sie das absolut nicht riechen können. Sie treten beklommen von Makri weg. Makris Miene verzerrt sich vor Wut.
    »Was?«, fragt sie aggressiv.
    Die Elfen nicken mir zu und drücken sich eilig an ihr vorbei. Ich frage Makri, was sie möchte.
    »Nichts. Ich muss arbeiten«, gibt sie, wie sie glaubt, würdevoll zurück und stürmt hinaus. Dabei wirft sie die Tür schwungvoll hinter sich ins Schloss.
    Ich bin verärgert. Es gefällt mir gar nicht, wenn Makri sich aufregt, aber bevor ich sie verfolgen und zur Rede stellen kann, taucht Pontifex Litanex auf meiner Schwelle auf. Ich versuche, den Eindruck eines Wahren Gläubigen zu machen, der rechtzeitig wie jeden Tag zu den Morgengebeten aufgewacht ist. Der Pontifex wollte mir aber nur seine Besorgnis wegen des gestrigen Überfalls übermitteln.
    »Mir geht es gut«, versichere ich ihm. »Makri und ich haben die Heiden in die Flucht geschlagen.«
    Litanex unterdrückt ein unwilliges Stöhnen. Seine Sorge um mich schließt Makri definitiv nicht mit ein. Mit ihrem orgkischen Blut, ihrer Kettenunterwäsche und ihren Schwertkämpferfähigkeiten steht sie in den Augen der Wahren Kirche nur eine einzige, hauchdünne Stufe über einem Dämon der Unterwelt.
    »Ich mache mir ernsthaft Sorgen über die wachsende Kriminalität in Zwölf Seen«, sagt der Pontifex und lässt die heiligen Perlen durch seine schlanken Finger gleiten. »Und Bischof Gabrielius ebenfalls.«
    »Ich bezweifle, das Bischof Gabrielius meinetwegen schlaflose Nächte hat«, knurre ich.
    Litanex zuckt gequält zusammen. »Der Bischof sorgt sich um das Wohlergehen jedes einzelnen Schäfchens in seiner Herde«, behauptet er. Seine Miene bleibt bemerkenswert steinern, womit er sich beträchtlich von den Grimassen aller anderen Leute unterscheidet, wenn sie Bischof Gabrielius irgendwelche wohltätigen Regungen andichten. Dem guten Bischof Gabrielius obliegt unter anderem die seelsorgerische Verantwortung für Zwölf Seen und den Rest der verlotterten Hafengegend. Doch der Blick dieses ehrgeizigen Intriganten ist starr und wie gebannt auf den Stuhl des Erzbischofs gerichtet. Gabrielius ist viel zu sehr damit beschäftigt, Machtspiele zu spielen und seinen Einfluss unter der städtischen Aristokratie zu mehren, als dass er sich um irgendwelche Armen sorgen würde, egal ob in Zwölf Seen oder woanders.
    »Warum hat die Bande Euch angegriffen?«
    Ich spiele den Ahnungslosen und komplimentiere Litanex hinaus, nicht ohne ihm zu versichern, bald seine Kirche zu besuchen. Seine Sorge um meine Gesundheit ist mehr, als ich auf nüchternen Magen vertragen kann.
    Die Einnahme meines Frühstücks ist eine eher freudlose Angelegenheit, die ich unter dem eisigen Blick von Makri verrichte. Sie scheint im Augenblick so gereizt zu sein wie ein Orgk mit Zahnweh, knallt mir den Teller vor den Latz und sagt kein Wort.
    »Glaubst du nicht, dass du ein bisschen übersensibel reagierst?«, frage ich freundlich, als sie mit dem Mopp in der Hand an mir vorbeiwedelt.
    »Ich weiß nicht, wovon du redest«, faucht sie mich an und schwingt den Mopp auf eine höchst bedrohliche Art und Weise. »Ich bin so wohlgemut wie ein Elf im

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