Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
Vom Netzwerk:
einen Augenblick, um ihre Antwort zu formulieren – und genau das genügte, um den Argwohn des Rabbi zu bestätigen.
    »Ich wusste es! Ich wusste , daß dieser Hurensohn Patrick O’Hanrahan das Ding gestohlen hat – diese
    Nervensäge Gabriel! Oh, ihr verdammten Halunken alle!«
    »Rabbi, Sir, Sie müssen verstehen …«
    »Als ihr eine Woche lang nicht angerufen habt, bin ich misstrauisch geworden! Bestimmt, habe ich zu mir gesagt, wird Paddy aufhören zu schmollen und sich bei mir melden; bestimmt muss er in der Nähe der Schriftrolle sein … bis es mir Trottel dämmerte, daß nur Paddy sie haben kann!« Ein paar deftige Sätze auf jiddisch-englisch folgten. Die Stimme war nun wieder so laut, daß es in der Leitung zischte und knackste.
    »Wenn ich Ihnen nur erklären dürfte …«
    Rabbi Hersch revidierte seine Beschimpfungen. »Nein! Ich nehme alles zurück: Gott segne euch, möge Gott Segen um Segen um Segen auf euch herabregnen lassen! Segen über euch und eure Nachfahren bis ins letzte Glied! Segen, weil ihr diese Schriftrolle wenigstens habt. Sagen Sie Paddy, daß alles vergessen und vergeben ist, wenn er nur zurück nach Chicago
    kommt und dort auf mich wartet.«
    »Chicago?«
    »Jerusalem traue ich nicht mehr. Wenn Paddy die Rolle nicht geklaut hätte, dann hätte es todsicher jemand anderer getan. Irgendetwas geht hier vor sich. In meinem Büro ist eingebrochen worden. Unheimliche Typen haben meine Zugehfrau belästigt. Ich hatte einen Besuch vom Mossad, der wieder Informationen über den Satz ›Der Flug des Adlers‹ haben wollte. Irgendein dickes Ding ist im Gange, und obwohl ich eigentlich beleidigt sein sollte, bin ich wirklich froh, daß ihr dieses Bravourstück hingelegt habt.« Der Rabbi dachte einen Augenblick lang nach. »Ich wette, Sie rufen mich hinter Paddys Rücken an.«
    »Ja. Er hat gesagt, daß er es tun werde, aber ich glaube, daß er kneift.
    Und außerdem, was mich angeht …«
    Der Rabbi wartete geduldig.
    »Ich wusste nicht, ob ich Ihnen trauen konnte, Rabbi, Sir.«
    »Mir trauen?«
    Lucy nahm ihren Mut zusammen und sprach die Punkte an, die sie zu dem Anruf veranlasst hatten. »Ich habe Sie vor dem Hotel König David zusammen mit dem Mann gesehen, der in Ballywaycross war und der uns auch in Florenz verfolgt hat. Der Billig anzug – so haben wir ihn genannt.
    Ich weiß nicht, ob Dr. O’Hanrahan Ihnen von ihm erzählt hat, aber ich habe gesehen, wie Sie und dieser Gauner Geld ausgetauscht haben.«
    Er war einen Augenblick still. »Ah. Deshalb also die Funkstille. Okay, kleines Mädchen. Erinnern Sie sich an unser Gespräch darüber, daß ich die Bibliothek eines Fakultätsmitglieds für über 40.000 Dollar an die Bibelprediger verkaufen will?«
    »Ja.«
    »Ihr Mann im billigen Anzug ist von einem Bibel-College. Er steht seit ein paar Monaten mit mir in Verbindung und versucht, Rabbi Shimons Bibliothek für weniger Geld zu bekommen, als Bob Jones geboten hat. In Rom ist mir klargeworden, daß er das Matthäusevangelium wollte, aber mit mir um die Bibliothek gefeilscht hat, um seine wahren Absichten zu verschleiern.«
    »Ich habe gesehen, daß Sie ihm Geld gegeben haben.«
    »Er hat mir tausend Dollar in einem Umschlag gegeben, damit ich ihm verrate, wer die Schriftrolle hat.
    Ich habe ihm das Geld zurückgegeben.«
    »Und dann sind Sie in sein Auto gestiegen.«
    »Er hat mich an de r Hebräischen Universität abge setzt.« Lucy verarbeitete diese Informationen erst einmal.
    »Wie? Sie glauben doch nicht, daß ich die ganze mühselige Suche nach dem Matthäusevangelium mitgemacht habe, nur um es dann irgendeinem amerikanischen Südstaatenprovinzler zu geben?«
    »Was ist das für ein Bibel-College?«
    »The Promised Land Ministries in Louisiana.«
    Lucy schloss die Augen. Farley und Mr. Billiganzug gehörten also wirklich zusammen. Beide waren von einem College der Pfingstgemeinde in Louisiana. Lucy spürte, wie sie rot wurde: Farley hatte mehrmals mit ihr zum Essen oder auf einen Drink gehen wollen
    – um mit ihr über die Schriftrolle zu reden! Natürlich hatte er nicht das geringste romantische Interesse an ihr gehabt. Ja, seufzte sie, stell dir vor, es ist tatsächlich möglich, daß du ihn nicht im Sturm erobert hast … »Sind Sie noch da, kleines Mädchen?«
    »Ja. Noch eine Frage.« »Bin ich so wenig vertrauenswürdig? Wollen Sie Detektiv spielen? Paddy glaubt auch, daß ich etwas im Schilde führe, nicht wahr?« Lucy fuhr unbeirrt fort: »Gabriel hat mir etwas erzählt,

Weitere Kostenlose Bücher