Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)
schulterte seinen Rucksack, nahm vorsichtig das Mantelbündel mit der Drachin darin auf und setzte seinen Weg fort.
Die Wölfe liefen noch eine Zeit lang neben Hockster her und blieben dann nach und nach zurück.
„Wie geht es dir?“, fragte Hockster besorgt, als er den Mantel aufgerollt hatte.
„Gut!“
„Wenn du mir den Käse aus den Ohren ziehst, dann brauchst du mir nicht zu danken.“
„Ich wäre fast erstickt, Ihr werdet keinen Dank – Käse? Wieso stopft Ihr Euch Käse ... oh, ja, das war klug. Beugt Euch herab.“
Hockster sah, wie Tippet die Krallen ihrer rechten Tatze ausfuhr. Es waren drei. Seltsam, besaß Naggit nicht vier Krallen? Oder sogar fünf? Drei Krallen an jeder Tatze ... Chetekken hatten solche Klauen.
Es gab ein seltsam schmatzendes Geräusch, als der Käse aus dem Ohr glitt. Dann war das linke Ohr dran. Hockster presste die beiden Käsestücke zu einem Klumpen und holte aus ...
„Halt! Werft das bloß nicht fort. Wer weiß, was hier mit fliegendem Käse passiert ... Oh nein, sind das Kühe?“
Weit entfernt in der Jahreszeit des Herbstes fielen Kühe vom Himmel und hüpften auf und ab.
„Wir beeilen uns besser“, riet Hockster argwöhnisch. „Und hör endlich auf, deine Gedanken auszusprechen! Diese Welt wartet nur darauf, dass du ihr sagst, was dich ängstigt.“
Hockster dachte an Naggit. Der vorlaute Drache würde hier keine zwei Minuten überleben.
Er stopfte den matschigen Käse in die Manteltasche, hob Tippet auf seine Schulter und fing an zu laufen.
„Wie lange haltet Ihr das durch?“
„Ich bin ausdauernd.“
„Gut für uns.“
Die Landschaft veränderte sich, der Frühling wurde immer sommerlicher, der Herbst immer dunkler und abweisender. Jenseits der Jahreszeitengärten waren endlich massive Wände zu erkennen und je weiter sie vorankamen, desto näher rückten die Wände zusammen.
„Wir nähern uns dem Ausgang.“
„Das ist denen da wohl auch aufgefallen.“
Eine Delegation von Zwergen und Kobolden näherte sich von der Herbstseite. Menschen, Feen und Drachen, nicht größer als Tippet, stolzierten aus dem Frühling heran.
„Seht, Reisender“, flüsterte Tippet. „Voraus ist eine Nebeltür.“
Die Gartenwesen standen jetzt Spalier. Schließlich hob ein Zwerg die Hand und sagte: „Sieh da, Dummfleisch!“
„Wo Licht ist ...“, sang ein wirklich hässlicher Troll.
„... da bin ich der Schatten“, fügte ein Menschenmann hinzu.
„Wir sind gegangen!“, sagte ein Kobold.
„Den Weg gegangen“, sagte der Zwerg.
„Sind abgekommen“, sagte eine Fee.
„Vom Weg gekommen“, sagte ein Drache.
Dann sangen alle zugleich.
„Süßes Verlangen.
Das Glück zu erlangen.
Verloren!
Gefangen!
Auf ewig!
Gefangen!
Rette uns!
Tötet uns!
Alles zusammen!“
Hockster erreichte die Nebeltür.
„Haltet nicht an, Reisender. Schreitet einfach hindurch.“
„Sehr gern!“ Hockster trat durch den Nebel in die nächste Welt.
„Das sieht doch schon ganz gut aus“, bemerkte Tippet, als sie drüben ankamen.
Hockster betrachtete die beiden Portale, die hier standen. Sie sahen aus wie Spiegel. „Haben wir es geschafft?“
Tippet hob den Kopf, sog die abgestandene Luft ein und sagte: „Wir sind da. Wir sind in Tazkys.“
„Das wurde auch Zeit.“
„Wir sollten hier nicht stehen“, mahnte Tippet. „Das Portal nach Lomakk wird häufig benutzt. Folgt mir, ich kenne einen guten Platz, an dem wir uns ausruhen können.“
So begann die Wanderung durch die Dunkelheit ein weiteres Mal. Doch dieses Mal währte sie nicht lange. Tippet führte Hockster in eine Felsenkammer, in der sie von außen nur gesehen werden konnten, wenn jemand direkt in die Kammer hineinleuchtete.
„Hier kommt selten jemand vorbei“, bemerkte Tippet. „Ich habe mich schon einige Male hier versteckt.“
Hockster teilte Dörrfleisch und Brot mit der Drachin, doch sie war nur am Dörrfleisch interessiert. Sie verschlang es in Windeseile. Hockster ließ sich Zeit, kaute, schluckte und biss erneut ab. Langsam beruhigte er sich.
„Ich glaube nicht, dass ich denselben Weg zurückgehen möchte!“, sagte er schließlich.
„Wie wollt Ihr sonst nach Idenhal gelangen?“
„Wir klauen noch ein Boot!“
„Das wird sicher kein zweites Mal gelingen.“
Hockster brummte zustimmend. „Wahrscheinlich nicht!“
11. Die Magie steckt in den Köpfen
Tippet hatte sich zusammengerollt und war wenig später eingeschlafen. Hockster beneidete sie darum. Er schloss die
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