Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)
Geist.“
„Ihr irrt Euch!“
„Nein, gewiss nicht.“
„Was ist mit ...!“
„Still!“, zischte Hockster eindringlich. „Sag es nicht!“
„Schneeflocken!“
Hockster knurrte wütend.
„Sie sind weich!“, beharrte Tippet.
Augenblicklich setzte heftiges Schneetreiben ein. Wind pfiff quer über den Weg, trieb dicke Flocken weißen Schnees darüber. Hockster verlor augenblicklich die Orientierung.
Der Weg verschwand innerhalb eines Augenblicks unter einer weißen Decke. Hockster, dem der Atem vor dem Mund gefror, blieb stehen und sah sich um. Mit dem Schnee kehrten auch die Vögel und Fische zurück. Die Vögel trugen Sättel aus weißem Marmor, die Fische saßen darin und hüpften auf und ab. Auch die Beltrimblumen waren wieder da und dienten den Fischen jetzt als Peitschen. Jedes Schnalzen wurde zu einer Prüfung.
„Dreckiger Beltrim!
Komm zu uns!
Du gehörst uns, zu uns.
Wir warten, wir warten lange, komm, sonst kommen wir.“
Die Schmährufe verwandelten sich in einen Gesang, dem Hockster sich kaum noch entziehen konnte. Andererseits hasste er diese verdrehten, sinnentstellten Wesen, die sein Blut gewesen waren, und wollte sie mit Feuer und Glut verbrennen, bis nichts mehr blieb als Asche.
Er ballte die Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder, wie ein schlagendes Herz. Als seine Augen halb zufielen und nur noch das Weiße zu sehen war, schlug Tippet ihn mit ihrem langen Schwanz.
Hockster schüttelte sich, öffnete die Augen und sah die Drachin verblüfft an.
„He, was fällt dir ein, dummer Drache?“
„Oh, bedankt Euch nicht“, erwiderte Tippet. „Es war mir ein Vergnügen.“
Der Schneefall ließ nach. Trolle eilten herbei, schoben Schnee mit riesigen Pranken zusammen und schufen damit Skulpturen, die denen aus der Kristallhöhle ähnlich sahen. Menschen kamen dazu und Zwerge und schon bald säumten aus Schnee geformte Lebewesen den Weg.
Tippet sah Hockster an. „Wie lange, glaubt Ihr, dauert es, bis diese Figuren zum Leb ... ah, schon passiert! Ich brauche es nicht einmal zu sagen.“
Die Schneefiguren erwachten. Sie stapften näher, berührten fast den Weg, drängten sich zusammen und atmeten Eishauch aus. Die Kälte zog wie Nebel über den Weg und hüllte die beiden Wanderer ein. Hockster konnte mit ansehen, wie seine Hände erst weiß und dann blau wurden. Dann verklebte Eis seine Wimpern und er konnte die Lider nicht mehr heben.
„Ich erfriere“, stöhnte Tippet hilflos.
„Müssen runter vom Weg“, mahnte Hockster kraftlos. „So kalt!“
„Ja, runter. Bleiben!“
„Da ist Wärme. Ein Schritt.“ Hockster war kaum zu verstehen.
„Nein! Denkt ... Sonne.“
„Sonne. Ich gehe.“
Tippet sah zu, wie Hockster sich auf allen vieren von ihm wegbewegte. Sie war vor Kälte starr und besaß auch gar nicht mehr die Kraft, sich aufzulehnen. Zu weit weg war der Reisende, um ihn noch einmal zu schlagen. Also sagte sie das Einzige, das ihn noch retten konnte. „Was, wenn sie es doch tut?“ Eiswolken wallten mit jeder Silbe aus ihrem Mund.
Hocksters Hand schwebte über dem Schnee jenseits des Weges unbeweglich in der Luft. Langsam zog er sie zurück, drehte sich um und ließ sich auf den Hosenboden fallen. Sein Gesicht war weiß von Frost. „Wer? Was?“
Zähne klapperten.
Tippet rollte sich zusammen, legte den frostweißen Kopf auf kalte Tatzen, aber es stellte sich keine Wärme ein. „Dummer Mensch! Madigan! Was wenn sie Euch doch liebt?“
Hockster nickte und kroch zurück.
„Kalt, Reisender.“
„Bin vorbereitet!“, sagte Hockster zähneklappernd. Er fingerte an seinem Rucksack, rutschte immer wieder ab, aber schließlich brachte er ihn auf. Er suchte darin herum und zog schließlich triumphierend eine Fackel heraus. Sein Grinsen erstarb im selben Moment, als die Schmerzen einsetzten. Es war, als schnitte ihm der Frost durch das Gesicht bis auf den blanken Knochen.
Hockster legte die Fackel ab, griff sich Tippet und bettete die kleine Drachin, die schon ganz kalt war, in seinem Schoß. Im nächsten Moment entzündete er mithilfe der Magie die Fackel, legte sie vor sich auf den Weg und lenkte mehr und mehr der magischen Energien hinein, bis sie hell aufloderte. Eine Blase aus angenehmer Wärme hüllte bald darauf Mensch und Drachin ein, die die Kälte aus ihren Knochen trieb.
Der Frost schmolz und tropfte von Mensch und Tier herab. Tippet streckte die noch immer kalten Glieder und hüpfte schließlich von Hocksters Schoß. „Das war ausgezeichnet,
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