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Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Titel: Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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weiß sich zu wehren.“
    Hockster nickte. „Also suchen wir uns eine Überfahrt.“ Eher widerwillig setzte er sich in Bewegung und schlug den Weg zurück nach Lindenbrunn ein.
    Im Seehafen lag ein einziges Schiff vor Anker und von seinem Kapitän war weit und breit nichts zu sehen.
    Die Gaststätte Drachenhort war so früh am Morgen kaum besucht. In einer Ecke aß ein einsamer Mensch ein karges Frühstück. Der Wirt sah ihm von seinem Platz hinter dem Tresen dabei zu.
    „Ah, der junge Mann aus Heetland. Wolltest du nicht mit der schönen Frau nach Hornburg reisen?“
    „Das will ich noch immer, brauche jetzt aber ein Schiff.“
    „Zu dieser Jahreszeit wirst du keinen guten Kapitän mehr finden. Der Handel ruht, es verkehren kaum Schiffe so kurz nach dem Winter. Warte ein paar Wochen, dann sieht die Sache vielleicht anders aus.“
    „Keine Zeit! Gibt es weiter keine Möglichkeit?“
    Der Wirt bedachte Hockster mit einem prüfenden Blick von oben bis unten. „Ich sag dir was, du und die hübsche ...“
    „Ja, ja. Jeder kann sehen, dass sie eine Schönheit ist!“, unterbrach Hockster, dem das Gefasel Dritter über Madigan langsam zuviel wurde.
    Blanke Wut blitzte in den Augen des Wirtes. Hockster fürchtete schon, er wolle ihn schlagen.
    „Ich habe ein Schiff!“, rief da der einsame Gast mit vollem Mund.
    „Wirklich?“ Blöde Frage, dachte Hockster. „Ich suche dringend eine Überfahrt nach Hornburg.“
    „Viel Spaß, Junge“, rief der Wirt. „Sein Schiff heißt ‚Reine Verzweiflung.’“
    Hockster trat an den Tisch des Kapitäns und stellte sich vor. Schnell wurden sich die beide Männer handelseinig, Geld wechselte den Besitzer, der Vertrag wurde per Handschlag besiegelt.
    „Viel Glück, Heetländer“, sagte der Wirt, als Hockster und Tippet hinter dem Seemann her hinausgingen. Sein Grinsen gefiel Hockster nicht.
    „Und hoffentlich sehe ich dich nicht wieder“, fügte der Wirt an, als die Tür zugefallen war.
    Hockster bestieg das Schiff mit dem unkonventionellen Namen Reine Verzweiflung. Er fühlte sich nicht sonderlich wohl. Der Kapitän kam zu ihm und sprach von oben zu ihm herab. „Ich erzähle es jedem, der mein Schiff betritt. Jedem! Damit jeder weiß, wo er dran ist! Ich hasse diesen See! Mein Vater ist darin ertrunken. Mein Großvater ist darin ertrunken. Als mein Vater starb, war ich 8 Jahre alt. Ich klaute ein Messer und stach in den See, wie mein Vater es am Tag zuvor getan hatte. Als ich älter wurde, erklärte man mir, was ‚in See stechen’ bedeutet. Also wurde ich Kapitän, sagte dem See den Kampf an. Aus reiner Verzweiflung. Mit diesem Schiff. Dieser See wird mich nicht besiegen. Mich nicht!“
    „Gute Einstellung!“, lobte Hockster und suchte sich ein windgeschütztes Plätzchen im Bug des Schiffes. Tippet kuschelte sich an sein Bein.
    Auf halbem Weg nach Hornburg setzte leichter Regen ein, der sich zu einem handfesten Gewitter auswuchs. Das schien den Kapitän weniger zu stören, als vielmehr herauszufordern. Erst schimpfte er auf Wetter und See, dann brüllte er mit dem Donner um die Wette. Hockster war froh, als das Gewitter weiterzog, und hatte den Eindruck, dass der Klügere nachgegeben hatte.
    In Hornburg angekommen half er dem Kapitän, das Schiff am Kai festzumachen und bedankte sich für die interessante Überfahrt.
    Der Kapitän ignorierte die dargebotene Hand Hocksters. „Du bist kein Hornburger! Du bist Heetländer!“ Es war keine Frage.
    „Ja!“, sagte Hockster. Es war auch keine Antwort.
    „Und du bist auffällig! Sehr auffällig.“
    „Naja, nicht mehr als Ihr, würde ich sagen.“
    Wut funkelte in den Augen des Kapitäns – oder war es reine Verzweiflung, fragte Hockster sich einen kurzen Moment. Dann sagte der Seemann barsch: „Wenn du leben willst, halte dich einfach von großen Plätzen fern. Und jetzt runter von meinem Schiff, Heetländer. Ich hasse euch alle.“
    Hockster verließ eilig das Hafenviertel und machte sich auf den Weg zum Palast. Der Eingang ins Talikon lag auf dem Königshügel. Die wenigen Wachen, die auf den Straßen hinauf patrouillierten, begrüßten Hockster, bestellten auch Grüße von Alep und Kwin, und versicherten auf seine Nachfragen, dass alles zu seinen Wünschen vorbereitet sei. Offensichtlich hatten die Herren des Lindentals alles getan, damit Madigan und er die Reise ohne Schwierigkeiten antreten konnten. Vielleicht war sie ja schon da. Er fragte eine der Wachen. Die Antwort war niederschmetternd.
    Vor dem Eingang

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