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Der Dreissigjaehrige Krieg

Der Dreissigjaehrige Krieg

Titel: Der Dreissigjaehrige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Pieper Johannes Saltzwedel
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die erste Union eigenständiger Provinzen entstanden war. 1581 sagte sich dieses Bündnis entschlossen vom verhassten Regiment Habsburgs los.
    Natürlich setzte Madrid alles daran, die Kontrolle zu behalten: Immerhin war das Mündungsgebiet von Rhein, Maas und Schelde das Weltzentrum der Pfeffersäcke, die reichste, also auch steuerträchtigste Handelsdrehscheibe Europas. Doch seit 1587 konnten Oldenbarnevelt und der neue Statthalter von Holland und Seeland, Wilhelms Sohn Moritz von Oranien, die Spanier in zähem Kampf beiderseits des Rheins zurückdrängen. Mittlerweile galt die Republik als politische Tatsache, ja sie wurde sogar von England und Frankreich als Bündnispartner respektiert.

    Freilich blieb Spanien bei seinen Ansprüchen, und zudem traten nun wieder die seit langem im Innern schwelenden religiösen Gegensätze ans Licht. Eiferer, die von einem calvinistischen Gottesstaat samt Ächtung aller Andersgläubigen träumten, verachteten weiterhin die gemäßigtere Haltung der Mehrheit, zu der auch Johan van Oldenbarnevelt gehörte. Dauernd gab es Reibereien zwischen Kirchenrat und weltlicher Regierung.
    Als 1604 zwei Theologen an der jungen Leidener Universität, Jacobus Arminius und Franciscus Gomarus, in dogmatischen Streit gerieten, wuchs sich die Affäre rasch zu einem erbitterten Lagerkampf aus. Vordergründig ging es darum, wie tolerant die calvinistische Doktrin mit anderen Bekenntnissen verfahren sollte. Doch solche Probleme waren stets verquickt damit, dass kleinere Provinzen wie Utrecht oder Friesland ihre Stellung gegen das wirtschaftlich dominante Holland aufbessern wollten. Obendrein zeigte sich aufs Neue, dass zwischen der Regierung der Generalstaaten und dem legendären Haus Oranien, das der fähige Moritz verkörperte, die Befugnisse keineswegs klar verteilt waren.
    Viele Jahre lang wusste der gewiefte Taktiker Oldenbarnevelt das Schlimmste zu verhindern. 1607 gelang es ihm, Friedensverhandlungen mit Spanien in Gang zu bringen, die schon 1609 zu einem Waffenstillstand auf zwölf Jahre führten. Doch genau diese Entlastung, die natürlich auch den Handel wieder in Schwung brachte, ließ die angestaute Wut der streng calvinistischen Partei aufwallen: Schon auf protestantischer Seite war ihr jegliche Toleranz suspekt; wie konnte man nun auch noch den teuflischen Katholiken Zugeständnisse machen? Zum Zentrum der Opposition, die man »Kontraremonstranten« nannte und gegen die sich Oldenbarnevelt immer drastischer mit Versammlungsverboten wehren musste, entwickelte sich das reiche Amsterdam.
    Als Moritz von Oranien 1617 demonstrativ einen Gottesdienst der Radikalen besuchte, war seine schon seit längerem kriselnde Partnerschaft mit dem mächtigen Landesadvokaten auch öffentlich zerbrochen. Getragen von einem Stimmungsumschwung im Volk und einer ganz knappen Mehrheit in den Generalstaaten, wagte der Militär dann den Putsch und ließ Oldenbarnevelt gefangen nehmen – nur gut drei Monate nach dem symbolträchtigen Anfang des böhmischen Aufruhrs, dem Prager Fenstersturz.
    Bis heute diskutieren Historiker, ob das völlig überzogene Todesurteil gegen den alten Polit-Fachmann nicht letztlich sinnvoll war, weil es einen Bürgerkrieg verhinderte. Jedenfalls avancierte Moritz von Oranien fortan zum starken Mann der Republik. Zwei Aufbaujahre blieben ihm noch, bis 1621 der Waffenstillstand auslief. In frischer Erbitterung prallten nun die alten Gegner aufeinander; 1625 nahmen die Spanier sogar die lange belagerte Festung Breda ein, vielleicht auch weil Moritz ein paar Wochen zuvor gestorben war. Immerhin konnte sein Halbbruder Friedrich Heinrich in den folgenden Jahren weitgehend die Stellung halten. Von 1632 an besetzte er gar mehrere Städte bis Maastricht, um so die Südprovinzen (etwa das heutige Belgien) auch noch zur Revolte gegen die spanische Herrschaft anzustacheln.
    Aber sein Plan fand kaum Gegenliebe. Weder mochten die inzwischen wieder mehrheitlich katholisch gesinnten Bewohner von Mecheln, Löwen oder Brügge ihren Frieden riskieren, noch wünschte man sich im holländischen Norden alte Handelsrivalen wie das seit langem gedemütigte Antwerpen zurück. So brutal die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges Europa erschütterten: Hollands Reformierte blieben kompromisslose Gegner Spaniens. Sie legten es Friedrich Heinrich von Oranien als Schwäche aus, dass er Friedenssondierungen befürwortete. Dabei sollten die Beratungen in Münster und Osnabrück gerade für die Generalstaaten ein

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