Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

aufgehört. Mit der Erschaffung der Glasarmee sind die Absichten der Nat Chatkas klar.“
    „Zatkan ist eine Wüste, sagt man“, versuchte Hockster es erneut.
    Wigget legte den Kopf schief und sagte: „Habt Ihr eine Vorstellung davon, was die beiden Herren Magier mit ein paar Samen und einigen wohlklingenden Magierversen zum Thema Regen anstellen werden?“
    „Wann brechen wir auf?“, fragte Alep.
    „Das gibt einen Mordskrach, wenn wir wieder nach Hause kommen“, warnte Wigget.
    „So tapfer er auch ist“, bemerkte Kwin an Alep gewandt, „so hat er doch immer noch jede Menge Sorge um sein Wohlergehen, wenn seine Frau Juwel ins Spiel kommt. Wir lassen ihn besser hier.“
    „Seid schön brav, Baumbehüter, sonst erzähle ich Lisett, dass Ihr der Frau des Sattlers schöne Augen gemacht habt.“
    „Aber das habe ich doch gar nicht!“
    „Sorgt Euch nicht. Ich werde meinen Irrtum eingestehen, nachdem sie Euch runtergeputzt hat.“
    „Du kleiner, mieser ...“
    „Der Sohn des Krämers wird sich gern was verdienen wollen“, unterbrach Alep. „Kommt, gehen wir ihn suchen und schicken ihn ins Tal.“
    „Das wird niemals gut gehen“, mahnte Wigget. „Aber auf mich hört ja niemand.“
    Er sprang auf Aleps Schulter. „Wieso eigentlich?“
    „Wieso was?“
    „Wieso niemand je auf mich hört?“
    „Weil du immer nörgelst“, sagte Kwin. „Da gewöhnt man sich irgendwann dran. Früher oder später.“
    Alep öffnete die Tür.
    „Also wirklich Baumbehüter, ich warne lediglich. Und sagt hinterher nicht ...“ Wiggets restliche Worte wurden von der zufallenden Tür verschluckt.
    „Sie sind seltsam!“, sagte Hockster, als sie allein waren. „Alle drei!“
    „Was hast du erwartet? Sie sorgen für Frieden, auf ihre sehr eigenwillige Art und sind dabei ausgesprochen erfolgreich.“
    „Wigget ist alt“, sagte Tippet plötzlich. „So alt wie Stein. Seine Zeit neigt sich dem Ende entgegen.“
    „Was soll das heißen?“, fragte Madigan.
    „Wir alle müssen sterben“, sagte Tippet, legte den Kopf auf ihre Tatzen wie auf ein Kissen und schloss die Augen.
    Hockster schüttelte den Kopf, als Madigan ihn fragend ansah. „Ich habe keine Ahnung, was das heißen soll.“
    Er goss sich Tee in den Becher und gab Honig dazu. In der Tassenmitte entstand durch beständiges Rühren ein trichterförmiger Strudel, der seinen Blick wie magisch anzog. Madigan betrachtete ihn fasziniert und wartete.
    Irgendwann tauchte er aus seinen tiefen Gedanken wieder auf und sah sie an. „Damals, als wir einander kennenlernten, war ich eigentlich auf dem Weg an diesen Ort hier. Ich war durchdrungen von meinem Glauben an Gerechtigkeit, an Magie und die Prophezeiung. Irgendwo hatte ich auf meinen Reisen die Geschichten von Elders und Bohnthal gehört und ich wollte sie kennenlernen. Jetzt bin ich hier und ich sehe zwei junge Männer, die älter sind als ihre Lebensjahre behaupten, sicher aber nicht weiser. Sie suchen und finden Streit in jedem Gespräch und führen es so, als könnte es das Letzte sein. Ich beneide sie um ihre Freundschaft.“
    Madigan lächelte. „Sie sind wie du, Hockster Beltrim. Der Hofstaat in Hornburg zwingt sie, Politik zu machen. Aber sie weigern sich und leben hier, versuchen Schaden von ihrer Heimat abzuwenden und beschützen ihre Familien.“
    „Es kann doch nicht immer nur um Leben und Tod gehen!“, sagte Hockster und Bitterkeit schwang in seiner Stimme mit.
    Auf dem Tisch lag noch ein Stück Käse. Madigan nahm es auf und betrachtete es von allen Seiten. „Genau darum geht es!“, sagte sie, und biss hinein. Augenblicklich verzog sie das Gesicht, kaute und schluckte und sagte schließlich: „Es geht immer nur darum! So schlecht ist Käse gar nicht. Hier, der Rest gehört dir.“
    Hockster nahm das Stück Käse, drehte es und legte es zurück auf den Holzteller. „Manchmal muss man alte Gewohnheiten aufgeben und etwas Neues ausprobieren.“
    „Manche Entscheidungen fällt man zu spät!“
    „Wenn man schnell ist, kann man die Zeit überlisten!“, erwiderte Hockster und grinste von einem Ohr zum Anderen.
    „Wir werden sehen. Ich gehe jetzt zum Laserbird, ich habe Tira versprochen, sie auf dem Laufenden zu halten. Vielleicht muss ich noch einmal auf die Independence. Wir treffen uns rechtzeitig heute bei Einbruch der Dunkelheit.“
    „Ich bin nicht sicher, dass wir allein bleiben sollten nach dem Vorfall heute Morgen. Ich möchte dich begleiten.“
    Madigan war versucht zuzustimmen. Hockster