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Der dritte Berg

Titel: Der dritte Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. F. Dam
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Bürgersteige sind voll wie ein Fußballstadion am Samstagabend, und die vierspurige Fahrbahn wie der Parkplatz davor. Für die Mitte der Fahrbahnen hat man sich einen Grünstreifen mit Gras und Palmen ausgedacht. Überall Leuchtreklame in der beginnenden Dämmerung. Ich fische eine Münze aus meiner Hosentasche; wir knobeln, wer in das Restaurant gehen muss. Wir wollen beide Christian nicht an einem solchen Ort gegenübertreten.
    Â»Zahl«, sagt Sophia. »Mist.«
    Sie drückt sich schnell an mich, dann verschwindet sie im Restaurant. Doch kommt sie schon eine halbe Minute später wieder heraus.
    Â»Kaum eine Menschenseele um diese Zeit«, sagt sie. »Lass uns hier warten.«
    Also laufen Sophia und ich in der Nähe des Restaurants auf und ab und hoffen auf unser Glück. Sicher scheint jedenfalls, dass Christian sich öfter in dieser Straße aufhält.
    Der Wind ist in den letzten Stunden auch hier in der Stadt immer stärker geworden; die Menschen atmen auf. Als eine kleine Bö durch Sophias Haar fährt, berühre ich Sophia sanft im Nacken, der für einen Augenblick freiliegt. Sophia lacht auf. Wenn Sophia lacht, wirft sie dabei ihren Kopf nach hinten. Diese Bewegung steht im Gegensatz zu – Sophia. Diese Bewegung zeigt Freiheit, beinahe Überlegenheit.
    In dieser Bewegung Sophias sehe ich ihn.
    Â»Da!«, sage ich.
    Â»Hey, was?«
    Â»Ich bin mir sicher«, sage ich. »Komm.«
    Doch ist da nur das versammelte Mittelklasseindien in perfekt gebügelten Hemden, Röcken und Punjabis. Dann finde ich ihn wieder. Dreißig Meter vor uns trottet Christian seelenruhig vor sich hin, sein Telefon am Ohr. Er überragt alle hier um einen Kopf. Ich beobachte Sophia. Ihr Blick ist einfach nur leer, er zeigt keinerlei Regung. Christian trägt bei diesen Temperaturen Jeans, dazu ein weißes Hemd. Wir folgen ihm ein paar Minuten lang. Er ahnt bestimmt nicht, dass wir uns bloß wenige Meter hinter ihm befinden.
    Â»Was meinst du?«, sage ich.
    Sophia beißt sich auf die Lippen.
    An einer Ampel überquert Christian die Straße. Wir folgen ihm bis zum palmenbestandenen Mittelstreifen. Am gegenüberliegenden Straßenrand wartet ein grotesk fetter, in einem braunen Seidenanzug steckender Bengale auf Christian. Er steht neben einem geparkten Geländewagen, dessen Fahrertür weit offen ist. Wir machen zwei, drei langsame Schritte zur Seite. Hinein in den abendlichen Schatten einer Palme.
    Â»Wie kann man nur so dick sein«, sagt Sophia. »Grässlich.«
    Â»Dasgupta. Der Geograf«, sage ich.
    Christian redet eine ganze Weile auf den Fettwanst ein, der gestikuliert mit seinen kurzen, stumpenhaften Armen dazu. Dann tippt Christian ihm mit dem Finger an die fette Brust, steinhart, langsam, entschlossen, und dabei ruft er ein paar Worte.
    Dasgupta verbeugt sich daraufhin, es ist ein kleines, unwillkürliches Zucken, und schiebt sich mit einem scheuen Lächeln in seinen Wagen. Dort wuchtet er sich zurecht, während ihm Christian durch das offen stehende Fenster noch ein paar nette Sätze mit auf den Weg gibt. Winkend fährt Dasgupta ab, und Christian rennt zu einer wartenden Mercedes-Limousine.
    Â»Fahr allein ins Hotel zurück«, rufe ich Sophia zu, während ich bereits zu einem Taxistand laufe. »Bitte.«
    Als Christians Limousine abfährt, steige ich gerade in ein Taxi und biete dem Fahrer einen großen Rupienschein an, damit er dem Mercedes hinterherfährt.
    Â 
    Nach ein oder zwei Kilometern Fahrt verschwindet Christians Wagen in der anbrechenden Finsternis, seine Rücklichter verwischen sich im Reklamelicht, in der Straßenbeleuchtung, in den roten Streifen und den weißen, blendenden Augen Kalonagars.
    Â»Der iss futsch«, sagt der Fahrer. »Aber ich hab da eine Idee.«
    Â»Was meinen Sie?«
    Â»Sir, ich kenn diesen Mann. Iss vor ein paar Tagen von einem Kollegen gefahren worden. Hab ihn gesehen. Den vergisst man nich so schnell. Diese Nadelaugen, die schießen einem ins Heaz.«
    Â»Was schlagen Sie vor?«
    Â»Keine Bange. Bring Sie zu ’ner Adresse, zu der iss er letztes Mal gefahren um diese Zeit. Wissen Sie, Taxifahrer quatschen eine Menge.«
    Â»Welche Adresse denn?«
    Â»Eine Dame der Society. Kann man sagen. Mannomann, bestimmt aber keine gute Schwiegertochter.«
    Â»Bringen Sie mich hin.« Vorsorglich wedle ich mit einem weiteren Rupienschein.
    Â»Schon

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