Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der dritte Berg

Titel: Der dritte Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. F. Dam
Vom Netzwerk:
geschehn, Sir. Nur noch zwei Mal ums Eck.«
    Vor der Adresse fährt der Taxilenker ganz langsam die Straße entlang.
    Â»Da, sehn Sie?«
    Â»Nein, wo?«
    Â»Auf’m Parkplatz. Der Mercedes. So ’ne edle Kutsche gibts auch in Kalonagar nich an jeder Ecke.«
    Tatsächlich steht da Christians Wagen. Der Fahrer öffnet soeben die Tür und Christian steigt aus dem Fond des Wagens. Ohne sich umzusehen geht er auf das Haus zu, vor dem der Parkplatz liegt. Ein etwa achtstöckiges Wohngebäude mit einer Menge Glas und einem ehrgeizigen Architekten, der darauf bestanden hat, jedes zweite Geschoss in Prismenform nach hinten springen zu lassen. Eine Luxusresidenz. Nachdem er sich durch die Sprechanlage angekündigt hat, verschwindet Christian in der Eingangstür. Dame der Society. Nobelnutte? Bekannte der Familie Mukherjee, an die Christian sich rangemacht hat? Was würde Martha Ticha dazu sagen und der übrige Verein? Aber Martha ist abgebrüht.
    Ich lasse meinen Taxifahrer noch ein kleines Stück fahren und steige dann ebenfalls aus. Ich bitte den Fahrer, zehn Minuten zu warten. Sollte ich dann nicht zurück sein, könne er machen, was er wolle.
    In den Schatten eines Neembaums am Straßenrand gelehnt beobachte ich das Haus und Christians Limousine. Christians Fahrer ist nicht wieder in den Mercedes gestiegen. Rauchend vertritt er sich auf dem mit Autos vollgestellten, dunklen Parkplatz die Beine. Der ersten folgt eine zweite Zigarette. Er geht auf einen kleinen, spärlich beleuchteten Park zu.
    Langsam löse ich mich von meinem Baum und schleiche die Straße entlang. In der Nähe von Christians Limousine angekommen, beschleunige ich meine Bewegungen und ducke mich zwischen den parkenden Wagen hindurch, bis zum Kofferraum des Mercedes. Der Wagen ist nicht abgeschlossen. Der Fahrer steht rauchend am Parkeingang. Ich sehe nicht mehr von ihm als einen roten Punkt, eingerahmt von einem langen Schatten. Ich öffne den Kofferraum und klettere hinein. Dann ziehe ich den Kofferraumdeckel zu mir herab, schließe ihn aber nicht. Ich zupfe einen Schnürsenkel aus einem meiner Schuhe und binde damit den Kofferraumdeckel fest.
    Sehr nüchtern betrachtet vergeht wohl eine halbe Stunde. Nach Ablauf dieser endlos langen Zeit höre ich Christian nach dem Fahrer rufen. Christian steigt ein, der Rücksitz wird ein paar Zentimeter in den Kofferraum gedrückt. Sekunden später fahren wir ab. Ich spüre keine Geborgenheit, ich höre keine vertrauten Geräusche.
    Die Straßen Kalonagars sind schlechter, als man ohne Kofferraumtest denken mag. Fünfzehn, zwanzig Minuten lang wird es immer schlimmer, bis wir schließlich halten. Beißender Brandgeruch zieht durch den offen stehenden Schlitz in meinen kleinen Käfig herein. Der Fahrer steigt aus, geht ein paar Schritte, kommt zurück, ein quietschendes Geräusch, dann fährt er weiter. Augenblicke später stehen wir schon wieder. Die Rückenlehne des Sitzes vor mir knarrt. Christian sagt ein paar Worte, die ich nicht verstehen kann; er steigt aus. Der Wagen hebt sich. Ich warte ein oder zwei Minuten, löse schließlich den Schnürsenkel, stecke ihn in meine Hose und krieche so langsam wie möglich aus dem Kofferraum. Für dieses Manöver brauche ich mehrere Minuten. Der Fahrer darf nicht spüren, dass sich etwas im Wagen bewegt. Es stellt sich aber heraus, dass meine Vorsicht unnötig ist. Der Wagen ist in einer dunklen Ecke eines Hinterhofes abgestellt. Der Fahrer ist verschwunden, genauso wie Christian. Die Luft ist unerträglich. Ich muss husten. Vereinzelt ein Martinshorn und Geräusche wie von großen Abbruchmaschinen oder Baggern. Das Wummern von Helikoptern. Über den Gebäuden, die an den Hinterhof grenzen, ist wild zuckender Feuerschein zu sehen. Die Feuer müssen ganz nahe sein. Ich frage mich, wie der Fahrer durch die Absperrungen gekommen ist, die man doch aufgestellt haben muss.
    Links mache ich ein dreistöckiges, kubusförmiges Gebäude mit Flachdach aus. Nur im Obergeschoss ist in mehreren Fenstern schwaches Licht zu sehen. Bei einem von ihnen ist aber nicht klar zu erkennen, ob es sich nicht um einen Widerschein des Feuers handelt. Ich schließe den Kofferraumdeckel, bis er einrastet, und löse mich von der Mercedes-Limousine. Dann laufe ich zur Hinterseite des Gebäudes und schleiche entlang der Mauer bis dorthin, wo ich die Straße vermute. Ich

Weitere Kostenlose Bücher