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Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Titel: Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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als doppeldeutig empfunden. Nun würde er bald herausfinden, welches Ende damit gemeint war „Das war noch nicht einmal der Anfang.“
    Tippet schaute auf Hocksters Hand. „Ihr solltet das heilen!“
    „Schon geschehen.“ Die Bisswunden schlossen sich zusehends. Ein letzter Tropfen Blut floss heraus und fiel. Auf den Wunden aber bildete sich schon der erste Schorf, als der Tropfen noch unterwegs war, wurde hart und trocken, dann dunkelrot und fiel schließlich ab, als das Blut in die Lache auf dem Weg platschte.
    „Fertig!“, sagte Hockster. Von den Wunden waren nur noch weiße Punkte in der dunklen Haut zu sehen.
    „Fertig!“, piepste es vom Weg nach oben. Hockster und Tippet schauten hinunter, sahen aber nur die winzige Blutlache. Kaum der Rede wert.
    „Ihr habt es doch auch gehört, richtig?“
    „Leise aber vernehmlich.“
    „Hat der magische Kram was damit zu tun?“, fragte Tippet.
    „Woher soll ich das wissen? Blut spricht in der Regel nicht, ja, meins ist sogar ausgesprochen maulfaul. Ich würde glatt behaupten, dass es gar nicht sprechen kann!“
    „Ihr sagtet, die Schrecken, die hier lauern, sind mannigfaltig. Langsam verstehe ich, was Ihr damit gemeint habt.“
    „Es geht los.“ Hockster und Tippet wichen zurück, starrten aber wie gebannt auf das haarfeine Rinnsal roten Blutes, das über den Weg floss, die Grenze zum Frühling überschritt und sich im grünen Gras mit den wenigen Tropfen von Hocksters Blut vereinigte, die er dort nach dem ersten Biss verloren hatte.
    Hockster sah seinem Blut hinterher und staunte mit Tippet, als sich daraus ein bunter Schmetterling erhob, der heftig flatternd aufstieg und dann zerplatzte.
    Schmetterlingsfetzen fielen herab, und wo sie fielen, wuchsen weiße Blumen, deren Blütenblätter das stark verkleinerte Gesicht Hocksters umschlossen
    „Das sieht fürchterlich aus!“, sagte Hockster.
    „Gewöhnt Euch daran. Ich sehe das den ganzen Tag ... und es ist viel größer!“
    „Wir sollten verschwinden, so schnell es geht.“
    „Einverstanden!“, erwiderte Tippet und lief los.
    Noch immer segelten Schmetterlingsfetzen in wiegenden Bewegungen herab und sorgten für immer mehr Beltrimblumen. Feine Stimmchen schlossen sich zu einem immer lauter werdenden Chor zusammen, der Schmähungen rief.
    „Tötet die Eindringlinge! Fresst den Beltrim! Besteigt sein Weib! Verflucht seine Kinder! Schlachtet ihn! Schändet sie!“
    Hockster wollte nicht hören, aber seine eigene Stimme aus so vielen Mündern von der Zerstörung all der Dinge sprechen zu hören, die er liebte und lieben wollte, stürzte ihn in tiefe Fassungslosigkeit.
    „Die klingen sogar wie Ihr!“
    „Sie sollen aufhören.“
    „Sagt das denen, nicht mir! Woher habt Ihr es gewusst?“
    „Was gewusst?“
    „Dass es schlimmer wird!“
    Hockster sah sich um, die Blumen blieben zurück. Er zuckte die Schultern und wurde langsamer. „Der Vorteil körperlicher Benachteiligung. Als Kind war ich ständig auf der Suche nach Tätigkeiten, die mich meine fehlende Größe vergessen ließen. Handwerkliche Tätigkeit zum Beispiel, Zauberei, Bücher. Vor allem Bücher. Ich habe mein halbes Leben damit zugebracht, Bücher zu lesen. Wo immer ich Bücher fand, blieb ich für eine Weile.“ Hockster merkte erleichtert, dass die Erinnerungen das gegenwärtige Grauen vertrieben.
    „Wenn man einmal damit angefangen hat, kann man nicht mehr aufhören. Mit den Jahren ändert sich die Neigung. Man entwächst erst den Märchen, dann den Abenteuergeschichten und landet irgendwann bei wissenschaftlichen Abhandlungen über die Magie und ihren praktischen Nutzen.“ Hockster lächelte vergnügt. „Aber unvergessen bleiben die Geschichten, von denen man genau weiß, dass man sie ein zweites und auch drittes Mal lesen wird.“
    „Habt Ihr?“
    „Ja!“
    „Und Ihr erinnert Euch auch an Orte und Personen, die darin beschrieben wurden?“
    „An jede Einzelne!“
    „Schwer zu glauben.“
    „Ich erinnere mich besonders gut daran, dass in meinen Geschichten vor Orten wie diesen nachdrücklich gewarnt wird. Die Aufgabe hier lautet: Verweigere dich dem Schönen und stelle dich den Gefahren. Wer besteht, wird belohnt. Wer scheitert, wird eine sinnentleerte Hülle wie die da.“ Hockster wies auf die Lebewesen, die sich auf den Wiesen rundherum tummelten.
    Die Blumen waren jetzt kaum noch zu hören.
    „Vielleicht habt Ihr auch einfach keine Ahnung, was Spaß bedeutet“, mutmaßte Tippet
    „Und du behauptest, ausgeprägte Sinne

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