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Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Titel: Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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vor sich in den Sand. Dort, wo seine Hände zugepackt hatten, löste sich die Farbe und darunter schimmerte es golden. Außerweltliches Metall änderte das Aussehen, sobald es nach Artesian kam. Außerweltliche Maschinen wurden umgestaltet, manche wurden im ganzen verbessert, so wie Karl, der Wachroboter, andere wurden in Teilen vervollkommnet, so wie die Steuereinheit von Madigans Laserbird, Double-T.
    Er betrachtete die drei übereinander angeordneten Lichter. Weiß, grün und rot. Hockster hatte keine Ahnung, was sie bedeuteten, hatte aber ähnliche Lichter an Madigans Prothese gesehen. Daneben war eine glatte, erhabene Fläche von der Größe eines Daumennagels. Er kannte diese Tastflächen aus dem Laserbird. Man berührte sie leicht und schon öffneten oder schlossen sich wie von Zauberhand bewegt Türen und Schränke.
    Das grüne Licht strahlte tatsächlich heller. Hockster zuckte die Schultern. Was sollte schon passieren? Er bewegte den Daumen auf die Platte zu, und als er den Sensor berührte, geschahen zwei Dinge fast zur gleichen Zeit. Drei, wenn man das pfeilschnelle Verschwinden von Tippet mitzählte.
    Der Kasten faltete sich mit einem Fauchen auseinander und gab den Blick auf ein weißes, frostig-kaltes Inneres frei, in dem eine Glasphiole zu schweben schien. Im selben Augenblick gellte ein ohrenbetäubendes: „Neiiiiiiiiin!“ über den Strand. Aus dem Dunkel der Nacht flog ein grauer Schemen heran, prallte gegen Hockster und riss ihn um. Hockster spürte einen heftigen Schlag an der Schläfe und altbekannte Schwärze legte sich über seine Sinne. Nicht schon wieder, dachte er, dann kam die Dunkelheit.
     

Madigan DeVille
     

4. Die Stille der Nacht
     
    Der Abend war längst vorüber, als Madigan mit einem Blick auf die Uhr feststellte, dass sie entgegen des Rates ihres Arztes Doktor Telure auch an diesem Tag das Abendessen verpasst hatte. Sie war nicht überrascht.
    Hunger wäre schön, oder sonst ein Gefühl, das Leben bedeutete. Aber da war nichts außer der Arbeit und dem Versuch, darin Vergessen zu finden.
    Es klopfte an ihre Tür. „Kapitän DeVille?“
    „Ist offen!“, rief sie. Die Tür schwang auf und Waffenspezialistin Candice ’Dice’ Tarquill betrat die Kabine. „Guten Abend, Käpt’n. Ich will nicht stören, aber ich habe hier die Proviantlisten für die Independence. Brauche nur noch ihre Unterschrift hier“, sie tippte auf eine Stelle im Display, „und hier. Danke, Kapt’n. Ich nehme das Shuttle. Die Artesianerin Tira Erylan wird mich begleiten.“
    „Gut! Tun Sie, was Tira sagt. Sie genießt mein Vertrauen und erhält für die Versorgungsmission das Kommando. Sie werden sich einzig um den Transport der Waren kümmern und das Shuttle fliegen.“
    „Wird sie wieder so viele Fragen stellen?“
    Madigan schaute auf und ein belustigtes Lächeln legte sich um ihre Lippen. Seit Tira ein Mitglied der Litkov-Söldner geworden war, versuchte sie den Wissensrückstand, den sie als Artesianerin hatte, durch intensives Lernen aufzuholen. In der wenigen freien Zeit, die sie sich zugestand, stellte sie Fragen.
    „Daran besteht nicht der geringste Zweifel“, antwortete Madigan. „Seien Sie nett zu ihr, Tarquill. Tira lernt schnell und sie ist wissbegierig. Helfen Sie ihr, eine von uns zu werden. Viel Glück.“
    Tarquill nickte, drehte auf dem Absatz um und ging, leise Flüche ausstoßend, hinunter zum Hangar.
    Madigans gute Laune verging so schnell, wie Dice Tarquill sie geweckt hatte. Sie strich sich müde eine Strähne aus der Stirn und hinter das Ohr. Für einen Tag war es genug Arbeit. Ein letzter Rundgang noch und dann wollte sie versuchen, ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Schlafen gehörte seit der Rückkehr ins All nicht zu ihren Stärken. Sie verließ die Kabine und machte sich auf den Weg.
    Nachts war es auf der Independence so leise wie in einer altehrwürdigen Kathedrale. Die Arbeit ruhte, und selbst die beiden Wachen, die die Kontrollstationen besetzt hatten, bewegten sich leise, ja fast andächtig, als könnte jeder Laut durch die Korridore wandern und an die Kabinentüren schlafender Frauen und Männer klopfen. Da die Besatzung der Independence zurzeit aus weniger als einem Dutzend Söldner bestand, erschien Madigan die Stille geradezu gespenstisch.
    Tira saß wahrscheinlich noch immer vor einem der Multivisionsschirme in der Schiffsbibliothek und versuchte vor ihrer Abreise mit Dice die verbleibende Zeit zu nutzen und zu lernen, was man als Söldner einer

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