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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
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Gericht zu verhören: »Saget mir, wie kann ich al s Statthalter einen König verhö ren?« Ein gefälschtes Schreibe n des Pilatus an Tiberi us sagt: »Jesus Christus, von dem ich dir jüngst schrieb, ist gegen meinen Willen hingerichtet worden. Ein so frommer und strenger Mann ward nie gesehen und wird nie wieder gesehen werden.« Schließlich glaubte man im Mittelalter, daß die Zerstörung Jerusalems am Ende des ersten Jüdisch-Römischen Krieges im Jahre 70 zur Bestrafung der Feinde Jesu geschah. Bei Josephus, Jüdische Altertümer, XVIII, ii ff. ist jedenfalls, Pontius Pilatus betreffend, nichts zu lesen, das ihn geheimer Sympathien mit einem jüdischen Sektierer und dessen Anhängern verdächtig zu machen geeignet ist, es sei denn, man wolle die dem Römer von dem jüdischen Historiker zugeschriebene Rücksichtslosigkeit gegen die religiösen Gefühle der orthodoxen Juden als prochristlich werten: »Als der jüdische Landpfleger Pilatus sein Heer aus Caesarea nach Jerusalem in die Winterquartiere geführt hatte, ließ er, um seine Missachtung gegen die jüdischen Gesetze an den Tag zu legen, das Bild des Caesars auf den Feldzeichen in die Stadt tragen, obwohl doch unser Gesetz alle Bilder verbietet«, heißt es nämlich bei Josephus, a.a.O. 18, 3.
     
    16 Der Tradition zufolge gab es im römischen Reich zehn Christenverfolgungen – die Zahl ist bedeutend genug, den Verdacht zu erwecken, sie sei erfunden –, bis das Christentum sich im Jahre 313 mit dem Sonnenanbeter und Verwandtenmörder Konstantin arrangierte. Der Kult der zahlreichen Märtyrer, die bei diesen Verfolgungen angeblich mit ihrem Blute Zeugnis abgelegt hatten, wurde in der alten Kirche sehr gepflegt ebenso wie der Mythos einer Gemeinde in den Katakomben, wo indessen jene angebliche frühe Christenheit im Untergrund leider kaum nachweisbare Spuren hinterlassen hat.
    Tatsächlich scheint die christliche Kirche in Rom während der ersten Jahrzehnte ziemlich unbehelligt geblieben zu sein: »Paulus aber blieb zwei Jahre in seinem eigenen Gedinge«, heißt es am Ende der Apostelgeschichte 28,30, also in seiner römischen Mietwohnung, »und nahm auf alle, die zu ihm kamen, predigte das Reich Gottes und lehrte von dem Herrn Jesus mit aller Freudigkeit unverboten.« Am Ende des Philipperbriefs 4,22, schreibt Paulus: »Es grüßen euch alle Heiligen, sonderlich auch die von des Kaisers Hause.«
     
    17 Ein Kalauer unseres Autors, der aus dem Namen der Heimatstadt des ihm so missliebigen Paulus den der Hölle der Heiden heraushören will.
     
    18 Wieder ein Hinweis darauf, daß die Christen in Rom einer gewissen Protektion nicht entbehrten. Man weiß auch, daß ein Senator namens Pudens ihnen sein Haus für ihre Versammlungen zur Verfügung stellte, und es scheint, daß der Name der römischen Kirche Santa Pudenziana nicht, wie man meinen sollte – und lange gemeint hat –, einer Heiligen dieses Namens gewidmet ist, sondern den Namen dieses Senators verewigt.
     
    19 Tatsächlich ist Matthias in Byzanz und auch in der abendländischen Kirche des Mittelalters praktisch durch Paulus »ersetzt« worden; wie an der Pforte der Malmesbury Abbey wachen an den Portalen vieler gotischer Kirchen die elf Jünger und Paulus, der, in der Vorstellung des frommen Volkes, der zwölfte Jünger wurde.
     
    Anmerkungen zu Vier
     
    1 Quo irrumbis? Langenscheidts Taschenwörterbuch der lateinischen und deutschen Sprache, 1963, sagt zur Erläuterung des Verbums »irrumbo 1 (et. unge deutet ) = fascinum in os alterius insero«. Heute, da wir endlich die Unbefangenheit der Alten in diesen Dingen wiedergewonnen haben, dürfen wir frei heraus die Frage der unseren Helden belästigenden Reklame auch in unsere Vulgärsprache übersetzen: Wem wirst du deinen Schwanz in den Mund stecken? Die Frage Cras vives? – Wirst du morgen noch am Leben sein? – ist natürlich heute so unbeantwortbar, wie sie damals war, und sie wird uns Sterblichen heute wie damals gestellt in der Absicht, uns zur unverzüglichen Befriedigung unserer Konsumwünsche anzuspornen.
     
    2 Johannes der Täufer (um 4 v. Chr. – 28 oder 29 n. Chr.) war, wie wir von den Synoptikern wissen, ein Bußprediger, der die, die seinem Rufe folgten, im Jordan taufte und Herodes Antipas wegen seines ehebrecherischen Verhältnisses mit Herodias, der legitimen Gattin seines Bruders, tadelte. Bei Matthäus 14, 3-12 lesen wir, die Umstände seines Todes betreffend, daß Herodes, als an seinem Geburtstage die Tochter der

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