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Der dritte Berg

Titel: Der dritte Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. F. Dam
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gelange zu einem Schiebetor aus Aluminium, durch das wir zuvor gefahren sind. Auf der Suche nach einem offenen Fenster oder einer Tür gehe ich die Einfahrt wieder zurück in den Hinterhof. Weiter hinten bemerke ich jetzt einen großen Geländewagen, der dort abgestellt ist.
    In der Dunkelheit falle ich beinahe über eine kleine Außentreppe, die zu einer Hintertür führt. Ich gehe die drei Stufen hinauf und finde die Tür offen. Jetzt begreife ich. Das Gebäude und seine Umgebung ähneln dem Forschungszentrum dieses Dasgupta. Auch der dunkle Geländewagen kann Dasguptas Nissan sein. Daher mein Entschluss, vorerst davon auszugehen, dass ich mich im Research Centre for Geography and Himalayan Studies befinde.
    Als ich die Hintertür öffne, stehe ich in einem kleinen Gang. Außer meinem Atem ist kein Geräusch zu hören. Ich dringe ein paar Meter vor. Schwaches Licht fällt in ein Treppenhaus unmittelbar vor mir. Ich habe es mit zwei oder drei Männern zu tun. Ich muss mich vollkommen lautlos bewegen und ziehe daher meine Schuhe aus. Barfuß gehe ich auf dem glattgestrichenen Betonboden. Ich steige die Treppe hoch. Das Licht kommt aus dem obersten Geschoss. Dort angekommen, halte ich am oberen Treppenabsatz inne und lausche. Leise Stimmen. Sie kommen von links. Ich luge um die Mauerkante in diese Richtung. Die Stimmen sind nun klarer zu hören. Ein Fernsehapparat, oder ein Video auf einem Bildschirm. Die Laute kommen aus einem Raum, dessen Tür geschlossen ist. Ich schleiche daran vorbei. An der nächsten Biegung des Ganges jetzt volle Beleuchtung in einem Zimmer, dessen Tür halb offen steht. Ich stelle meine Schuhe an der Ecke ab und nähere mich dem Lichtspalt. Das Schild neben der Tür sagt: Dr. S.R. Dasgupta .
    Ich schiebe meinen Kopf bis zum Halsansatz durch die Tür. Einen Augenblick lang die absurde Vorstellung, jemand schlüge diese mit voller Kraft zu und trenne mir den Kopf ab.
    Ich blicke mich im Raum um, und ich erschrecke kaum. Ich bin vorbereitet. Christian steht an Dasguptas wuchtigem Schreibtisch. Unmittelbar vor Christian befinden sich zwei Computer-Bildschirme. Und die Wand neben dem Schreibtisch ist voller Karten und Skizzen. Zu dieser Wand begibt sich Christian jetzt; er sucht nach etwas, reißt mehrere Blätter herunter, danach betrachtet er eine große, verschiedentlich markierte Karte. Auf ihr ist eine Gebirgskette zu sehen. In der Mitte ist ein Gebiet eiförmig markiert; die Markierung ist mit Anmerkungen und Zeichen versehen. Ich kann nicht erkennen, worum es sich handelt. Christian entfernt die Karte von der Wand und rollt sie zusammen. Dann entrollt er sie wieder und faltet sie vorsichtig. Schließlich steht er an den Bildschirmen, setzt sich aber nicht hin, bewegt konzentriert die Computermaus, drückt ein paar Tasten, markiert Texte oder Daten und führt mehrere Datenträger in den Computer unter dem Tisch ein. Mein Hals beginnt zu schmerzen. Ich lehne mich an den Türrahmen und wechsle meine Stellung. Christian spürt meine Gegenwart nicht. Am Ende wühlt er sich durch die Unterlagen, die auf dem Schreibtisch wild herumliegen. Dabei geht er noch rücksichtsloser vor als ich an seinem Schreibtisch in Mukherjees Haus. Er gibt sich keine Mühe zu verbergen, dass jemand in Dasguptas Büro war. Mehrere Blätter nimmt er an sich, steckt sie zusammen mit der Karte in eine mitgebrachte Ledertasche, auch den letzten Datenträger zieht er wieder aus dem Computerschlitz und richtet sich auf. Er streckt seinen langen Körper. Er scheint erschöpft von seiner Arbeit, sein Hemd ist am Rücken nassgeschwitzt, trotz der Klimaanlage im Haus, die jedoch auf niedrigem Niveau läuft. Weder den Fahrer noch diesen Dasgupta scheint er zu erwarten. Die beiden könnten sich in dem anderen Raum aufhalten. Jetzt wendet Christian sich halb um. Er mag meine Angespanntheit gespürt haben. Ich ziehe rasch meinen Kopf aus der Tür. Als ich kein Geräusch einer Bewegung höre, schiebe ich ihn wieder vorsichtig hinein.
    Christian, jetzt beinahe im Profil sichtbar, steht entspannt da. Er denkt nach. Am Ende zieht er ein Tuch aus seiner Tasche und wischt die Computermaus, den Computer unter dem Tisch und Teile der Tischoberfläche gewissenhaft sauber. Er will keine Fingerabdrücke hinterlassen. Eine kleine Tatsache, die gegen die Anwesenheit des Leiters der Forschungsstelle, Dasgupta, spricht. Oder jedenfalls

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